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Geflügelzuchtverein Görzig Geflügelzuchtverein Görzig: Vorsitzender ist 40 Jahre im Verein

Von Ute Hartling-Lieblang 10.11.2002, 17:58

Görzig/Weißandt-Gölzau. - Die diesjährige Rassegeflügelschau in Weißandt-Gölzau war für den Vorsitzenden des Görziger Vereins, Karl-Heinz Jahn, eine ganz besondere. Nicht nur, weil die Görziger Züchter nunmehr auf ein 80-jähriges Jubiläum zurückblicken können. Jahn selbst bringt es immerhin schon auf 40 Jahre im Verein und ist damit dessen langjährigstes Mitglied.

Der heute 54-jährige hat mit 15 Jahren seine Liebe zur Taubenzucht entdeckt, und die hat sich über die Jahre nicht nur gehalten, sondern ist zu einer echten Leidenschaft geworden.

Das Hobby beherrscht den Rohndorfer so sehr, dass er gar nicht mehr sagen kann, wie viele Stunden des Tages er in seinem Taubenschlag mit den rund 100 Tieren der Rassen Deutsche Schautauben und Show Racer verbringt. Auch Ehefrau Angela rechnet ihm das offenbar nicht vor. "Wenn er sich mit seinen Tauben beschäftigt, gehe ich eben zum Sport", sagt sie schmunzelnd. Und längst hat sich die Ehefrau des Züchters daran gewöhnt, dass die Pokale und Teller, die ihr Karl-Heinz in den 40 Jahren für seine Tauben bekommen hat, nicht nur Teile des Treppenflurs, sondern auch einen extra Raum beanspruchen.

Als Jahn 1962 dem Görziger Verein beitrat, geschah dies nicht ganz aus eigenem Antrieb. Der junge Mann, der damals eine Lehre bei der PGH Fuhnetal machte und in Reinsdorf arbeitete, fand schnell einen Draht zum Taubenzüchter Alfred Schwertfeger, der später auch Vorsitzender des Görziger Rassegeflügelveins wurde. "Von Alfred Schwertfeger habe ich meine ersten Deutschen Schautauben bekommen", sagt Jahn, "aber nur unter der Bedingung, dass ich in den Verein eintrete." Und das tat Jahn dann schließlich auch. In der Jugendgruppe, die zeitweise 30 Mitglieder hatte, fühlte sich der junge Mann wohl. Heute ist er der Einzige, der von damals noch übrig geblieben ist.

Auch die Mitgliederzahl ist geschrumpft. Der Rassegeflügelverein Görzig zählt heute noch 15 Mitglieder. Die aber sind sehr engagiert, was auch die Jubiläumsschau in der Turnhalle Weißandt-Gölzau wieder deutlich machte. 320 Tauben, Groß- und Zwerghühner wurden hier an zwei Tagen gezeigt, wobei die Tauben in der Mehrzahl waren.

Unter den dreimal Vorzüglich, die die Preisrichter in diesem Jahr vergaben, waren auch die Deutschen Schautauben, gescheckt, von Jahn zu finden. Die beiden anderen Pokale gingen an Steffen Schwertfeger aus Maasdorf für seine Zwerghampshire und an Renate Hennig aus Libehna für ihre Kapuziner.

"Ich bin zufrieden", sagt Karl-Heinz Jahn. Denn immerhin ist er auch Vereinsmeister geworden und hat den Zuschlagpreis für seine Taubenvoliere bekommen. Die "Zwerge", wie er seine Zwerghühner nennt, haben ihm allerdings in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Ich habe das gute Futter zu zeitig abgesetzt", sagt er. Bei der Taubenzucht schwört Jahn auf "enge Blutlinien". Nur selten kauft er fremde Tiere hinzu. Was sich der eingefleischte Züchter in den 40 Jahren an Erfahrungen angeeignet hat, verdankt er eigenem Geschick, aber auch der ständigen Kommunikation mit anderen Züchtern im Verein und darüber hinaus. Seit einigen Jahren ist er Mitglied im Sonderzuchtverein Deutsche Schautauben in Zerbst und erhält somit die Gelegenheit, auch deutschlandweit auszustellen und zu fachsimpeln.

Gern gibt er seine Kenntnisse auch an Enkelin Jessica Hoffmann weiter. Die 14-Jährige war in Gölzau mit ihren Kupfer-Gimpeln vertreten und bekam dafür auch einen Preis. So fanatisch wie der Großvater sei sie aber nicht, meint Jahn. Und wenn die Enkelin mal keine Zeit hat, kümmert er sich natürlich auch um deren Tiere.

Das Futter für die Tauben baut Jahn auf dem eigenen Acker an. Nur Erbsen und Sonnenblumen werden zugekauft. So sind alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zucht gegeben. Nur eines bedauert der Taubenzüchter. Früher konnte man die Tauben noch im Freiflug halten. Heute kommt man kaum noch ohne Voliere aus. "Der Sperber holt sich, was er kriegen kann, und der hat sich in den letzten Jahren ganz schön vermehrt."