Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Die Mutmacher
DESSAU/MZ. - "Das Dutzend ist voll", schmunzelt Dr. Reinhard Schück. Zum zwölften Mal hat das Tumorzentrum Anhalt am Städtischen Klinikum Dessau e.V. zum Aktionstag ins Radisson Blu Hotel "Fürst Leopold" eingeladen. Um zu informieren, aufzuklären und vor allem, um Ängste zu nehmen und Mut zu machen, wurde der Aktionstag ins Leben gerufen, sagt Schück, der Vorsitzende des Tumorzentrums. Auch Oberbürgermeister Klemens Koschig ist sichtlich stolz auf die Leistung und Verdienste des Zentrums. "Die Medizin in Dessau-Roßlau hat höchstes Niveau. Wir müssen unser Licht nicht immer unter den Scheffel stellen."
Die Lebenserwartung der Menschen ist so hoch wie nie in den neuen Bundesländern, informiert Schück, denn Vorsorgeuntersuchungen machen es möglich, Krankheiten rechtzeitig zu erkennen und damit zu behandeln. Allerdings weiß der Chefarzt der Chirurgie am Städtischen Klinikum auch, "dass vor allem die Herren der Schöpfung diese unerlässlichen Untersuchungen meiden". Diese Demonstration von Stärke und falsch verstandener Männlichkeit sei aber fehl am Platz. Im Bereich des Tumorzentrums Anhalts gibt es neueste Technik und modernste Methoden. So verfüge das Städtische Klinikum "über den einzigen PET-Computertomographen im Bundesland, weshalb wir sogar Ärzte aus renommierten Kliniken wie Boston anziehen", so der Chefarzt, der aus Gießen nach Dessau gekommen ist, "weil mich die Ausstattung des Klinikums und die damit verbundenen Möglichkeiten einfach überzeugt haben". Zudem wird im 5. Bauabschnitt des Städtisches Klinikums ein Onkologisches Zentrum eingerichtet. Spätestens ab dem 1. Januar 2012 soll es möglich sein, Ärzte aller Disziplinen zu vereinen, um nach einer Krebsdiagnose zeitnah handeln zu können, ohne dass Patienten andere Krankenhäuser oder Praxen aufsuchen und lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. "Wir wollen es den Menschen leichter machen, denn eine Krebsdiagnose ist schlimm genug für jeden."
Doch nicht nur die Behandlung von Krebs, auch die Vorsorge ist wichtig. Die Erkenntnis setzt sich immer mehr durch und so waren mehr Interessierte als je zuvor zum Aktionstag am Sonnabend gekommen. Unter dem Motto "Die Erkennung und Heilung von Krebs. Eine Aufgabe von vielen medizinischen Fachrichtungen" wurden zahlreiche Fachvorträge gehalten. So legte Dr. Dietrich Trebing, Leitender Oberarzt der Hautklinik, dar, wie groß das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten bei Hautkrebs ist. Chirurgie-Chefarzt Dr. Jens Peter May vom Diakonissenkrankenhaus sprach über die Therapien bei Brustkrebs. "Heute ist es nur noch selten nötig, die Brust abzunehmen oder alle Lymphdrüsen unter den Achseln zu entfernen", erläuterte er zum Fortschritt in der Behandlung. Der niedergelassene Urologe Dr. Hugo Plate redete den Männern ins Gewissen, um ihnen zu verdeutlichen, wie groß die Chancen auf Heilung bei einer frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs sind.
Über Darmkrebs, ein Thema, das lange Zeit tabuisiert war, sprach Oberarzt Dr. Axel Florschütz von der Klinik für Innere Medizin am Städtischen Klinikum. Nicht leicht sei es, Menschen zur Darmspiegelung zu bewegen, obwohl diese Vorsorgeuntersuchung schmerzfrei sein kann. Diese sei wichtig, weil Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen ist. Falls es zu einer Krebsdiagnose kommt, "gibt es neueste Methoden, die sogar bei fortgeschrittenem Darmkrebs eine Heilung nicht ausschließen", so Florschütz. Mittlerweile gibt es narbenlose Operationen durch den Bauchnabel, die den Patienten viele Schmerzen ersparen, Komplikationen eindämmen und auch rein optisch ein Novum sind. Auch im Fall eines künstlichen Darmausganges nach einer bösartigen Darmkrebserkrankung gilt es, nicht zu verzagen. Hier bietet das Klinikum zusammen mit verschiedenen Kooperationspartnern auch noch dann Hilfe an, wenn der Patient bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Die neusten Produkte erleichtern den Menschen einiges.
Dass Früherkennungsuntersuchungen das A und O sind, wurde allen Besuchern am Sonnabend klar. Mit Rat und Tat standen die Ärzte den Besuchern auch nach den Vorträgen zur Seite, um möglichst alle Fragen zu beantworten. Auch die Informationsstände im Foyer des Hotels ermöglichten es den Besuchern, Unklarheiten zu beseitigen und durch die freundlichen Ansprechpartner Hemmungen zu überwinden.