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Krebsgefahr durch Baustoff Fast 25.000 Wohnungen betroffen - Gewerkschaft warnt vor „Asbestfalle“ in Dessau-Roßlaus Altbauten

Fast 25.000 Wohnungen in Dessau-Roßlau könnten mit Asbest belastet sein. Der Stoff gilt als krebserregend, wenn er bei Sanierungsarbeiten freigesetzt wird. Doch genau das steht vielen Wohnungen in den nächsten Jahren bevor, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

14.11.2023, 11:55
Die Gefahr vor Asbest ist in Dessau-Roßlaus Wohnungen groß. (Symbolbild)
Die Gefahr vor Asbest ist in Dessau-Roßlaus Wohnungen groß. (Symbolbild) (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Dessau-Roßlau/MZ - Knapp ein Viertel der Wohngebäude in der Stadt Dessau-Roßlau könnten für ihre Bewohner früher oder später zur „Asbestfalle“ werden. Davor warnt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) in einer aktuellen Mitteilung.

Demnach könnten in Dessau-Roßlau rund 4.500 Wohngebäude mit etwa 24.800 Wohnungen asbestbelastet sein. Das entspräche derzeit rund 24 Prozent aller Wohngebäude. Bundesweit befinden sich fast 44 Millionen Tonnen asbestbelastete Baustoffe im Gebäudebestand.

Asbest ist oft im Putz und sogar in Spachtelmassen und Fliesenklebern.

Kerstin Fischer, IG Bau

„Asbest ist ein krebserregender Stoff. Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich aber zunächst keine Sorgen machen“, erklärt Kerstin Fischer von der IG Bau. Asbest gilt erst dann als akut krebserregend, wenn die Fasern bei Sanierungsarbeiten eingeatmet werden, zum Beispiel in Form von Baustaub. Die Folgen, die so genannte Asbestose, treten aber oft erst viele Jahre später auf.

„Asbest ist oft im Putz und sogar in Spachtelmassen und Fliesenklebern. Vor allem aber im Asbest-Zement. Daraus wurden vorwiegend Rohre, Fassadenverkleidungen und Dacheindeckungen gemacht“, so Kerstin Fischer weiter.

Die Gefahr das der Stoff in den kommenden Jahren freigesetzt werde sei groß: „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, wird auch in Dessau-Roßlau in den nächsten Jahren ein Großteil der Altbauten ‚angefasst‘“, warnt die IG Bau Sprecherin.

Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren wurden große Mengen Asbestzement verbaut

Bei den Zahlen der IG Bau handelt es sich um eine Schätzung, die auf der Zahl der Neubauten in den Jahren 1950 bis 1989 beruht. Und durch das Pestel-Institut (Hannover) im Auftrag der Gewerkschaft erhoben worden sind. In der genannten Zeitspanne war Asbest ein billiger Baustoff, der in verschiedenen Formen seinen Weg in die Bausubstanz fand.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurde der Stoff vor allem in den 1960er und 1970er Jahren in Form von Asbestzement in großen Mengen verbaut. Doch erst seit dem 31. Oktober 1993 sind Asbest und asbesthaltige Produkte in Deutschland verboten.

Gewerkschaft fordert einen Schadstoff-Gebäudepass zur Prävention

Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten in asbestbelasteten Gebäuden dürfen heute nur noch von Fachfirmen durchgeführt werden, die von der zuständigen Behörde zugelassen sind.

Das Problem für Bauunternehmen und Heimwerker ist jedoch in vielen Fällen das Erkennen einer Asbestbelastung. Oft ist das Baujahr der einzige Hinweis. Die IG Bau fordert deshalb unter anderem einen Schadstoff-Gebäudepass, der Auskunft über die Asbestbelastung jedes Gebäudes gibt. Damit sollen Bauarbeiter und Heimwerker besser geschützt werden.