Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Mit jedem Ton verzaubern
DESSAU/MZ. - Ob der Schützling mittlerweile den Ausbilder sogar überholt hat, vielleicht sogar besser spielt? Marion Bertz schaut etwas gedankenverloren in den Himmel, dann aber lächelt sie. "Es gibt da diesen Spruch", sagt Berz, "dass es eigentlich ja so sein muss, dass irgendwann ein Lehrer nicht mehr notwendig ist." Wenn es jedoch so komme, dann bedeute das auch etwas. "Man spürt und weiß, dass sich all die Arbeit gelohnt hat."
Rang zwei beim Bundeswettbewerb
Es ist nie leicht für Lehrer, ihre Schüler loszulassen. Das gilt auch für Marion Bertz. Seit vielen Jahren ist die Dessauerin an der Musikschule der Doppelstadt als Lehrerin für Akkordeon und Musiktheorie tätig. Sie hat viele Schützlinge kommen und gehen sehen, sie mit dem Handzuginstrument bekannt gemacht, das nicht immer die erste Geige spielt. Und doch so besonders ist. Von all den Schülerinnen aber, die sie unter ihren Fittichen hatte, war eine doch die besondere: Daniela Hosang. 25 Jahre ist die Dessauerin mittlerweile alt, fast zwei Drittel ihres Lebens aber ist sie in der Musikschule unterrichtet worden. Von Marion Bertz. Bis zu diesem Sommer. "Ich war ja dann doch schon recht alt für die Musikschule", grinst Hosang, "doch es war eine wunderschöne Zeit."
Begonnen hatte alles vor 17 Jahren. Eher zufällig geriet Hosang mit dem Akkordeon in der Musikschule in Kontakt. "Doch es war sofort zu sehen, wie viel Neugier, Leidenschaft und Interesse sie mitgebracht hat, schon in jungen Jahren", erinnert sich Marion Bertz. Hosang wollte mehr üben, als dafür Zeit zur Verfügung stand, war offen für jede Anregung. Und fand sich in einem Dreiklang wieder, den sich die Dessauer Musikschule für eine erfolgreiche Karriere wünscht: Talent, gute Ausbildung und Unterstützung durch das Elternhaus. "Begabung braucht auch das passende Instrument", sagt Marion Berz, "das stand ihr glücklicherweise immer zur Verfügung."
Nach einiger Zeit stellten sich schnell Erfolge ein. "Mich haben das Instrument, seine Vielfältigkeit und seine Möglichkeiten fasziniert", gibt Hosang zu, in deren Trophäenschrank unter anderem ein zweiter Platz im Bundeswettbewerb (im Duo mit Julia Mauritz) und die Berufung ins Landes-Akkordeon-Ensemble stehen. Immer mit dabei: Marion Bertz. "Wir haben viel zusammen erlebt", sagt die Lehrerin, die ihren Stolz auf den Schützling nicht verbergen kann. Warum auch? Bertz war glücklich, als Hosang auch nach dem Abitur der Musikschule treu blieb, ihre Ausbildung fortsetzte. "Was sie so besonders macht, ist nicht nur die Spieltechnik, sondern wie sie das, was sie vorträgt, musikalisch ausgestaltet", erzählt Bertz. "Daniela kann aus jedem Ton etwas hervorzaubern und fesseln."
Auftritt am Sonntag 17 Uhr
Das will sie auch am kommenden Sonntag, wenn sie ab 17 Uhr in der Marienkirche (Eintritt frei) gemeinsam mit dem Landes-Akkordeon-Ensemble Sachsen-Anhalt auftritt. Marion Bertz wird natürlich dabei sein, seit über einem Jahrzehnt ist sie für das Ensemble als Tutorin tätig. In dieser Eigenschaft wird sie auch in Zukunft noch oft mit Daniela Hosang zu tun haben, denn die Studentin will auch nach ihrem erfolgreichen Master-Abschluss im Bereich Immobilienmanagement dem Akkordeon treu bleiben. Nur die seit 17 Jahren gewohnten Übungsstunden - die wird es nicht mehr geben. "Doch ich werde weiter ihren Weg verfolgen", verspricht Marion Bertz und lächelt, "immerhin hat sie ja auch mich und meine Art über viele Jahre ertragen." Auch Daniela Hosang will die Bande weiter knüpfen. "Marion ist jetzt vielleicht nicht mehr meine Lehrerin, aber sie bleibt meine Freundin."