1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Sperrung der A9 bei Dessau: Sperrung der A9 bei Dessau: Sorge um marode Friedensbrücke

Sperrung der A9 bei Dessau Sperrung der A9 bei Dessau: Sorge um marode Friedensbrücke

Von Steffen Brachert 15.04.2014, 17:04
Die Autobahn-Abfahrt Dessau Ost soll ab Mai viele Wochen gesperrt werden. Grund sind Fahrbahnarbeiten.
Die Autobahn-Abfahrt Dessau Ost soll ab Mai viele Wochen gesperrt werden. Grund sind Fahrbahnarbeiten. SEBASTIAN Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Die Frage war rhetorisch. Was rollt da auf Dessau zu? Denn die Antwort lieferte Lothar Ehm gleich mit. 55.000 Fahrzeuge, davon 20.000 Lkw. Seit Jahren gilt Waldersees Ortsbürgermeister als Mahner in Sachen Deiche - und in Sachen Friedensbrücke. Die ist marode - und derzeit nur für Lkw bis 18 Tonnen zugelassen. Doch was passiert, wenn die Autobahn 9 voll gesperrt wird, die Lkw sich ihre eigenen Wege suchen und die Friedensbrücke irreparabel beschädigt wird?

In Sachsen-Anhalt sind knapp 220 von 956 Kilometern Autobahn von Betonkrebs befallen. Der Grund für die bröckelnden Fahrbahnen: Beim Bau wurden Baustoffe verwendet, deren Reaktionsfähigkeit in Verbindung mit Tausalz zum damaligen Zeitpunkt nicht bekannt war. Bis 2023 will das Land die betroffenen Abschnitte saniert haben.

Schwierige Zeiten stehen an

In der Woche nach Ostern beginnt für die Autofahrer auf der A 9 eine schwierige Zeit. Am letzten April-Wochenende wird auf der A 9 in Richtung München zwischen der Abfahrt Dessau-Süd und der Abfahrt Bitterfeld-Wolfen das Schutz- und Traggerüst einer Autobahnbrücke erneuert. Zwischen dem 25. April, 8 Uhr, und dem 27. April, 20 Uhr, wird der komplette Verkehr über die B 184, die Landstraßen 140 und 141 an Siebenhausen und Löberitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld vorbei hin zu B 183 und dann wieder zur Autobahn geführt. In der Woche darauf ist die Gegenfahrbahn in Richtung München dran. Die A 9 wird dann vom 2. Mai, 8 Uhr, bis zum 4. Mai, 20 Uhr, zwischen den Anschlussstellen Bitterfeld-Wolfen und Dessau-Süd in Richtung Berlin gesperrt. Die Umleitungsstrecke bleibt unverändert. Mit Staus rechnen selbst die Experten.

Es ist eine Tatsache, die Lothar Ehm ziemlich beunruhigt. Seine Forderung an die Stadtspitze ist unmissverständlich: Die müsse dafür sorgen, dass am letzten April-Wochenende die Abfahrten Vockerode und Dessau-Ost für Lkw generell gesperrt werden. Zum Schutz der Friedensbrücke, aber auch der kleine Brücke am Diepold. Die eine ist für 18 Tonnen zugelassen, die andere sogar nur noch für 16 Tonnen.

Ganz andere Sorgen hat Patrick Neumann, Chef des Mediamarktes in Mildensee. Ihn beschäftigt eine Baumaßnahme auf der Autobahn 9, die am 5. Mai beginnt und bis zum 22. Juli dauert. Zwischen der Elbebrücke bei Roßlau und der Muldebrücke bei Dessau wird dann die Fahrtrichtung München gesperrt und für vier Millionen Euro auf etwa sieben Kilometer Länge der Betonkrebs bekämpft. Mit Folgen: Der Verkehr wird ab dem 9. Mai auf die Fahrtrichtung Berlin umgeleitet. Zehn Wochen lang bleiben die Abfahrten Vockerode und Dessau-Ost gesperrt.

Für das Einkaufszentrum in Mildensee samt dem McDonalds-Restaurant, aber auch für das Rathauscenter im Stadtzentrum ist das ein Horror-Szenario. „Ob sich die Kunden aus Coswig und Wittenberg dann noch die Fahrt nach Dessau antun?“, fragt Neumann und fürchtet „massive Umsatzeinbußen“. Nicht zum ersten Mal. 2013 sorgten das Hochwasser und die Vollsperrung der Friedensbrücke für Probleme. 2012 war die B 184 im Dessauer Süden gesperrt. Jedes Jahr ist etwas Neues.

Neumann hat sich deshalb an das Landesstraßenbaubehörde gewandt - und eine Behelfsausfahrt in Dessau-Ost verlang. „Man kann doch die wichtigste Abfahrt der Stadt nicht einfach drei Monate zumachen“, sagt der Händler. Man dürfe die Bedenken nicht einfach vom Tisch wischen.

„Alternativlose“ Variante

„Das haben wir auch nicht getan“, sagt Christoph Krelle, Fachbereichsleiter Autobahn im Landesstraßenbaubehörde. Man habe eine Behelfsausfahrt intensiv geprüft. Doch diese sei unwirtschaftlich - und verlängere die Bauzeit um mindestens vier Wochen. „Eine neue Asphaltdecke fällt nicht vom Himmel“, sagte Krelle - und hält die Pläne für „alternativlos“.

Neumann will sich damit nicht zufrieden geben. „Die Sperrung der Abfahrten ist auch ein innenstadtrelevantes Thema“, sieht sich der Händler nicht allein. Gespräche mit Politik und Stadtverwaltung sind geplant. Drei Wochen vor dem Baustart auf der Autobahn 9 läuft allerdings die Zeit davon.