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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Studentische Ideen für Dessaus gute Stube

Von STEFFEN BRACHERT 07.02.2011, 18:15

DESSAU-ROSSLAU / MZ. - Das Bemühen um einen möglichst diplomatischen Einstieg war spürbar. "Es hat sich hier sehr viel getan", lobte also Uwe Gellert. "Es wurde nicht alles falsch gemacht." Gellerts Foto aber bewies das Gegenteil. "Die Zerbster Straße ist nicht belebt", präsentierte der Design-Professor der Hochschule Anhalt eine Aufnahme von einem großen Platz fast ohne Menschen. "Die Fußgängerzone wird nicht angenommen."

Wenig überraschende Bilanz

Die Bilanz ist wenig überraschend. Alle Jahre wieder wird das festgestellt - und führt meist dazu, dass über Sinn und Unsinn von Kurzzeitparkplätzen gestritten wird. Stadtverwaltung und Hochschule Anhalt, seit dem vorigen Jahr per Kooperationsvertrag miteinander verbunden, haben nun einen neuen Weg versucht - und Viert- und Fünftsemestler in Dessaus gute Stube geschickt. Mit einer einfachen und damit ziemlich schwierigen Aufgabe: Die Studenten sollten die Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone erhöhen.

Mankos hat die Zerbster Straße viele. Das stellten die Studenten schnell fest. Parkbänke am falschen Ort. Spielmöglichkeiten ohne Reiz. Läden mit beschränkten Angeboten. Ideen, den Platz und das drum herum attraktiver zu gestalten, waren da schon komplizierter. "Fast alle Studenten haben sich mit Sitzmöglichkeiten beschäftigt", sagt Gellert, der die Semesterarbeiten vorige Woche im Wirtschaftsausschuss vorstellte - und dort viel Zuspruch bekam.

Für die Bibliotheks-Info-Stele, die Luise Voigt entworfen hat und die dafür sorgt, die Anhaltische Landesbücherei mehr hervorzuheben. "Bislang sieht man gar nicht, dass da eine Bücherei ist", kritisierte Gellert. Für die Bänke, die ihre Farbe je nach Temperatur verändern. "Warm-Sitzen" wird so sichtbar. Franziska Bottin hat daran gearbeitet. Ein Lob bekamen aber auch Martin Engelhardt und Steffen Reinhardt, die für die Zerbster Straße ein spezielles Fahrrad entworfen haben, das als mobiler Kiosk unterwegs sein kann.

"Die studentischen Arbeiten bieten zwei Chancen: der Platz wird aufgewertet und das mit etwas Einmaligem, über das geredet wird", begrüßte Oliver Dewess vom Citynet-Verband die Vorschläge. "Die müssen nun aber so schnell wie möglich umgesetzt werden."

Das hat die Stadtverwaltung auch vor. "Wir werden eine Jury bilden, die entscheidet, welches Projekt weiter verfolgt wird", erklärte Joachim Hantusch, der Dezernent für Wirtschaft und Stadtentwicklung. In dieser Jury sollen auch Vertreter der Wirtschaft sitzen, mit derer - vor allem finanzieller Hilfe - die Ideen dann realisiert werden sollen.

Die Abwicklung könnte über den Verfügungsfonds Zerbster Straße erfolgen. Es ist ein Pilotprojekt, für das 110 000 Euro das Land Sachsen-Anhalt aus dem Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" gegeben hat. 55 000 Euro steuert die Stadt bei. Noch einmal 165 000 Euro sollen in den nächsten drei Jahren von privaten Partnern eingesammelt werden. Dafür ließen sich einige Sitzmöglichkeiten finanzieren.

Wärterhäuschen warten

Die Zerbster Straße war so etwas wie der Härtetest für die Kooperation zwischen Stadtverwaltung und Hochschule, die ausgebaut werden soll. "Es gibt noch ein zweites Projekt, wo wir relativ weit sind", deutete Wirtschaftsdezernent Hantusch an. Es betrifft die ehemaligen Wärterhäuschen auf den Bahnsteigen des Dessauer Hauptbahnhofs, die eindeutig schon bessere Zeiten gesehen haben. Studentische Ideen sind auch hier gefragt.