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Rente im Museum? Rente im Museum?: Dessauer Flugzeugbauer wollen "Tante Ju" weiter am Himmel sehen

Von Annette Gens 18.04.2019, 05:00
Roland Bissot, Rüdiger Tenschert, Wolfgang Chory und Axel Reinicke vom Technikmuseum: Sie wollen die Ju 52 fliegen sehen (v.l.n.r.).
Roland Bissot, Rüdiger Tenschert, Wolfgang Chory und Axel Reinicke vom Technikmuseum: Sie wollen die Ju 52 fliegen sehen (v.l.n.r.). Annette Gens

Hamburg/Dessau - Die Lufthansa Stiftung Berlin lässt weiterhin offen, wo ihre Ju 52 in Rente geschickt wird. „Aktuell kann ich keine Aussage zu einem Platz im Technikmuseum Dessau machen“, sagt Wolfgang Servay, Lufthansa-Stiftung Berlin auf MZ-Nachfrage. Wo der künftige Standort der Ju 52 sein wird, sei man mit renommierten Einrichtungen in der Diskussion. Das werde auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, ist Servay sicher. Bis zu einer endgültigen Entscheidung bleibt das Flugzeug in einem Hangar der Lufthansa Basis Hamburg.

Dort steht die Ju 52 D-AQUI auf mehreren Anhängern verladen. Denn erst vor wenigen Tagen wurde die Junkers-Maschine, die einzige noch flugfähige in Deutschland und jahrzehntelang Vorzeigeobjekt der Lufthansa, von München nach Hamburg gebracht - auf der Straße. Mehrere Nächte rollten die Lkw mit der wertvollen Fracht in die Hansestadt. Dort sollte das Flugzeug eigentlich repariert werden.

Doch am Montag dieser Woche verkündete die Stiftung das fliegerische Aus für ihre Ju 52. Die Entscheidung wurde am Dienstag im Dessauer Technikmuseum heiß diskutiert. Die dortige Arbeitsgruppe, die seit Jahren ein Flugzeug vom Typ J1 aufbaut, ist sich einig.: Die Ju 52 D-AQUI gehört an den Himmel und nicht ins Museum.

„Die kleine Ju-Air müht sich sichtlich und redlich, dass ihre Junkers-Flugzeuge wieder fliegen können“

Erhard Chory, eines der führenden Arbeitsgruppenmitglieder, bestaunt das Engagement der Schweizer Ju Air noch mehr, seit der Entscheidung der Lufthansa. „Die kleine Ju-Air müht sich sichtlich und redlich, dass ihre Junkers-Flugzeuge wieder fliegen können“, meint Chory. Lufthansa dagegen, das große Unternehmen, das in den letzten zwei Jahren Milliardengewinne eingefahren hat, „will kein Geld für ihre Ju in die Hand nehmen, um sie flugfähig zu halten“. Chory findet das „peinlich“.

Im Technikmuseum, direkt über der Ju 52, dem ganzen Stolz des Museum hängt ein Transparent, das tagesaktueller nicht sein könnte. Zu sehen ist darauf die Ju52 D-AQUI der Lufthansa. Darunter steht: „Wir holen auch unsere Tante Ju nach Dessau“. Das Transparent war ein Werbeträger, als vor mehr als 20 Jahren die Ju52, die heute als bestes Vorzeigeobjekt im Museum steht, aus Norwegen nach Dessau geholt und dort mit Herzblut restauriert wurde.

„Wir würden auch noch eine zweite Ju nehmen“, sagen neben Chory auch Roland Bissot und Peter Schenke. Die Männer sind sich bewusst, dass die zweite Ju 52 kaum Platz in der Museumshalle finden würde, aber die Arbeitsgruppe durchaus in der Lage wäre, das Flugzeug zu pflegen.

Arbeitsgruppenmitgliedern hoffen, dass die Lufthansa ihre Entscheidung zur Ju 52 noch einmal überdenkt

Sollte die Ju nach Dessau kommen? - Unter den Arbeitsgruppenmitgliedern gibt es viele Befürworter, alle wünschen sich aber in erster Linie, die Lufthansa möge ihre Entscheidung überdenken. „Wenn Museum, würde ich es gut finden, käme die Ju 52 nach Tempelhof“, sagt etwa Rüdiger Tenschert, der an geschichtliche Verbindungen erinnert.

Nicht nur die AG des Technikmuseums, auch Junkers Enkel Bernd erinnert sich an Aussagen der Lufthansa, die Ju 52 bis zu deren 100. Geburtstag flugfähig zu halten. „Da fehlen noch 17 Jahre“, sagt Junkers etwas bissig und hofft inständig, dass die Lufthansa ihre Entscheidung rückgängig macht. Und wenn nicht, fände es Junkers schade, würde das Flugzeug in Dessau in Rente gehen.

„Wenn die Ju in ein Museum kommen sollte, dann nicht ins Dessauer Technikmuseum. Sie wäre dort fehl am Platz“, hat er Bedenken, die Ju würde dem Museums-Schaustück womöglich den Rang ablaufen. Junkers erinnert an die vielen Stunden, die die Dessauer ehrenamtlich in den Wiederaufbau ihrer Ju investiert haben. „Ein schöneres Objekt als das kann man eigentlich nicht haben.“ (mz)

Zum Flugplatzfest 2018 kamen die F13 und die Ju 52 der Lufthansa.
Zum Flugplatzfest 2018 kamen die F13 und die Ju 52 der Lufthansa.
Sebastian