Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Schlesisches im Doppelpack
ROSSLAU/MZ. - Eine Premiere ist immer etwas besonderes. Und wenn sie im Doppel erfolgt, dann erst recht. So eine Doppelpremiere ist am Freitag, 14. Oktober, um 16 Uhr in der Marienkirche Roßlau zu erleben. Sowohl ein Hörbuch als auch eine CD stellt das Dessauer Juf-Multimedia Tonstudio dort vor und ist sich sicher, einen großen Kreis damit anzusprechen: Menschen, die aus Schlesien stammen, ihre Nachfahren und alle anderen Interessenten.
"Rufe aus der Nacht - Gedichte aus russischer Kriegsgefangenschaft" ist die CD überschrieben. Henryk Silesius ist der Autor der Gedichte. Silesius ist ein Pseudonym für Heinz Lischke, Pfarrer in Rente aus Zerbst. 2004 schilderte er im Buch "Die Umkehr" den schmerzlichen Weg vom Hitlerjungen zum Pfarrer und legte nun mit "Rufe aus der Nacht" einen Gedichtband nach.
Lischke führte in seiner russischer Kriegsgefangenschaft Tagebuch. Auf dünnem Zigarettenpapier beschrieb er in winziger Schrift sein Schicksal. Hungerhospital Paschkowskaja, Noworossijsk, Krasnaja Poljana hießen die Stationen, auf denen er inmitten von Kälte, Hunger, Krankheit und Sterben zum christlichen Glauben fand. Als er in der Silvesternacht 1949 / 1950 entlassen wird, gelingt es ihm, das Aufgeschriebene durch die Kontrolle in Brest zu schmuggeln. Wenig später überträgt er die Miniaturschrift in ein Manuskript. Der Grundstein für "Die Umkehr" war gelegt.
In "Rufe aus der Nacht", sagt Petra Herbst von Juf-Multimedia, "sind die Gedichte eines Zwanzigjährigen in russischer Kriegsgefangenschaft veröffentlicht." Herbst findet wie Lothar Grewling, ihr Partner bei Juf-Multimedia, die Gedichte des jungen Heinz Lischke sehr berührend. "Die Sehnsucht nach der Heimat, nach Schlesien und der Familie wird spürbar", sagt Herbst. Aber auch die Kameradschaft mit Soldaten und Mitgefangenen wird verarbeitet. Nun sind die in Worte gefassten Erinnerungen auf dem Hörbuch zu erleben.
In sechs Blöcke mit mehreren Gedichten ist dieses Hörbuch unterteilt. Heinz Lischke selbst gibt die Einführung, seine Gedichte trägt Lothar Grewling vor. Dazu gibt es Lieder, die Sibyll Ciel alias Petra Herbst singt. Jana Jainta begleitet sie auf der Flöte.
Dass Juf-Multimedia und Heinz Lischke zueinander fanden, erzählt Herbst, hat vor allem auch mit dem CD-Projekt "Schlesische Volkslieder" zu tun. Die bisher erfolgreichste Produktion des Dessauer Tonstudios, die Weihnachts-CD "Brieger Christnacht" von 1944 mit Liedern aus der Grafschaft Glatz, die bis heute über 1 000 Mal verkauft wurde, gab den Anstoß für die Volkslied-CD. Und da es in Roßlau einen sehr aktiven Schlesischen Heimatverein gibt, wandten sich Herbst und Grewling dorthin. Hier kamen sie mit dem Pfarrer i.R. Lieschke in Kontakt, der selbst aus Breslau stammt, und bei der Suche nach schlesischem Liedgut sehr behilflich war. "Nebenbei sagte er, dass er auch viele Gedichte geschrieben hat", so Herbst. Neugierig darauf geworden, stand für sie schnell fest: Hörbuch und CD werden parallel produziert.
"Hohe Tannen", "Lustig ist das Zigeunerleben", "Riesengebirglers Heimatland", "Es war im Böhmerwald" und viele andere Titel sind zu hören. Gesungen von Sibyll Ciel, am Klavier begleitet von Anja Prusseit und an der Flöte von Jana Jainta. Dazu gibt es auch auf der CD Gedichte von Henryk Silesius alias Heinz Lischke zu hören, die Lothar Grewling spricht. Lischke ist auch auf der Volkslieder-CD, die Titel trägt "Herrlich ist dies Stückchen Erde", zu hören - mit seiner Mundharmonika.
Wenn nun am Freitag CD und Hörbuch in der Roßlauer Marienkirche ihre Doppelpremiere erleben, dann sind auch alle Mitwirkenden an der Produktion dabei. Mitgestaltet wird der Nachmittag zudem vom Folklorechor des Schlesischen Heimatvereins Roßlaus.
Kontakt: Juf-Multimedia, Schlossplatz 3, Dessau-Roßlau, Tel. 0340 / 8 50 72 92 oder www.juf-multimedia.de