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Eisleben Eisleben: «Ein mutiges Projekt»

Von jörg müller 29.04.2012, 19:31

eisleben/MZ. - Und auch im Saal des Gemeindehauses am Petrikirchplatz, wohin der Gottesdienst per Video übertragen wurde, gab es bald kaum noch Platz. "Ich begrüße alle, für die die Kirche heute zu klein ist", sagte denn auch Gemeindepfarrerin Iris Hellmich zu Beginn der Feier und bat: "Kommen Sie wieder - so voll ist es nicht immer." Pfarrerin Simone Carstens-Kant, Projektleiterin des Zentrums, sagte, sie freue sich besonders , mit einer so großen Gemeinde die Taufe zu feiern. "Das ist immer einer meiner Wünsche gewesen." Getauft wurden in dem Gottesdienst zwei Säuglinge, Margarete Louise Quenzel und Conrad Jacob Rolf Quenzel, sowie zwei Jugendliche, Hannes Rheinländer und Robert Ludwig Gerlach - mit Wasser aus dem großen Becken, aber am kleinen Luther-Taufstein.

Vier neue Mitglieder in der Kirche - "da können wir doch erst einmal Beifall klatschen", sagte Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende und jetzige Lutherbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In ihrer Predigt nannte sie das Zentrum Taufe "ein mutiges Projekt". Sie wisse, dass über das Zentrum in Eisleben durchaus kontrovers diskutiert worden sei. "Ich habe unter anderem gelesen, dass manche Angst vor einem Tauftourismus haben", sagte Käßmann. "Aber das wäre doch wunderbar."

In einer Grußstunde erinnerte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) an den anfänglichen Spott über das Taufbecken - mit Bezeichnungen wie "Protestantenpool" oder "Schwimmhalle". "Aber dieser Spott hat eine Debatte ausgelöst; man musste sich dazu positionieren." Dorgerloh: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und zweifellos ist das Zentrum ein Gewinn für Eisleben, für die Kirche und für das Thema Taufe." Sein Kabinettskollege, Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), sagte, er sei stolz, dass mit "so wenig Geld etwas so Tolles gebaut" worden sei. In Sanierung und Umbau der Kirche sind zwei Millionen Euro investiert worden, darunter Mittel aus dem Unesco-Welterbestätten-Programm und dem Konjunkturpaket.

Der katholische Pfarrer Michael Schwenke nahm auf den ökumenischen Charakter des Zentrums Bezug. "Die Taufe ist das, was die Christen seit 2000 Jahren verbindet." Er hoffe, dass hier ein "Ort des vertieften Miteinanders" entstehen werde, so Schwenke.

Unter den Besuchern war auch der frühere Eisleber Pfarrer Scott Moore, der gemeinsam mit seiner Frau Claudia Bergmann vor Jahren das erste Konzept für ein Taufzen-trum erarbeitet hatte. "Es ist wunderbar zu sehen, was daraus geworden ist", sagte Moore. "Das große Taufbecken ist ein ganz starkes Symbol für Luthers Theologie. Von hier werden Wellen ausschlagen - so wie die eingravierten Kreise auf dem Fußboden", so Moore.