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Das Wunderkind aus Halle

Von Karen Haak 17.09.2007, 16:21

Halle/MZ. - Damit dürfte Tae Min Hyun der jüngste Klavier-Solist weit und breit sein, der je mit einem Orchester wie der Staatskapelle ein Konzert spielen durfte. Dem Jungen scheint das nichts auszumachen. Unbefangen schüttelt er dem Dirigenten die Hand, und begrüßt die erste Geige fast schon kumpelhaft. Mit roter Schärpe und roten Wangen setzt sich die Hauptperson an den Flügel. Und los geht's.

Viele nennen Tae Min Hyun ein Wunderkind. Das mag daran liegen, dass er Mozart liebt, am vergangenen Samstag ein Solokonzert spielte und die fünfte Klasse besucht. "Ich liebe die Musik", erklärt der Zehnjährige lapidar. Das Konzert mit den Profis der Staatskapelle bildet den Höhepunkt in der Karriere des Pianisten - den vorläufigen Höhepunkt. Neun Monate arbeitete er gemeinsam mit Neli Kostov an dem Klavierkonzert von Mendelssohn Bartholdy. "Er übt mit einer für sein Alter ungewöhnlichen Disziplin", sagt seine Klavierlehrerin, die ihren Schützling seit dessen viertem Lebensjahr unterrichtet.

Manchmal muss sie Tae Min bremsen. Vorige Woche hat ihm die gebürtige Bulgarin drei Tage Trainingspause verordnet. Sonntags ist sowieso frei. "Und eine halbe Stunde intensiv üben ist immer besser, als drei Stunden wie ein Motor zu spielen", erklärt Neli Kostov - ein Erfolgskonzept, wie sich dann im K & K zeigen sollte: Der Knirps spielte ohne Fehler, konzentrierte sich aber nicht selbstvergessen, sondern behielt stets den Dirigenten Ivan Törzs im Auge. Der Amerikaner zeigte sich dann auch begeistert vom Können des Nachwuchspianisten: "Ohne Zweifel ein großes Talent", staunte er.

Die Musik ist Tae Min Hyun quasi in die Wiege gelegt worden. Sein Vater, Ki-Hyun Park, ist Tenor im Opernhaus. Die Mutter spielt Orgel und hat Tae Min auch die ersten Klavierstunden gegeben. Beide stammen aus Korea, wo auch ihr erster Sohn geboren wurde. Mit drei Jahren kam er nach Deutschland. Halle ist zwar seine Heimat geworden, aber Tae Min zieht es in die Welt hinaus. "Ich möchte in Korea auftreten und in New York und überall sonst auf der Welt", erklärt der Fünftklässler. Aber die großen Häuser will er nicht als Pianist, sondern als Dirigent betreten. Bis dahin will Tae Min Hyun seine umfangreiche Trophäensammlung an Nachwuchspreisen vergrößern. Im Oktober tritt er beim Bach-Wettbewerb in Köthen an, im November in Tschechien.

Im Frack sieht der junge Hallenser zwar aus wie ein kleiner Erwachsener, sein kindliches Gemüt hat er sich aber zum Glück bewahrt. Er kickt gerne mit seinen Freunden, wartet ungeduldig auf das Erscheinen des letzten Harry-Potter-Bandes und spielt mit seinem Gameboy, während er Interviews gibt. Pokémon heißt sein momentanes Lieblingsspiel.