Großer Einsatz für Tschernobyl-Opfer
Halle/MZ - . Es war Ende 2004, als sich Dagmar und Horst van Emmerich im weißrussischen Zhodino nach einem Restaurantbesuch nachts auf den Weg ins Hotel machten. "Hunderte junger Leuten waren draußen", erzählt Dagmar van Emmerich. Die Begegnung war die Geburtsstunde für ein außergewöhnliches Projekt: Den Bau eines Jugendzentrums, um junge Leute in Zhodino von der Straße zu holen.
Nun ist das Vorhaben, das 350 000 Euro kostet, fast vollendet - nicht nur dank großer ideeller Unterstützung des Ehepaars van Emmerich. Sie stellten mit eigenen Mitteln auch die Grundfinanzierung sicher. Die Eheleute sind mit Sachsen-Anhalt und vor allem in Halle fest verwurzelt. Horst van Emmerich war in den Neunzigern Verbandsdirektor der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt und Aufsichtsrat der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG). Später wurde er erstes Ehrenmitglied im HWG-Aufsichtsrat. Die Familie hält der Saalestadt mit Besuchen und ehrenamtlichem Engagement bis heute die Treue.
Sein größtes Engagement bringt das Ehepaar aber im Verein "Tschernobyl-Kinder" in Mülheim an der Ruhr ein, deren Gründerin und Vorsitzende Dagmar van Emmerich ist. "Nachdem der Eiserne Vorhang fiel, wollten wir den Betroffenen der Atom-Katastrophe in Weißrussland helfen", so Dagmar van Emmerich, eine pensionierte Schulleiterin. Zunächst hat man Hilfskonvois mit Bekleidung und medizinischer Ausrüstung finanziert und Kinder aus Weißrussland nach Deutschland zu Gastfamilien eingeladen. 1 300 Einladungen wurden bisher ausgesprochen.
Später kamen Projekte zur Völkerverständigung hinzu. So organisierten die van Emmerichs 2003 eine Dreiländer-Fahrradtour für Jugendliche aus Zhodino. Die Route führte auch durch Sachsen-Anhalt. Zwei Jahre später nahm das Projekt in Zhodino immer mehr Gestalt an. Und wieder zogen - angetrieben von den van Emmerichs - viele an einem Strang: Die Stadtverwaltung in Zhodino stellte ein Grundstück für das Jugendzentrum bereit, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bewilligte 49 000 Euro. Viele Spenden gingen ein. Den größten Anteil jedoch schulterten die van Emmerichs. Der vielfältige Einsatz wird sich lohnen: Mitte November soll das Jugendzentrum eingeweiht werden.