Affäre um Vorstand der Volksbank Halle Affäre um Vorstand der Volksbank Halle: Kübler findet seine Beurlaubung "merkwürdig"
Halle (Saale) - Wochenlang war der Aufsichtsrat der halleschen Volksbank völlig zerstritten gewesen, am Montagabend fiel der entscheidende Beschluss aber einstimmig. Die beiden Vorstände des Kreditinstituts, Manfred Kübler und Egbert Alter, werden beurlaubt. „Mir wurden keine Informationen über die Hintergründe der Entscheidung mitgeteilt“, sagte Kübler am Dienstag auf MZ-Anfrage. Er finde es aber merkwürdig, dass ein Aufsichtsrat, der noch in diesem Monat neu gewählt werden sollte, derart weitreichende Entscheidungen treffe. „Hier werden Fakten geschaffen.“
Die Beurlaubung des Banken-Vorstands ist aber der Höhepunkt in einer Affäre, die bereits vor Monaten ihren Anfang fand. Damals hatte eine kleine Gruppe, der Personalausschuss, in dem zehnköpfigen Aufsichtsrat dem Chef der Bank Kübler mehrere Darlehen genehmigt. Allerdings soll Kübler keinerlei Sicherheiten hinterlegt haben. Viel zu riskant befanden fünf andere Aufsichtsratsmitglieder und bedrängten ihre Kollegen sowie Kübler, die Kredite in Millionenhöhe endlich abzusichern. Kübler lehnte offenbar ab, ein Streit brach aus zwischen den gewählten Aufsichtsräten. Zwischen jenen, die Küblers Kredite genehmigt hatten und denen, die der Vergabe kritisch gegenüber stehen. Die Situation eskalierte, als die fünf Querulanten im Aufsichtsrat kurzerhand abgewählt werden sollten.
Kübler soll Kredite ohne Sicherheiten bekommen haben
Das ging nicht nur schief, die fünf Aufsichtsräte nannten im Mai nun auf einer sogenannten Delegiertenversammlung, was ihrer Meinung nach mit Kübler und der Volksbank nicht in Ordnung ist. Demnach soll Kübler „über ein offenes und vollständig ungesichertes Kreditvolumen von 1,35 Millionen Euro“ verfügen. Dies gehe aus einem Bericht zum Jahresabschluss 2013 des für die Volksbank Halle zuständigen Genossenschaftsverbandes hervor, der im Mai des vergangenen Jahres dem Aufsichtsrat zugegangen sei. Kübler soll in den vergangenen Jahren immer wieder Kredite von der Volksbank bekommen haben, ohne jemals entsprechende Sicherheiten dafür hinterlegt zu haben.
Der Imageschaden für die Bank war groß, als die Vorwürfe publik wurden: das Zerwürfnis im Aufsichtsrat einerseits und dem Streit einiger Aufsichtsräte mit Vorstand Kübler andererseits. Umso erstaunlicher ist der einstimmige Beschluss vom Montagabend. Offenbar wurde auch denen im Aufsichtsrat die Situation zu heikel, die Kübler bislang gestützt hatten. Bis zur Klärung aller Vorwürfe sind beide Vorstände suspendiert. Auch Co-Vorstand Egbert Alter ist betroffen. Er war ebenfalls zu Kübler auf Distanz gegangen. Offiziell spricht der Aufsichtsrat deswegen von einem Zerwürfnis im Vorstand und begründet so die Beurlaubung der beiden Manager. Im Kern richten sich die Vorwürfe aber nur gegen Kübler. Neben angeblich ungesicherten Krediten wird dem 62-Jährigen Bankenchef vorgeworfen, ein zu hohes Jahresgehalt zu beziehen. Dies soll mehr als doppelt so hoch sein, wie die Vergütung von Vorständen vergleichbarer Volksbanken. Dies soll nach Angaben der fünf Aufsichtsräte in dem Brief an die Vertreterversammlung vom zuständigen Prüfverband beanstandet worden sein.
Prüfbericht der Bankenaufsicht entscheidend
Laut Geschäftsbericht der Volksbank Halle haben Kübler und Alter im Jahr 2013 zusammen rund eine Million Euro bekommen. In einem Brief an die Vertreterversammlung wird zudem die private Nutzung seines Dienstwagens sowie die Abrechnung einer Versicherung über die Bank kritisiert. Mit der Volksbank Halle ist eines der wichtigsten Kreditinstitute der Region in Turbulenzen geraten. Die Bilanzsumme beträgt 540 Millionen Euro. 2013 erwirtschaftet die Volksbank 1,4 Millionen Euro Gewinn.
Die beiden Vorstände sind zunächst bis zum Erscheinen eines Prüfberichtes der Bankenaufsicht „Bafin“ beurlaubt. Der soll noch im Juni erscheinen. Dann soll die Vertreterversammlung der Volksbank tagen und auch einen neuen Aufsichtsrat wählen. Die bisherigen zehn sind aufgefordert worden, nicht erneut zu kandidieren. (mz)