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Durch Tunnel nach Leipzig

Von Andreas Lohmann 03.12.2004, 18:26

Halle/Leipzig/MZ. - Ab Sonntag fahren die ersten Züge mit Fahrgästen über die gesamte neue S-Bahn-Straße Halle / Leipzig. Die Deutsche Bahn bezeichnet sie als Linie 10 und weist mit grünem S-Bahn-Logo auf die Haltepunkte hin. An einigen Brücken wurde der Schriftzug "Halleipzig" angebracht. Die MZ sah sich mit Bahn-Projektleiter Rudolf Deinert an den insgesamt 13 Haltepunkten um.

Halle / Hauptbahnhof: Abfahrt und Ankunft der Züge stets am Bahnsteig 1. In die S-Bahnen nach Trotha und Nietleben (Bahnsteig 2) muss man weiterhin umsteigen wegen noch veralteter Stellwerke. Modernisierung geplant. Beschwerlich: das Umsteigen in die Straßenbahnen wegen des langen Fußweges zum Riebeckplatz. Das wird sich 2005 verbessern: Eine neue Tram-Haltestelle eröffnet direkt vor den Bahnsteigen 1-6.

Halle / Messe: Die erste von sechs komplett neuen Stationen. Der Name "Bruckdorf" wurde auf Wunsch der Stadt verworfen. Eingleisig von Halle Hbf. bis Messe. Auf der Strecke: ein 205 Meter langer Tunnel, darüber die Ferngleise nach Erfurt. Hinter dem Tunnel ein riesiges Sickerbecken für Regenwasser und eine Zufahrt für Rettungsfahrzeuge. Dann fährt die Bahn durch einen 400 Meter langen Trog. Tunnel und Trog sind die teuersten Bauwerke der gesamten Strecke. Der Zugang zum Haltepunkt Messe ist zurzeit provisorisch, weil die Stadt die Dürrenberger Straße noch nicht fertiggebaut hat. Geplant ist ein großer Park-and-Ride-Platz. Rampen für Behinderte, kein Fahrstuhl.

Dieskau: Neue Bahnsteige, etwas versetzt von den alten, Fahrstuhl. Die Station liegt am Rande von Zwintschöna, heißt aber traditionell Dieskau. Fußwege am Freitag zum Teil noch im Bau. Wer sein Auto parken oder Fahrrad abstellen will, hat Probleme wie an den meisten Stationen. Die Finanzierungsvereinbarung von Bund und Land sah nicht den Bau von Parkplätzen und Radständern vor. Auf allen Bahnsteigen: Überwachungskameras und Terminals zum Fahrkartenkauf und Entwerten.

Gröbers: Umgebauter Haltepunkt, versetzt vom alten. Fahrstuhl. Kilometerlanger Schallschutz, beschmiert mit Graffiti. Besonderheit: Hier schwenkt die S-Bahn der Flugenhafen-Linie Richtung Airport ein und fährt auf dem Gleis der ICE-Strecke Erfurt-Halle / Leipzig über die Station Messe nach Leipzig Hbf. (stündlich unterwegs).

Großkugel: Neue Bahnsteige. Wie überall transparente, sechs Meter breite Wartehäuschen. Liegt mitten auf einem Feld zwischen Beuditz (300 Meter) und Großkugel (1000) Meter. Fahrradständer schon seit längerer Zeit. Hier noch die einzige Bahnschranke im Streckenverlauf. Soll später durch Brücke / Unterführung ersetzt werden.

Schkeuditz-West: Komplett neuer Haltepunkt, noch nicht ganz fertig, mit Fahrstuhl. Zeitverzug in der Planungsphase. Am Sonnabend soll eine vormontierte Fußgängerbrücke über die Gleise gehoben werden. Gebaut auf der alten Trasse Halle-Leipzig. Anbindung für das Gewerbegebiet am Rossberg (Modezentrum, Bank, Hotel).

Schkeuditz: Neues Stellwerk, Fahrstuhl. Neue Bahnsteige, wie überall 55 Zentimeter hoch. Bei Bedarf (wenn in nächsten Jahren neue Züge angeschafft werden) hydraulisch anzuheben auf 76 Zentimeter. Bahnhofsgebäude abgerissen. Wie auf allen Stationen zwischen Halle und Leipzig kein Personal mehr, lediglich Fahrkartenautomaten. Auffällig der Backsteinbau einer verfallenen Malzfabrik.

Lützschena: Völlig neuer Haltepunkt, Fahrstuhl. Alter Bahnhof war vorher lange stillgelegt. Ab hier Weiterfahrt bis Leipzig auf komplett neuem Gleiskörper.

Wahren: Umgebauter Haltepunkt, örtlich verlegt, neues Stellwerk, Fahrstuhl. Von hier aus bis Leipzig / Hbf. völlig neue Gleisführung. Folge: Strecke verkürzt sich von 38 auf 31 Kilometer. Station nur von Norden erreichbar, südlicher Zugang ist eine Huckelpiste und wird geschlossen.

Slevogtstraße: Komplett neu, Rampe. 150 Kleingärten mussten weichen, auch wegen neuer Bundesstraße 6. Lange Schallschutzwand vor Friedhof Möckern. Noch beschmiert mit Graffiti, soll aber beseitigt werden bis zum offiziellen Start am 11. Dezember. Zweitteuerstes Teilstück: Wegen schwieriger Bodenverhältnisse musste für die Straßenunterführung eine Betonwanne gegossen werden.

Olbrichtstraße: Komplett neu, lange Rampe. Hier sind große Behörden ansässig (Landesversicherungsanstalt, Arbeitsamt), untergebracht in einem sanierten Kasernenkomplex. Auf der anderen Seite die hässliche Mauer einer alten Russenkaserne. Es stehen noch verrostete Wachtürme herum. Von hier aus nur noch eingleisige Strecke bis Leipzig Hbf.

Gohlis: Komplett neu, Fahrstuhl. Um die Haltestelle einzurichten, mussten zwei große Brücken neu gebaut werden, eine historische Brücke (Geibelstraße) wurde mit einer neuen überbaut. Parallel wurde die Strecke Leipzig-Erfurt saniert. Vom alten Gohliser S-Bahnhof, der auf der anderen Seite der Lützowstraße liegt, geht es weiter nach Grünau - etwas verwirrend.

Leipzig: Der Hauptbahnhof ist ein Schmuckstück. Gute Anbindung an die Straßenbahn. Busse (vor Osthalle) und Taxis (vor Westhalle) gut erreichbar, zudem großes Parkhaus. An- und Abfahrt der S-Bahn immer vom überdachten Gleis 4.