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Erfolgreiche Unternehmerin Fachkräfte-Rückkehr: Dessauerin kehrt von der Karriere in Salzburg zurück in die Heimat

Von Sylke Kaufhold 04.09.2016, 19:24
Maxi und Günter Luft sind nicht nur Tochter und Vater, sondern auch als Geschäftspartner ein gutes Team. Jetzt sogar unter einem Dach.
Maxi und Günter Luft sind nicht nur Tochter und Vater, sondern auch als Geschäftspartner ein gutes Team. Jetzt sogar unter einem Dach. Lutz Sebastian

Dessau - Ihre Koffer hatte Maxi Luft damals schnell gepackt - und machte sich auf nach Österreich. Das war 2009. Das BWL/Marketing-Studium in Erfurt hatte die heute 31-Jährige erfolgreich abgeschlossen. „Aber ich fand keinen Job, deshalb bin ich weggegangen“, blickt sie zurück.

Im fernen Salzburg trat sie dann in die Fußstapfen ihres Vaters Günter Luft und wurde Lizenznehmerin des Abacus-Nachhilfeinstituts. Sie eröffnete das zweite derartige Institut Österreichs überhaupt. Heute gibt es sechs Abacus-Nachhilfeinstitute im Nachbarland. „Wir haben den Grundstein gelegt“, sagen Tochter und Vater stolz.

Sieben Jahre später sitzt Tochter Maxi im Dessauer Büro des Vaters und hat alle Hände voll zu tun. „Ich bin wieder da.“

Mit ihr in die Heimat zurückgekehrt sind Mann und Töchterchen. „Wir haben gerne in Österreich gelebt und uns eine Zeit lang auch sehr wohl gefühlt dort“, erzählt die junge Frau. Ihr Mann war 2011 nachgekommen. Beide hatten sie berufliche Fuß gefasst. „Das war nicht immer einfach, manchmal richtig hart mit schweren Rückschlägen“, erzählt sie von ihrem Werdegang. „Aber ich habe viel gelernt und letztlich war die Zeit prägend für uns beide. Wir wollen sie nicht missen.“

Die Rückkehr von Fachkräften in die alte Heimat Sachsen-Anhalt wird vom Land gezielt unterstützt, zum Beispiel mit einem zinslosen Darlehen für junge Familien oder so genannten Welcome-Centern, die bei der Wohnungssuche und anderen Umzugsmodalitäten helfen. Eine „Willkommensagentur Anhalt“ gibt es seit dem vorigen Jahr auch in Dessau-Roßlau. Sie ist ein Projekt der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld, Dessau,Wittenberg. Sie versteht sich auch als Dienstleister für Unternehmen.

Und dennoch fehlte etwas zum vollkommenen Glück. „Mit der Geburt unserer Tochter 2013 hatten wir immer öfter den Gedanken, zurückzukehren“, so Maxi Luft. Dorthin, wo die Familien leben. Auch ihr Mann ist ein Dessauer.

Denn bei allem beruflichen Erfolg, eines war ihnen in Salzburg nie gelungen: ein engerer freundschaftlicher Kontakt zu Einheimischen. „Das ist so gut wie unmöglich.“ Und so war die Zahl der Menschen, die ihnen nahestanden, mit denen sie freundschaftlich verbunden waren, sehr klein. Was sie anfangs noch „verschmerzt“ hatten, wurde zunehmend zum Problem für sie. Und die Familie fehlte auch. Trotz relativ häufiger Besuche des Opas bei der kleinen Enkelin. „Die Zeit war immer knapp bemessen und es war eben immer nur Besuch.“

Die Entscheidung reifte langsam, aber stetig. „Zum Schluss haben wir uns beide dolle darauf gefreut.“ Seit Juli ist das Zuhause der jungen Familie in Dessau-Nord und seit Ende August ist sie auch in der alten neuen Heimat komplett, hat auch der Mann und Papa seinen Lebensmittelpunkt in Dessau. „Es fühlt sich gut an, vertraut“, blickt Maxi Luft auf die ersten Wochen in der alten neuen Heimat. „Ich bin damals voller Euphorie weg und bin voller Euphorie wiedergekommen. Wer hätte das gedacht“, schmunzelt sie.

Verständnis von Nachhilfe in Österreich und in Deutschland sehr unterschiedlich

Auch Günter Luft strahlt. „Auch für mich fühlt es sich gut an, als Vater, Opa und Geschäftsmann“, sagt er zur Rückkehr der Tochter. „Wir arbeiten sehr gut zusammen, sie bringt eine neue Qualität in das Unternehmen und es ist ein gutes Gefühl für mich, zu wissen, dass mein Unternehmen auch in Zukunft in besten Händen ist.“ Das ist für den 60-Jährigen aber vorerst kein Thema. Er wolle schon noch ein bisschen mitmischen. „Es macht mir viel Freude und ich brauche auch den Kontakt zu den Leuten.“

Der Bedarf an Nachhilfe ist seit 15 Jahren ungebrochen groß. Entsprechend ist das Institut Günter Lufts gewachsen, deckt inzwischen den gesamten Bereich von Wittenberg, Dessau bis zum Harz ab. 2006 folgte der Schritt nach Thüringen, wurde ein Institut in Erfurt eröffnet, vor vier Wochen - dann schon mit Verstärkung der Tochter - eröffneten sie eine kleine Filiale in Bamberg.

Sechs fest angestellte Mitarbeiter gehören zum Team und knapp 400 aktive Nachhilfelehrer, die auf Honorarbasis arbeiten. Das Verständnis von Nachhilfe in Österreich und in Deutschland sei im übrigen sehr unterschiedlich, haben beide gelernt. Während es hier um langfristige Lernerfolge geht, denke der Österreicher nur von Prüfung zu Prüfung.

Sozial angekommen

Nicht nur Maxi Luft steigt in das väterliche Unternehmen ein. Auch ihr Mann Matthias Kindermann wird die Glas- und Gebäudereinigungsfirma seines Vaters übernehmen. Beide bereiten die Übergabe jetzt langfristig vor. Ohne berufliche Perspektive, betont Maxi Luft, wären sie nicht zurückgekommen.

Nicht nur beruflich, auch sozial fühlen sich die beiden angekommen. „Wir sind in der Freizeit gut ausgebucht“, lacht Maxi, und freut sich besonders darüber, dass sie sich jetzt wieder Zeit für die Freunde und Familie nehmen können. Stolz ist sie, dass sie alte Freundschaften auch über die Österreich-Jahre halten konnten und jetzt wieder intensivieren. „Und unsere Freunde sagen, dass sie sich freuen, dass wir wieder da sind, das klingt doch gut, oder“. (mz)