Volleyball-EM-Qualifikation II Volleyball-EM-Qualifikation II: Präsident ist mächtig sauer
Dessau/MZ. - Mit 0:3 gingen die deutschen Damen gegen Polen unter. Kein Biss, keine Gegenwehr - die Mannschaft enttäuschte auf der ganzen Linie. Und dies trotz des vorausgegangenen Trainingslagers in Dessau, mit dem eigentlich die Grundlage für den dritten Erfolg und der damit verbundenen vorzeitigen Qualifikation gelegt werden sollte. "Ich bin stinksauer, dass wir diese Chance nicht genutzt haben", wetterte DVV-Präsident Werner von Moltke. Wie so viele der 2 300 Zuschauer wunderte er sich, dass sich die deutschen Frauen nicht gegen die Niederlage aufbäumten. "Ich verstehe nicht, dass das Team keine Gegenwehr gezeigt hat", polterte er in Richtung Bundestrainer Hee Wan Lee. Der Koreaner lächelte daraufhin fast hilflos. "Ich bin enttäuscht über die Niederlage. Aber das Team wollte gewinnen, ohne etwas dafür tun zu wollen", meinte er. Von Moltke kommentierte dies knapp: "Wir dürfen uns nicht in Ausreden flüchten."
Ausreden mussten die Deutschen auch gar nicht suchen. Was auf dem Parkett zu sehen war, reichte für die Ursachenforschung vollkommen. Im ersten Satz wurde das Dilemma der Gastgeberinnen schon deutlich. Mit ihren Aufschlägen konnten sie die polnische Abwehr nicht genügend unter Druck setzen, was den Gästen einen kontrollierten und sicheren Angriffsaufbau gestattete.
Zudem blieb die deutsche Angriffsleistung ein großer Schwachpunkt des Team. Vor allem Judith Sylvester wirkte saft- und kraftlos. Selten nur fanden ihre Bälle einen Weg am Block vorbei. "Wir haben unsere körperlichen Vorteile einfach nicht nutzen können", erkannte Angelina Grün. Wie zum Hohn reiste Polen mit lediglich acht Spielerinnen an. Das reichte immer noch, um ein müdes und ausgelaugtes deutsches Team zu beherrschen.
"Wir haben uns doch selbst demoralisiert. Das fing schon mit nervösen Beginn an und setzte sich bei den vielen heruntergefallenen Bällen fort. Unter normalen Umständen hätten wir den Polinnen mehr entgegensetzen können", schätzte Angelina Grün ein. Im ersten Satz (23:25) hielten die Deutschen noch gut mit, ehe sie im zweiten Durchgang (17:25) völlig aus dem Rhythmus kamen. Im letzten Spielabschnitt gab es noch ein zaghaftes Aufbäumen gegen die drohende Blamage. Mit 3:0 lag Deutschland vorn, neue Hoffnung keimte auf. Doch eine Vielzahl eigener Fehler raubten den Deutschen alle Möglichkeiten, aus dem 3:0 wurde ein 3:7. Polen hatte das Geschehen wieder sicher im Griff.
In getrübter Stimmung verließen die Spielerinnen die Halle. Das Spiel so schnell wie möglich abhaken, lautet jetzt die Devise. Der World-Grand-Prix in Asien wartet auf Lee und seine Schützlinge, ehe es in Deutschland den letzten Feinschliff für die bevorstehende Weltmeisterschaft im eigenen Land gibt. Bei diesem sollen dann auch die Stars wie Tanja Hart, die in Dessau nur zuschaute, oder die frisch operierte Hanka Pachale mit von der Partie sein.
Deutschland: Christin Kuhr, Kathy Radzuweit (beide VolleyCats Berlin), Beatrice Dömeland, Kerstin Tzscherlich (beide Dresdner SC), Julia Schlecht (Leverkusen), Jana Müller, Olessya Kulakowa (beide Schwerin), Atika Bouagaa, Judith Sylvester (beide Münster), Angelina Grün (Modena), Birgit Thum (Karbach), Veh (Ulm)