Handball Handball: Uscins will sein Heimatland Lettland zur WM 2019 führen

Dessau - Nur wenige Minuten hätte Armands Uscins am Mittwochabend von der Dessauer Anhalt-Arena gemeinsam mit seiner Familie nach Hause benötigt. Doch diesmal sollte der Weg ins Bett etwas länger sein. Sein Ziel: die Landessportschule in Thüringen in Bad Blankenburg. Die lettische Handball-Nationalmannschaft hatte dort in dieser Woche ihr Lager aufgeschlagen. Und: deren Trainer ist seit kurzem eben Armands Uscins.
Sein Vorgänger Uģis Vikštrems konnte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter ausüben, da trat der Verband an Uscins heran. „Ich habe das Angebot eigentlich sofort angenommen“, erzählte er am Mittwochabend.
Hauptaufgabe bleibt Drittligist Anhalt Bernburg
Gerade eben hatte er seinen ersten Test gegen den Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV in der Anhalt-Arena absolviert. 23:23 endete das Duell gegen den Verein, für den er viele Jahre in dieser Halle spielte, bevor er Trainer der SG Kühnau in der Sachsen-Anhalt-Liga wurde und „nebenbei“ noch in der 3. Liga beim SV Anhalt Bernburg aushalf. Dort ist er aktuell in seinem zweiten Jahr Trainer. Denn: Der Job als Nationaltrainer seines Heimatlandes beschränkt sich auf wenige Phasen im Jahr. „Das Nationalteam kommt eigentlich nur dreimal im Jahr zusammen“, erklärt Uscins.
In dieser Woche war es wieder einmal soweit und Armands Uscins erhielt in Bernburg „frei“. Interimstrainer Enrico Nefe leitete die Einheiten des Drittligisten allein. „Ich freue mich riesig für Armands, dass er diese Möglichkeit bekommen hat“, erzählt Nefe. An diesem Samstagnachmittag, beim nächsten Punktspiel zu Hause gegen die SG Bruchköbel, wird Uscins wieder an der Seite von Enrico Nefe stehen.
Sein Stil wird sich allerdings auch dann wieder einmal nicht groß von dem unterscheiden, den er auch als Nationaltrainer verfolgt. Ruhig und besonnen stand Uscins am Mittwochabend hinter der Bank seiner Männer, die teilweise in der 2. Bundesliga oder 3. Liga spielen. Der wichtigste Spieler, der 2,15 Meter große Dainis Krištopāns, der seit diesem Sommer beim aktuellen Champions League-Sieger Vardar Skopje aus Mazedonien spielt, war nicht dabei. Er macht das Team noch einmal besser.
Nationaltrainer haben kaum Zeit für Feinschliff
Das Problem als Nationaltrainer? „Eine normale Vorbereitung gibt es nicht“, sagt Armands Ucsins, „man trifft sich immer erst zwei Tage vorher, kennt die Form der Spieler nicht.“ Am Dienstagabend hatte er mit seiner Mannschaft das Trainingslager im thüringischen Bad Blankenburg bezogen, am Mittwoch stand bereits das Spiel in Dessau auf dem Plan, am Freitag wurde noch einmal beim Zweitligisten HSC Coburg getestet. Viel Zeit zum Feinschliff bleibt da nicht.
Wenn das Nationalteam im Januar zum nächsten Mal zusammenkommt, geht es gleich zur Sache: Vom 12. bis 14. Januar wird Lettland bei einem Viererturnier gegen den Gastgeber Litauen sowie Israel und Georgien um einen Play-off-Platz für die WM 2019 in Dänemark und Deutschland spielen. Nur der Sieger des Turniers darf an diesen Play-offs, welche in einem Hin- und Rückspiel absolviert werden, teilnehmen. „Wir möchten gewinnen und auch zur WM fahren“, sagt Uscins.
Handball ist in Lettland nur Sportart Nummer 4
Obwohl die Bedeutung für das Land Lettland wohl eine geringere wäre. In Uscins Heimatland hat Handball einen ganz anderen Stellenwert als zum Beispiel hier in Deutschland. „Fußball, Eishockey, Basketball und dann kommt irgendwann Handball“, sagt der Ex-Kreisläufer, „es gibt ganz wenige Handballer.“
Druck von Verbandsseite bekommt er nicht. Es soll etwas aufgebaut werden. Uscins ist seit ein paar Wochen Teil dieses Aufbaus in seiner Heimat. Wenngleich seine Heimat mittlerweile in Dessau ist. Aus der Ferne wird er zukünftig die Geschicke der Nationalmannschaft leiten. Denn Uscins ist in erster Linie Trainer des SV Anhalt Bernburg und wohnt weiter in Dessau. Auch, wenn er seine Familie am Mittwochabend allein nach Hause schicken musste. (mz)