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DM im Schwimmen DM im Schwimmen: SV Halle im Rausch der Rekorde

Von Petra Szag 05.05.2014, 07:28
Julia Willers ist auf den Bruststrecken eines der großen Talente des SV Halle. In Berlin holte sie je einmal Gold, Silber und Bronze.
Julia Willers ist auf den Bruststrecken eines der großen Talente des SV Halle. In Berlin holte sie je einmal Gold, Silber und Bronze. Imago Lizenz

Berlin /MZ - Es ist ja so eine Sache, sich über Anweisungen von Trainern hinwegzusetzen. Doch Julia Willers hatte am Samstag einen guten Grund. Als Halles Schwimm-Co-Trainer Marian Bobe seine Athletin am Beckenrand der deutschen Meisterschaften fragte, ob sie denn schon fertig sei mit dem für die Muskulatur so wichtigen Ausschwimmen, rechtfertigte die 17-Jährige ihr etwas verkürztes Programm mit den Worten: „Ich durfte doch nicht meine Siegerehrung verpassen.“

Ein Argument, das dann auch Trainer Bobe gelten lassen konnte, war doch diese Ehrung der Lohn für Willers’ dritten Platz über die 100 Meter Brust, noch dazu erreicht mit einem neuen Altersklassenrekord von 1:08,86 Minuten.

Der Leistung der Elftklässlerin vom halleschen Sportgymnasium tat das verkürzte Ausschwimmen keinen Abbruch. Denn tags darauf schaffte die mit 1,60 Metern eher kleine Schwimmerin noch einmal etwas ganz Großes. Auf den kräftezehrenden 200 Metern steigerte Julia Willers ihre persönliche Bestzeit um fast zwei Sekunden - im Schwimmen der Spitzenklasse sind das Welten. Auch ihre 2:29,24 Minuten waren Altersklassenrekord. Nicht einmal eine Sekunde fehlte der Vizemeisterin am Ende zur Norm für die EM in drei Monaten in Berlin.

Für ihre Steigerung hatte Julia Willers später eine simple Erklärung. „Über 50 Meter zum Auftakt bin ich nur Fünfte geworden, da war ich schon enttäuscht. Danach wollte ich es besser machen“, erklärte sie. Zumal ihre Trainer Defizite bei der Technik ausgemacht hatten. Die Arme waren beim Schwimmzug zu eng am Körper.

Feinschliff muss sein

Derartiger Feinschliff muss sein. Und er hatte an diesem Wochenende Erfolg. Zum Abschluss holte Willers in der Lagenstaffel mit ihren Vereinskolleginnen Theresa Michalak, Daniela Schreiber und Mandy Feldbinder sogar Gold und verpasste nur knapp den deutschen Rekord.

Die Ergebnisse machten Marian Bobe Mut. Er sieht in der 17-jährigen Athletin noch viel Entwicklungspotenzial: „Wenn sie noch ein bisschen abgezockter wird und auf den letzten Metern kaltschnäuziger schwimmt, wird sie sich weiter verbessern.“

Neben den drei Goldmedaillen für Paul Biedermann (siehe Seite 18) war Julia Willers der zweite große Lichtblick für den SV Halle, der insgesamt mit einer guten Bilanz von den Titelkämpfen heimkehrt. Dazu beigetragen hat auch Theresa Michalak, für die das Staffel-Gold bereits der zweite Titel war. Die Allrounderin hatte sich zuvor mit ganz viel Wut im Bauch den Sieg über 200 Meter Lagen in der EM-Normzeit von 2:13,16 Minuten gesichert. Wut, weil sie Teil eins der zeitlichen Verbandsvorgabe im Vorlauf mit 2:15,29 Minuten knapp verpasst hatte. „Ich habe mich verpokert, dachte ich bin schneller und habe auf der letzten Bahn einen Gang rausgenommen, um Kräfte für das Finale zu sparen“, erklärte die 21-Jährige später.

Wiedergutmachung wollte Michalak über 100 Meter Schmetterling betreiben. Immerhin reichten ihre 59,76 Sekunden zu Platz drei.

17 Jahre alte Rückenschwimmerin überrascht

Damit war sie um einen Rang besser als Daniela Schreiber. Die Vorjahressiegerin über 100 Meter Freistil ging diesmal auf ihrer Spezialstrecke als Fünfte leer aus. 14 Wochen Trainingsausfall wegen Bundeswehr-Grundausbildung und einer Erkrankung ließen sich nicht kompensieren. „Ich habe gewusst, dass es schwer wird. Aber ich habe es wenigstens versucht und gekämpft“, sagte Schreiber betrübt. „Bei den Schmetterlings-Rennen habe ich im Augenblick einfach ein besseres Gefühl.“

Grund zur Freude hatte Mandy Feldbinder. Die 17 Jahre alte Rückenschwimmerin überraschte gestern mit Bronze über 100 Meter in 1:02,17 Minuten. Auf den 50 Metern war sie im Vorlauf in 29,07 Sekunden schon so schnell gewesen wie bisher noch keine andere deutsche Schwimmerin der AK 18.

Lohn für die Erfolge: Bundestrainer Henning Lambertz hat Feldbinder und Trainingsgefährtin Laura Riedemann (16) für sein Perspektivteam im Auge. „Wir hatten im März eine Einladung zum Lehrgang, waren aber zu der Zeit im Trainingslager in den Belmeken“, erklärte Feldbinder. Die nächste Berufung kommt bestimmt.