Schutzengel Schutzengel: 33-Jährige rettet verwirrten Pkw-Fahrer

Gräfenhainichen - Blumen von der Polizei. „Gibt es nicht alle Tage“, sagt Ramona Schuster. „Den Strauß werde ich trocknen und aufheben.“ Die 33-Jährige aus Schlaitz ist zum rettenden Engel geworden: Am vergangenen Freitag war die Altenpflegerin auf ihrer Mittagsrunde unterwegs.
In Möhlau fiel ihr ein Auto auf, das immer wieder auf die andere Fahrspur geriet. „Ich dachte erst, da sucht jemand etwas.“ Spätestens als die Fahrt in Schlangenlinien auch auf schnurgerader Straße zwischen Möhlau und Zschornewitz nicht endete, war Ramona Schuster bewusst, dass sie handeln musste.
„Da konnte was nicht stimmen. Der Autofahrer hat auf nichts reagiert. Nicht auf Hupen, nicht auf Aufblenden.“ Was dann folgte, nennt Gräfenhainichens Regionalbereichsbeamter Lutz Spengler am Donnerstag ein Beispiel für Zivilcourage. „Es wäre schön, wenn mehr Leute so handeln würden. Sie hat Schlimmes verhindert.“
Die Altenpflegerin ist bei den ambulanten „PflegeEngeln“ in Zschornewitz beschäftigt und dürfte nun zum Schutzengel für viele geworden sein. „Daran denkst du nicht. Ich wusste nur, dass ich handeln musste.“ Die Schlaitzerin griff zum Handy, rief die Polizei an und verfolgte das Fahrzeug vor ihr. Mehr noch. Sie lenkte ihr Auto auf die Straßenmitte, schaltete die Warnblinkanlage ein und machte entgegenkommende Fahrzeugführer auf die Gefahr aufmerksam.
„Zwei, drei Mal habe ich es schon krachen sehen. Es ist zum Glück nicht dazu gekommen.“ Erleichterung schwingt in den Worten der Frau mit, die ihre etwas andere Verfolgungsjagd auch in Zschornewitz fortsetzte. Hier fuhr das Auto vor ihr über Rad- und Fußwege.
Nichts schien es zu bremsen. Erst in Gräfenhainichen war es soweit. Der Fahrer war völlig neben der Spur. Im Nachhinein wird von Nebenwirkungen von Medikamenten berichtet. Der Mann kommt zur Beobachtung ins Krankenhaus, ist momentan aber wieder wohlauf.
Dass sie für ihren Einsatz öffentlich gelobt wird, ist Ramona Schuster fast schon peinlich. Schließlich hätte sie doch wegsehen oder einfach weiterfahren können. „Ich war schon energisch am Telefon. Die Polizei hat gesagt, Beamte sind in fünf Minuten da.
Ich bin fünf Minuten hinter dem Auto hergefahren. Die Zeit wird sehr lang.“ Im Nachhinein schossen der Frau noch ganz andere Sachen durch den Kopf. „Ich habe beim Autofahren mit dem Handy telefoniert. Ich dachte schon, da bekomme ich noch Ärger.“
Die Altenpflegerin handelte, um Schaden von anderen abzuwenden. „Da tritt alles andere erst einmal in den Hintergrund“, stellt Lutz Spengler fest. „Leute wie Sie braucht es einfach mehr.“ (mz)