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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Marienkirche taucht in den Rausch der Farben

Von SILVIA BÜRKMANN 12.09.2010, 18:56

DESSAU/MZ. - Die Tänzerinnen von Inka Orientalischer Tanz teilen sich eine enge Garderobe. Noch eine halbe Stunde, bevor ein dreifacher Gong zum Auftritt ruft.

Die Aufregung ist nicht lauthals, aber fast greifbar. Wo bleiben nur die "Harissen"? Aus Köthen reisen die Frauen der Gruppe "Harissa - ägyptischer Tanz" an, um gemeinsam mit den "Orientdreams" aus Leipzig und den Inka-Tänzerinnen sowie den Musikern und Sängern von Gaia Percussion die große Bauchtanzshow des Jahres 2010 "Der geheime Garten" auf die Bühne in der Marienkirche zu bringen.

"Aber flink", werden die drei Frauen erleichtert begrüßt, als sich endlich die Tür für Katja Peuker, Katrin Müller und Beate Springer öffnet. Die "Harissen" tanzen im ersten Programmblock als Zigeunerinnen zur traditionellen italienischen Tarantella, schlüpfen dafür in weite Röcke, schnüren einander die Mieder zu und binden Kopftücher zu verwegenen Ansichten. Ein schnelles Make-up, Ketten und Ohrringe. Gong. Auf geht's.

Hinter den Kulissen versammelt Inka-Vereinsvorsitzende und Regisseurin Ines Weißflog, selbst schon im unverkennbaren Inka-Dress verschleiert, noch einmal ihre 24 Mitstreiterinnen. "Wir haben für die Show seit Jahresanfang geprobt. Und jetzt wollen wir Spaß. Wir wollen tanzen. Toi, toi, toi."

Was dann über die Bühne tanzt, stampft, hüpft, wogt und schwebt, ist ein zweistündiges Gesamtkunstwerk. Und eine tiefe Verbeugung an die uralte Ausdrucksform des Bauchtanzes in allen Wandlungen der Zeiten. "Inka" tanzt zur alljährlichen Bühnenshow nicht die technisch ausgefeilten Choreographien. Erzählt wird eine Geschichte. In diesem Jahr gehen die Inka-Tänzerinnen ein Wagnis ein: Verzichten auf den Moderatoren, der bisher erklärend durch das Programm führte. Jetzt sprechen Musik und Tanz für sich. Das gefesselte Publikum belohnt dennoch in alter Tradition jeden einzelnen Auftritt mit Szenenapplaus. Zwischen dem Vogelgezwitscher am Anfang und Ende der Aufführung werden im ersten Stunden-Block vor der Pause 22 Bilder entworfen und vertanzt.

Fliegender Wechsel in der Garderobe. Neben den Solisten schlüpfen die Frauen an diesem Abend durchschnittlich sieben Mal in andere Kostüme, zählt Sabine Kossack für die Inka-Gruppe Kismet zusammen. Dazu kommen die schnellen Wechsel für die statistischen Rollen der Regenbogen-Wächter. In deren Kutten schlüpft eben derjenige, der gerade eine Tanzpause hat. Jedes Detail findet in einem ausgeklügelten System seinen rechten Platz.

Donnernder Applaus belohnt die Künstler. Fehler? Dass drei Harissen nur zwei Tambourine hatten? Und die Wächter nach dem Kommando "rechts um" aus dem Gleichschritt kamen? Hat keiner gesehen. Großes Theater eben.