50 Minuten warten 50 Minuten warten: Eröffnung der Selbstpflück-Plantage bei Morl sorgt für Run auf Äpfel

Halle (Saale) - 50 Minuten anstehen für ein paar Körbe Äpfel. Das wäre im Supermarkt schneller gegangen. Aber nicht so günstig „und vor allem nicht so frisch“, sagt Renate Reinisch und hievt einen ihrer beiden Körbe einen guten Meter weiter nach vorn. Ihre Begleitung pflichtet ihr bei: „Das ist eine der wenigen Plantagen, die es noch gibt. Wir hoffen, dass die Landwirte noch lange weitermachen.“
Run auf Äpfel: Vor allem Rentner nutzen Selbstpflück-Angebot in Morl an
Am Montagvormittag herrscht reger Betrieb auf der Selbstpflück-Plantage direkt hinter der Autobahnabfahrt Halle-Trotha. Mehr als 100 Kunden, vornehmlich ältere, gehen durch die Baumreihen und pflücken einen Apfel nach dem anderen. Anschließend heißt es warten, denn nur ein einziger Mitarbeiter wiegt die Körber voller Früchte und kassiert ab. Reinisch hat 50 Minuten gewartet, bis sie an der Reihe ist, andere warten sogar mehr als eine Stunde. „Aber es lohnt sich. Man weiß, wo es herkommt, da schmecken die Äpfel gleich besser“, sagt eine Kundin, die mit einer Sackkarre zum Abtransport angerückt ist.
Dass so viele Kunden seine Äpfel kaufen wollen, freut Dieter Hornung - eigentlich. Denn der Betriebsleiter des Obsthofes in Wallwitz weiß: Er wird die riesige Nachfrage wohl nicht decken können. Bereits am Montagvormittag sprechen erste Kunden davon, dass die besten Äpfel schon geerntet seien. „Der Frost hat uns in diesem Jahr einen großen Teil des Früchte zunichte gemacht“, ärgert sich Hornung. Rund 40 Prozent der Blüten seien erfroren, dementsprechend mager ist das, was an den Bäumen hängt.
Verlust bei eigener Ernte durch Selbstpflücken auf Plantage ausgeglichen
Eine der elf angepflanzten Sorten ist sogar komplett erfroren. Andere Sorten konnten mit der Kälte besser umgehen. Dort gibt es kaum Verluste. „Immerhin ist die Qualität und Größe der Äpfel, die es geschafft haben, gut“, sagt der Landwirt. Seine Bäume stehen auf vier Hektar Land. Die Trockenheit habe weniger Schaden angerichtet, als von vielen befürchtet. „Das liegt aber auch daran, dass wir intensiv gewässert haben, was sehr aufwendig und teuer war. Wir mussten das Wasser extra zur Plantage fahren, weil es dort keinen Brunnen gibt.“
Hornung glaubt, dass der Frost auch bei privaten Apfelbaum-Besitzern zugeschlagen hat und die Bewohner der umliegenden Dörfer ihren Verlust nun bei ihm ausgleichen wollen, indem sie Äpfel zukaufen. Wie lange die Plantage geöffnet bleibt, könne man nicht sagen. „Normalerweise haben wir offen, bis der letzte Apfel gepflückt ist“, sagt er.
Äpfel am besten in luftiger Kiste für eigenes Mikroklima und gegen das Schimmeln
Bei den Mengen, die die Kunden schon am ersten Tag mitgenommen haben, dürfte das nicht allzu lange dauern. Die meisten wollen das Obst im Keller einlagern. Mit Wintersorten wie Braeburn klappe das durchaus bis ins Frühjahr, wenn die Früchte kühl aufbewahrt werden.
Am besten sollte man sie in einer luftigen Kiste lassen, rät Hornung. So bilden sie ihr eigenes Mikroklima und schimmeln nicht. Äpfel im privaten Keller einlagern - das scheint zumindest auf dem Dorf noch ganz normal zu sein, obwohl Supermärkte das Obst das ganze Jahr über anbieten. (mz)