Rassegeflügel Rassegeflügel: Neugierige Blicke in den Brutkasten
Weißandt-Gölzau/MZ. - Ohne die Augen zu wenden, wurde beobachtet, wie der unscheinbare, noch feuchte Federball die Eischale zerlegte und dann erst einmal erschöpft auf dem Boden des Brutkastens liegen blieb. Sich aber bald wieder aufrappelte. Zur Erleichterung des Publikums: "Wir hatten schon gedacht, das Tier ist tot."
Von wegen: Gleich daneben wieselten die "Brüder" und "Schwestern" des Neuankömmlings im feinsten Kükengelb und aufgeplustert umeinander - streichelfähig, und viele machten von der Möglichkeit, ein echtes Küken in die Hand zu nehmen gern Gebrauch.
Man konnte Norbert Krautwald, einem der Maasdorfer Züchter, die Zufriedenheit über das Interesse am Gesicht ablesen. "Wir wollten neben der eigentlichen Schau eine Besonderheit bieten, indem wir hier den Weg vom Ei bis zum Huhn nachvollziehbar darstellen", so Krautwald. "Und das gefällt den Besuchern offensichtlich."
Wie auch die kleine Extraschau mit all den Rassen, die vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) in den letzten Jahren als "Rasse des Jahres" gewürdigt wurden. Die Organisatoren hatten sich einige Mühe gemacht, die seit 1998 auserwählten Rassen lückenlos zusammen- und nach Weißandt-Gölzau zu bringen. Dazu wurde Informationstafeln aufgestellt, die einen guten Überblick über Herkunft und Besonderheiten der einzelnen Rassen vermittelten.
Das Ganze ist auch ein Zeichen dafür, dass die Maasdorfer Sparte trotz ihrer 75 Jahre sehr lebendig ist. 17 Mitglieder habe man derzeit, so Vereinschef Lothar Schwertfeger. Zwar seien darunter auch so genannte passive Mitglieder, wobei sich das "passiv" nur auf das Nicht-Züchten bezieht. Ansonsten seien auch diese Vereinsfreunde sehr aktiv, "die sind bei jeder Arbeit dabei, bringen ihre Ideen ein".
Schwertfeger selbst ist solch ein "passives" Mitglied - wenn auch gezwungenermaßen. Jahrelang hat der Mann Tauben gezüchtet, bis er aus gesundheitlichen Gründen alle Tiere abschaffen musste. Ein schwerer Schlag für jemanden, der sein Herz an die Zucht gehängt hatte. Und umso mehr darf man den Hut ziehen, dass Schwertfeger dennoch dabeigeblieben ist und als Vorsitzender auch einen Haufen Arbeit zu bewältigt. In die Ausstellung selbst geht er nicht hinein, nur mal von der Tür aus wirft er einen Blick auf die Reihen mit den Käfigen, auf die herbstlichen Dekorationen, die von den Züchterfrauen geschaffen wurden.
741 Tiere waren am Sonnabend und Sonntag in Weißandt-Gölzau zu sehen. Das sei wohl eine Rekordzahl, meint Norbert Krautwald, "und wenn nicht Rekord, dann hat es zumindest eine Junggeflügelschau in diesen Ausmaßen lange nicht mehr gegeben." Beteiligt waren Züchter aus allen Sparten des Kreises Köthen, wobei sich vor allem die Akener hervortaten, aber auch aus Bernburg, Dessau und dem Saalkreis.
Eine einzigartige Rasse brachte Gerd Fichtner aus Brachstedt nach Weißandt-Gölzau: seine rosenkämmigen Orpingtons, schwarz, waren zum ersten Mal überhaupt zu sehen. "Die werden demnächst erst zur Anerkennung vorgestellt", so Krautwald.
Der sich auch darüber freut, dass dieses Mal so viele Enten gezeigt werden. Die finden sich sonst eher selten auf Schauen, weil ihre Präsentation mit dem Einsatz von Wasser verbunden ist - wovor viele Saalbesitzer zurückscheuen. Umso mehr, fielen die rund 30 Tiere in Weißandt-Gölzau auf. Nicht zuletzt den Preisrichtern, die Enten von Helmut Kühlhorn und Kurt Bäsler das "v" für "vorzüglich" zuerkannten.
Erfreulich für die Jubiläumssparte: Mit "v" wurden auch Maasdorfer Züchter geehrt - Steffen Schwertfeger für seine Zwerghampshires sowie Gitta und Norbert Krautwald für einen schwarzen Zwergcochinhahn. Vater Manfred Krautwald, um mal in der Züchterfamilie zu bleiben (auch Krautwald-Sohn Jens züchtet), bekam für seine Orpingtons gleich zweimal das "vorzüglich". Insgesamt vergaben die strengen Preisrichter 14mal das "v" und 28mal das "hv" für "hervorragend".
Übrigens: Dass die Maasdorfer Züchter in Weißandt-Gölzau Platz für die Ausstellugn gefunden haben, verdanken sie vor allem Gölzaus Bürgermeister Burkhard Bresch. Nachdem der Ursprungsplan, im Klubhaus auszustellen, sich nicht mehr realisieren ließ, stellte er den Züchtern die Sporthalle des Ortes zur Verfügung.