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17. Juni 1953 17. Juni 1953: Tafel erinnert an Bergmann

Von Jörg Müller 18.06.2013, 09:33
Horst (links) und Winfried Arndt an der Gedenktafel für ihren Vater.
Horst (links) und Winfried Arndt an der Gedenktafel für ihren Vater. Jürgen Lukaschek Lizenz

Eisleben/Hettstedt/MZ - An den 60. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR ist am Montag mit mehreren Veranstaltungen im Mansfelder Land erinnert worden. In Eisleben und Wimmelburg wurden Gedenktafeln enthüllt; in Hettstedt lud die evangelische Kirche zu einer Gesprächsrunde mit Zeitzeugen ein; und in Gerbstedt versammelten sich Bürger zu einer Gedenkfeier in der Kirche und einer Kranzniederlegung am Denkmal vor dem Rathaus.

Schüler auf Spurensuche

Im Eisleber Rathaus sprach der Historiker Hartmut Lauenroth über die „Stätten des 17. Juni 1953 in der Lutherstadt Eisleben“. Im Rahmen eines Projekts, das von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt und der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) gefördert worden ist, hat Lauenroth gemeinsam mit Schülern der Katharinenschule die damaligen Ereignisse in Eisleben und der Region in einer Broschüre und einer Power-Point-Präsentation zusammengefasst. Diese werden der Eisleber Sekundarschule und dem Gymnasium als Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. Die etwa zehn bis zwölf Schüler der achten bis zehnten Klasse haben außerhalb des Unterrichts an dem Projekt mitgearbeitet. „Ich interessiere mich sehr für Geschichte“, sagte Robert Ludwig Gerlach, einer der beteiligten Schüler. Über den 17. Juni habe er vorher noch nichts gewusst. „Wir haben in Büchern nachgelesen und unter anderem im Stasi-Archiv geforscht“, so der Neuntklässler.

Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) hob die verständliche Darstellung und den regionalen Bezug der Arbeit hervor. Wie sie sagte, solle im Herbst dazu eine Veranstaltung für Geschichtslehrer und Stadtführer angeboten werden.

Verblasst

Am Andreaskirchplatz enthüllten Erhardt Schmidt und Wolfgang Stiehl eine neue Gedenktafel, die an den Volksaufstand erinnert. Schmidt, damals Bergmann auf dem Fortschrittschacht, war am 17. Juni im Demonstrationszug nach Eisleben mitmarschiert. Er hatte vor zehn Jahren die erste Gedenktafel initiiert, die mittlerweile aber verwittert und kaum noch sichtbar gewesen war. Sie ist vorerst eingelagert worden. Stiehl, stellvertretender VOS-Landesvorsitzender, sagte, er freue sich besonders, dass für und mit Schülern gearbeitet worden sei. „Das Eisleber Projekt ist beispielhaft.“ Er müsse immer wieder feststellen, dass der DDR-Volksaufstand oder der Mauerbau nicht im Unterricht behandelt würden. Der Verband fordere seit langem, dass die kommunistische Diktatur in der DDR ein Prüfungsthema an Sachsen-Anhalts Schulen sein müsse - so wie zum Beispiel in Niedersachsen. Die Gedenktafel möge die nachkommenden Generationen informieren und mahnen. „In jeder Diktatur gilt nur eine einzige richtige Weltanschauung. Alles andere wird mit Gewalt bekämpft“, so Stiehl.