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Wärmebilder vom Altar

Von Jörg Müller 04.04.2008, 16:32

Mansfeld/MZ. - Aufgrund von Unterschieden in der Wärmestrahlung lassen sich nämlich Unterzeichnungen sichtbar machen. "Die Kamera schaut durch die Malschicht hindurch", sagt Maier. Was die Wissenschaftler dabei finden, sind Vorzeichnungen mit Kohle oder Pinsel, "die erste künstlerische Anlage, bevor der eigentliche Malprozess beginnt". "Die Unterzeichnungen zeigen unmittelbar die Handschrift des Künstlers und bieten so einen direkten Zugang zu seiner Person."

Die Kunstwissenschaftlerin arbeitet in Mansfeld im Rahmen ihres Forschungsprojekts zum Thema "Bildentstehung der mittelalterlichen Tafelbilder". Ihr Mann, der an der Universität Mainz gearbeitet hat und mittlerweile Rentner ist, unterstützt sie in technischen Dingen. So hat er unter anderem ein spezielles Computerprogramm geschrieben. "Das Verfahren ist kompliziert und zeitaufwändig", erläutert der Physiker. Die auf einem Gestell vor dem Kunstwerk angebrachte Kamera wird mit kleinen Motoren bewegt und arbeitet vollautomatisch. Dabei werden jeweils vier mal fünf Zentimeter große Ausschnitte untersucht. "Insgesamt werden wir hier rund 8 000 Wärmebilder aufnehmen", so Maier. "Und dann kommt die richtige Arbeit: die Auswertung." Das Besondere an dem Verfahren ist, dass die Kunstwerke ohne Beschädigung, etwa durch eine Probenahme, untersucht werden können. Und es liefert nicht nur Erkenntnisse zur Entstehung des Bildes, sondern auch zu seinem Zustand.

Der Altar in der Schlosskirche ist um 1520 entstanden. Die Bilder zeigen die Kreuzigung, Christus in der Vorhölle und die Auferstehung sowie auf der Werktagsseite die Verkündigung. Sie stammen von Hans Döring (um 1483 bis 1559), einem Cranach- und Dürer-Schüler, der außer in Mansfeld auch in Eisleben, Wittenberg und in Hessen Kunstwerke geschaffen hat. Die Maiers stießen auf einer Tour durch die Gegend eher zufällig auf den Mansfelder Altar und "waren sofort begeistert". Und seit Ostern sind sie nun jedes Wochenende hier tätig. "Wir sind der christlichen Jugendbildungsstätte sehr dankbar für die Unterstützung unserer Arbeit", sagt Rüdiger Maier. So habe unter anderem der Hausmeister das Holzgerüst für die Kameraausrüstung gebaut.

"Wir freuen uns immer, wenn wir etwas über unseren Altar erfahren können", sagt Volker Schmidt, Leiter der Jugendbildungsstätte. Wobei nicht jede Erkenntnis unbedingt erfreulich sein muss. Die Expertin hat nämlich auch festgestellt, dass der Altar mal wieder restauriert werden müsste.