Y-Häuser in Dessau Y-Häuser in Dessau: 270 Wohnungen werden bis 2015 saniert

Dessau/MZ - Zwei der drei Y-Häuser im Dessauer Stadtzentrum haben einen neuen Eigentümer: Unternehmer Karl-Wilhelm Geissel, der die markanten Hochhäuser am Stadtpark erst im Juli 2013 im Paket gekauft hatte, hat diese an das mittelständische Leipziger Wohnungsunternehmer Neutecta verkauft. „Allein hätte ich sieben, acht Jahre gebraucht, um die Häuser nacheinander zu sanieren“, erklärte Geissel. Mit dem neuen Partner sei nun eine ganz andere Dynamik möglich. „Ich kann mich ganz auf die Friedrichstraße 17 konzentrieren.“ Schon Ende 2015 sollen alle drei Häuser fertig saniert sein.
Neutecta hat seinen Hauptsitz in Leipzig, zählt 40 Mitarbeiter und ist vor allem in den neuen Bundesländern aktiv: als Aufkäufer und Sanierer von niedrigpreisigen Plattenbauten. „10.000 Wohnungen haben wir in den vergangenen Jahren gekauft“, schätzt Vorstand Karsten Awiszus. „2.000 haben wir derzeit noch im Bestand.“ Mit den beiden Y-Häusern in Dessau kommen 178 Wohnungen hinzu.
Interesse seit 2009
„Wir sind seit 2009 an dem Projekt interessiert“, sagte Tilo Beier, Vorstand der Neutecta. Zwei Mal sei man in den Verhandlungen über den Kauf der Dessauer Y-Häuser schon relativ weit gewesen. Ein Abschluss kam nicht zustanden. „Nun haben wir einen neuen Kuppler gefunden, der es geschafft hat, alle Interessenten wieder an eine Tisch zu bringen.“ Am Ende ging alles relativ schnell. Für die beiden Dessauer Y-Häuser hat die Neutecta eine neue Objektgesellschaft gegründet. Das sei nicht unüblich, versicherte Beyer. Wer sich im Internet umschaut, findet tatsächlich viele Firmen, die auf die Neutecta zurückgehen. Die Dessauer Firma trägt den Namen „Sputnik 1“.
Über den Kaufpreis machten beide Seiten keine Angaben. Im Sommer 2013 hatte Geissel die Gesamtkosten für den Kauf und die Sanierung der drei inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Y-Häuser mit acht Millionen Euro angegeben. „Alle Zusagen, die ich damals gemacht habe, haben 1 zu 1 Bestand“, versicherte Geissel. Es war ein Satz, den Walter Matthias, Sprecher der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft, aufmerksam registrierte.
Dessau-Roßlaus Vermieter hatte beim Verkauf im vergangenen Jahr ein Sozialcharta ausgehandelt. Diese sichert den verbliebenen Mietern in den Y-Häusern über 60 Jahre über das gesetzliche Maß hinaus ein lebenslanges Wohnrecht zu, lässt Mieterhöhungen nur im verträglichem Maß zu und schließt Luxussanierungen aus. „Wir haben häufiger Verträge mit Sozialchartas“, sagte Awiszus und wagte einen Wortwitz: „Das geißelt uns nicht. Wir sind Profis.“ In allen drei Häusern gibt es derzeit noch etwa achtzig Mieter.
Die hatten 2013 protestiert, als Pläne der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft öffentlich wurden, ein Y-Haus abzureißen. Zuvor hatte das Unternehmen zwei Jahre lang vergeblich versucht, die Ende der 60er und Anfang der 70 Jahre gebauten und inzwischen stark sanierungsbedürftigen Y-Häuser zu verkaufen. Im Paket sollten die insgesamt 267 Wohnungen drei Millionen Euro kosten. Ernsthafte Interessenten fanden sich nicht. Erst die heftigen Proteste lockten damals neue Interessenten an. Geissel bekam am Ende den Zuschlag. Der Chef des gleichnamigen Ford-Autohauses und der Firma Real-Bau hatte sich aber bald nach Partner umgesehen. „Ich bin glücklich, diese mit der Neutecta gefunden zu haben.“
Die Neutecta will am 1. Mai offiziell mit der Sanierung ihrer beiden Y-Häuser beginnen. Seit Anfang der Woche gibt es in der Friedrichstraße 25 ein Regionalbüro samt Ansprechpartner. Für alte und neue Mieter. „Die Nachfrage überrascht uns schon jetzt.“
Geissel in den Startlöchern
In den Startlöchern steht auch Karl-Wilhelm Geissel. Der hatte Fördermittel für die Sanierung des Hauses beantragt - und wartet auf die Genehmigung des vorzeitigen Maßnahmebeginnes. Derzeit werden schon die Gerüste hochgezogen. Es kann jederzeit losgehen.
Das äußere Erscheinungsbild der drei Y-Häuser soll angepasst werden. „Es gibt gemeinsame Runden“, sagt Beier. „Drinnen entscheidet der Markt.“ Dort bewegen sich die Neutecta und Geissel durchaus als Konkurrenten. „Innerhalb der Stadt ist das hier einer der besten Wohnstandorte überhaupt. Wir wollen vernünftigen und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Der Markt ist groß genug.“
