Giftmüll im Saalekreis Giftmüll im Saalekreis: Die Angst wächst
TEUTSCHENTHAL/ANGERSDORF/MZ. - Zwar wurden die verantwortlichen Geschäftsführer entlassen und das Genehmigungsverfahren zur Einrichtung einer weiteren Giftmülldeponie in Angersdorf auf Eis gelegt, eine Umfrage der MZ in beiden Orten aber hat ergeben: Die Bürger fühlen sich betrogen und fordern Aufklärung.
"Mit der Entlassung der beiden GTS-Geschäftsführer ist doch das Problem nicht vom Tisch", sagt Sandra Lenke aus Teutschenthal. Wer garantiere denn, dass es nicht trotzdem klammheimlich weiter gehe mit der illegalen Einlagerung? Sie fordert strengere Kontrollen der GTS durch die Genehmigungsbehörden.
Diesem Gedanken schließt sich auch Ralf Tuchscherer an: "Es müssen meiner Meinung nach Alternativen zur Einlagerung von Giftmüll gefunden werden und die gibt es, schauen Sie sich doch die großen Halden an. Dieser Aushub stammt ja aus den Schächten und da gehört er auch wieder hin." Große Zustimmung sieht er freilich für diesen Vorschlag nicht, "denn das wäre kein profitables Geschäft, sondern würde eher Geld kosten", so der Mann aus Teutschenthal weiter.
Franz Morawetz stimmt ihm zu. Er sieht eine mangelnde Informationspolitik durch die Grube selbst, aber auch durch die Landesregierung. In Angersdorf, so meint er, sei jetzt zwar das Genehmigungsverfahren für eine Giftmülldeponie ausgesetzt worden, aber das bedeute noch gar nichts, "der Förderturm wurde ja schon gebaut, das kann jeder sehen".
Gefahr nicht nur durch Grube
Einen Verlust an Lebensqualität befürchte inzwischen wohl fast jeder, der in Teutschenthal lebt, meint Nadine Fildebrandt. "Ich habe drei Kinder, um deren Gesundheit und Sicherheit mache ich mir jeden Tag Sorgen. Es gibt hier ja nicht nur die Grube. Oberhalb des Ortes ist der große Untergrundgasspeicher, das ist alles andere als beruhigend." Angelique Pabel teilt diese Bedenken: "Man kann ja nicht einfach alles aufgeben, Haus und Heimat. Außerdem - wer kauft in einer Region, die ständig in den Negativschlagzeilen ist, ein Haus?" Die Begründung für das Verfüllen der Schächte hält die junge Frau für zweifelhaft, ja fadenscheinig. "Diese Leute sagen immer, es muss verfüllt werden, sonst gibt es wieder einen Gebirgsschlag wie 1996. Aber wo bleiben die Gutachten, die das belegen?" Robert Kahlenfels will ebenfalls endlich einen wissenschaftlichen Beweis für diese Behauptung. "Ansonsten nehme ich an, dass ein möglicher Gebirgsschlag nur als Popanz herhalten muss."
Euphorie bleibt aus
"Giftmüll - nicht mit uns" - so heißt es auf einem Spruchband in Angersdorf. Die Aussetzung des Genehmigungsverfahrens durch die aktuellen Ereignisse wird dort dennoch nicht als Grund für Euphorie gesehen. Keiner der befragten Angersdorfer sieht die geplante Mülldeponie schon endgültig vom Tisch. Nicht einfach ad acta legen könne man aber die schon vorher vorgebrachten 3 000 Einwände gegen das Projekt, meint Olaf Koch. Das sieht auch Sylvia Böhme so, die bei allen Veranstaltungen der Bürgerinitiative dabei war. "Ich hatte jedes Mal das Gefühl, die Gruben-Chefs, die ja auch die Deponie in unserem Ort betreiben wollen, haben alles schön geredet."