Job auf Urlaubsschiff Job auf Urlaubsschiff: Junger Dessauer ist Matrose am Mischpult

Dessau - Sein Arbeitsort: das Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 3“. Mitten im Mittelmeer, unter himmlisch blauem Himmel, auf sonnig offener See. Drei Tage, bevor das Schiff im August ablegte, hieß es für Lukas Hippe aus Dessau: Ja oder Nein?
Der Veranstaltungstechniker hatte bereits in Deutschland, in der Ukraine und in Frankreich gearbeitet. Also warum nicht. Er sagte zu, packte seine Sachen und steht nun 2.300 Kilometer von zu Hause entfernt in Griechenland. Genauer gesagt: vor der Akropolis in Athen, mit dem Telefon in der Hand.
Job auf dem Mittelmeer
Bis Mitte Oktober wird der 21-Jährige die Unterhaltungstechnik des Urlaubsschiffes an Bord bedienen. Geregelte Arbeitszeiten an einem festen Arbeitsort? Eher nicht. Dafür geht es sieben Wochen durch das südliche Europa, tagsüber als Urlauber, abends als Strippenzieher. Langeweile sieht anders aus.
Wenn Lukas Hippe nicht gerade die Beschallung und das Licht der 1.000 Platz großen Theater- und Konzerthalle steuert, kreiert der Techniker auch schon mal spontan eigene Konzepte für bevorstehende Shows: „Ich versuche dabei, so gut wie möglich die Stimmung der Künstler auf das Publikum zu übertragen“. Rund 70 Prozent eines Konzerts werde visuell übertragen. Da muss jeder Handgriff sitzen.
Wenn der 21-Jährige so von seinen Bühnenideen erzählt, merkt man die Leidenschaft, die dahinter steckt. Für ein Opening hat sich der Veranstaltungstechniker eine weiße Wand zwischen Sänger und Band überlegt. Die Band wird von hinten beleuchtet, so dass das Publikum nur den Sänger und den Schatten der Musiker sieht. „Zum ersten Refrain fällt dann der Vorhang und Scheinwerfer leuchten pompös die Musiker ein“, erzählt Lukas Hippe.
Sechs Jahre Berufserfahrung mit 21
Der Veranstaltungstechniker arbeitet als Angestellter für die Dessauer Firma „Hodam-Produktion“. 21 Jahre jung, sechs Jahre Berufserfahrung, dreijährige Ausbildung. Lukas Hippes Lebenslauf liest sich wie ein Tippfehler in der Bewerbungsmappe. Gelernt hat er sein Handwerk bei Sven Hodam, der die Produktionsfirma 2002 gegründet hat.
Damals begann der 36-Jährige als Autodidakt, stellte Personal ein, besuchte Schulungen und begann, seinen Nachwuchs auszubilden. Inzwischen arbeiten sieben feste und drei freie Mitarbeiter in Deutschland und Europa im Unternehmen. Ob Xavier Naidoo, ARD-Produktionen oder das Anhaltische Theater in Dessau, in der Kultur- und Unterhaltungsbranche sind die Dessauer mittlerweile eine bekannte Größe. „Das ist ein Handschlaggeschäft, da läuft viel über persönliche Kontakte“, erzählt Sven Hodam. Und so wurde aus einem Konzert das nächste und aus der Weiterempfehlung von gestern der Auftraggeber von morgen.
Neben Licht und Ton für die Live-Show spielt gerade auch für Fernsehproduktionen die Aufnahmetechnik eine wichtige Rolle. Umso wichtiger ist da eine gute Organisation und eine funktionierende Technik. „Bei zweistündigen Großveranstaltungen kommt schon mal der Stromverbrauch einer Stadt so groß wie Dessau an einem Wochenende zusammen“, sagt Hodam.
Wie der etwas andere Arbeitsalltag von Hippe aussieht
Die Technik auf dem Schiff bekommt Lukas Hippe vom Auftraggeber oder einer externen Firma gestellt. Hodam-Produktion fungiert dabei als Vermittler, empfiehlt Veranstaltern bestimmtes Equipment, stellt das Fachpersonal zur Verfügung und tauscht sich mit den Künstlern aus, um so die Technik auf das Programm abzustimmen.
Bisher ist alles nach Plan gelaufen - und Lukas Hippe kann zwischen „König der Löwen“ und Robbie-Williams-Musik auch den Urlauberstatus an Bord genießen. Auch wenn die meisten Gäste etwas älter sind, hat der 21-Jährige keine Probleme gehabt, Anschluss zu finden: „Viele der Entertainment-Crew sind in meinem Alter. Wir unternehmen oft was zusammen, wie eben heute der Ausflug zur Akropolis.“ Am Abend wird er dann wieder am Mischpult stehen, diesmal steht die schiffseigene Show „Blue Elements“ auf dem Programm. „Da werden alle technischen Möglichkeiten ausgereizt, Leute fliegen sogar durchs Publikum.“
Und das nächste Ausflugsziel steht natürlich auch schon fest: Rhodos. „Ich werde die Sonne und die Crew vermissen, freue mich aber auch auf zu Hause.“ Wenn Lukas Hippe wieder zurück nach Deutschland kommt, freut sich der Dessauer erst mal auf zu Hause, seine Eltern und Freunde. Bevor es dann wieder heißt: Hallo, Welt! (mz)