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Halle Halle: Faszination des Reifrocks

Von CLAUDIA CRODEL 07.11.2011, 18:43

Halle (Saale)/MZ. - Die Mode ändert sich heute bekanntlich ständig. Früher ging das nicht in einem solch rasanten Tempo. Betrachtet man aber ein ganzes Jahrhundert, kann man nur staunen. Von welchen verschiedenen Moderichtungen das 18. Jahrhundert geprägt war, das haben jetzt die Malschüler der Künstlerin Gabriele Böttcher untersucht. Und sie ließen sich davon zu eigenen künstlerischen Arbeiten inspirieren.

Den Auftrag dafür bekamen sie vom Stadtmuseum. Im Dezember wird im Christian-Wolff-Haus im Rahmen des Themenjahrs "Geselligkeiten" des Landesprojekts "Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert" eine Dauerausstellung zu diesem Jahrhundert eröffnet, die an die reiche kommunikative, kulturelle und wissenschaftliche Tradition des Gebäudes anknüpft und das gesellschaftliche Leben in dieser Zeit beleuchtet. "Da geht es auch viel ums Private", sagt Kuratorin Cornelia Zimmermann.

Auch im museumspädagogischen Bereich soll das eine Rolle spielen: Ein für die Museumspädagogik gedachter Raum soll von Kindern und Jugendlichen themengerecht gestaltet werden. Deshalb wurde Gabriele Böttcher gefragt, ob sie sich in ihrer Malschule mit dem Thema "Mode des 18. Jahrhunderts" befassen könne.

Die Herausforderung nahm sie gern an. Als Diplom-Bildteppichgestalterin hat die hallesche Künstlerin schon immer eine besondere Beziehung zum Textilen. Zunächst stand jedoch auch für sie jede Menge Recherchearbeit auf dem Plan. "Der Anfang des 18. Jahrhunderts war vom Rokoko geprägt. Das hieß beispielsweise, dass die Frauen geschnürt wurden, zum anderen aber auch sehr große Ausschnitte trugen - und natürlich die Reifröcke", erläutert Gabriele Böttcher. "Es war ein sehr künstliches Szenario für die Frau." Gut 100 Jahre später habe es dann ganz anders ausgesehen. Unter dem Einfluss Napoleons zog die Empire genannte Stilrichtung ein, die ganz lockere Kleider vorsah. Statt Korsett und Schnürung wurde nun die wahre Figur der Trägerin sichtbar.

Gabriele Böttcher erkundete mit ihren Schülern gemeinsam die Moderichtungen - und nicht nur das. Auch Hintergründe zur Lebensweise wurden betrachtet. Für die jungen Leute war es interessant zu erfahren, was es damals im Alltag schon gab und was nicht.

Dann ging es an die künstlerische Arbeit. Die Kinder und Jugendlichen brachten zu Papier oder auf Leinwand, wie sie die Mode aus dieser Zeit sehen. Frauen mit riesigen Haaraufbauten auf dem Kopf und weitausladenden, reich verzierten Reifröcken sind da ebenso zu sehen wie Männer in Uniformen oder ihrer Zeit gemäßen Anzügen. Die jungen Leute haben keine Figurinen gezeichnet. Ihre Palette reicht vom Porträt bis hin zu kompletten Gesellschaftsszenen. Bei der Umsetzung haben sie zu verschiedensten Techniken gegriffen, von der Bleistift- oder Kreidezeichnung bis hin zur Ölmalerei oder zu Mischtechniken und Kombinationen mit Stoffen.

Bei dieser künstlerischen Aufarbeitung soll es nicht bleiben. "Im nächsten Schritt möchte ich mit meinen Schülern zwei Figuren mit Kleidung aus dieser Zeit bauen", erläutert Gabriele Böttcher. Nicht mit genähten Kleidern, sondern als Adaptionen etwa mit Folien oder Rüschen. Spannend werde dabei die Fertigung der Stellage für einen Reifrock: "Eine interessante Unterkonstruktion", sagt Gabi Böttcher.