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Klassentreffen Klassentreffen: Als die Maus durchs Zimmer huschte

Von Grit Lichtblau 08.09.2003, 16:15

Halle/MZ. - Peter Kanski hat in der Nacht vor dem Klassentreffen kaum ein Auge zugemacht. "Ich war einfach zu aufgeregt", verrät er am Samstagabend im Kliekener Waldschlösschen inmitten seiner ehemaligen Klassenkameraden. 30 von ihnen waren der Einladung gefolgt, sich genau 50 Jahre nach der Einschulung mal wieder zu treffen. Entsprechend war das "Hallo", und nicht jeder erkannte seine ehemaligen Klassenkameraden sofort wieder. Auch Peter Kanski musste bei einigen zweimal hingucken.

Es war im Herbst 1953, da begann für die damals sechs- und siebenjährigen Mädchen und Jungen aus Coswig der Ernst des Schulalltags in der damaligen Kirchschule, der heutigen Grundschule am Schillerpark. Die Klasse blieb nahezu unverändert bis zum Schluss zusammen. Erst dann trennten sich die Wege, die beim nunmehr dritten Klassentreffen wieder zusammenliefen.

Obwohl viele der damals 35 Schüler noch immer im Raum Coswig leben, hat es rund die Hälfte in die Ferne gezogen. Sie kamen unter anderem aus Halle, Saßnitz und Leipzig nach Klieken.

Den weitesten Weg hatte Anita Hüttner. Sie kam aus Österreich, wohin sie 1984 ausgereist war. Die studierte Musiklehrerin kann sich noch gut an ihre Schulzeit erinnern und sagt von sich selber: "Ich war frech." Und sie gibt ein Geheimnis preis. Sie habe damals für ihren Physiklehrer geschwärmt. Manfred Kaatz, damals Junglehrer, kann darüber nur schmunzeln, schließlich hatte er dadurch vorbildliche Schülerinnen, die alles daran setzten, ihrem Lehrer zu gefallen.

Auch Marianne Sonntag war damals frisch vom Studium gekommen, übernahm die Coswiger Klasse als Klassenlehrerin für vier Jahre. Nein, an Streiche kann sie sich nicht erinnern, die Schüler damals seien so still gewesen, dass einmal sogar zu hören gewesen sei, wie eine Maus durch das Klassenzimmer huschte.

Zu den Gästen des Klassentreffens gehörte auch Sportlehrer Rudolph Rachowiak, ein Coswiger Urgestein. "Der heute 84-Jährige hat uns schon hart rangenommen", erinnert sich Peter Kanski. "Aber ich habe meine Schüler immer mit Liebe in den Hintern getreten", erwidert der rüstige Rentner daraufhin lachend. Und geschadet habe es offenbar auch niemandem, denn aus allen sei schließlich was geworden. Die Berufspalette reichte von der Hebamme über den Kfz-Mechaniker bis hin zum Diplomingenieur.

Doch was ist ein Klassentreffen ohne alte Fotos. Auch die wurden natürlich herumgereicht und bei manch einem gab es Diskussionen, wer denn der Betreffende sei. "Wir sind alle nicht jünger geworden",

war wohl einer der meist zitierten Sprüche an diesem Abend, während sich so manch einer durch das graue Haar strich.

Da offenbar alle viel Spaß mit diesem Wiedersehen hatten, wurde auch gleich das nächste Treffen vereinbart. Den ersten Sonnabend im Oktober 2008 haben jetzt alle als Termin im Kalender stehen.