Auf die Zukunft gebaut Auf die Zukunft gebaut: Im Baustoffwerk Dessau werden aus Schutt wieder Baustoff

Dessau - Noch bis kurz vor der offiziellen Eröffnung hatten die Handwerker ordentlich zu tun. Doch am Freitag konnte Rudolf Schäfer seinen über 100 geladenen Gästen das komplett sanierte Gelände des Baustoffwerks Dessau in der Industriestraße präsentieren.
Vor drei Jahren übernahm Schäfer, ein Bau- und Recyclingunternehmer aus Bad Düben, das mehrere Hektar große Gelände einer Dessauer Recyclingfirma, zusammen mit einem angrenzenden Grundstück, um erst einmal ordentlich Geld in die Hand zu nehmen.
„Vieles war hier sanierungsbedürftig. Wir haben rund drei Millionen Euro in die Ertüchtigung der Infrastruktur auf dem Betriebsgelände investiert“, erzählt der Unternehmer, der 1990 die Bau- und Haustechnik Bad Düben gründete.
1997 gründete Rudolf Schäfer die Beton und Recycling GmbH Bad Dübe
Zahlreiche Hoch- und Tiefbauprojekte hat die Firma, vor allem in Mitteldeutschland, in den vergangenen drei Jahrzehnten realisiert. 1997 gründete Schäfer die Beton und Recycling GmbH Bad Düben. Dieses Unternehmen bereitet Bauschutt zu wiederverwertbaren Baumaterialien auf. In Bad Düben, Köthen, Rodleben und seit drei Jahren in Dessau hat das Unternehmen Niederlassungen.
„Der Dessauer Standort ist vor allem verkehrstechnisch günstig gelegen“, begründet Schäfer, warum er hier eine große Summe investiert hat. Schnell geht es von der Industriestraße über die Kochstedter Kreisstraße Richtung A9 nach Leipzig und Berlin. Aus diesen beiden Ballungsräumen sowie ganz Mitteldeutschland werden bis zu 100.000 Tonnen Bauschutt jährlich angeliefert.
Saniert wurde das Werk in der Industriestraße während des laufenden Betriebs. Zehn Mitarbeiter kümmern sich darum, den angelieferten Bauschutt zu wiegen, vorzusortieren und dann mit Baggern in die Hauptbrecher zu befördern.
Bis zu 40 recycelte Endprodukte bietet das Baustoffwerk an
Diese bereiten das Material dann für die Siebmaschinen vor. In mehreren Schritten werden so brauchbare Baustoffe aufbereitet. „Im Idealfall können bis zu 80 Prozent des angelieferten Bauschutts für die Wiederverwendung aufbereitet werden“, so Schäfer.
Bis zu 40 recycelte Endprodukte bietet das Baustoffwerk an. So können die aus den aus Bauschutt gefilterten Gesteinskörnungen etwa für Schotterrasen oder für Flächenbegrünungen verwendet werden. Gewonnener Split findet im Wegebau neue Anwendungen. Ebenso als Baumsubstrat, als Frostschutzschicht auf Straßen, als Füllmaterial auf Tennisplätzen und Laufbahnen oder als recycelter Beton in Gebäuden findet sich der aufbereitete Bauschutt wieder.
„Wir sind also im besten Sinne nachhaltig“, sagt Schäfer. Mehr recycelte Baustoffe bedeuten weniger Abbau von natürlichen Baustoffen und damit weniger Eingriff in Landschaften. Je mehr Baustoffe aus Abrissmaterialien aufbereitet und wiederverwendet werden, desto weniger Deponieflächen für Bauschutt werden benötigt.
„Im Tiefbau finden die recycelten Baustoffe durchaus ihre Verwendung“
Was in der Theorie gut klingt, muss noch längst nicht Praxis sein. „Im Tiefbau finden die recycelten Baustoffe durchaus ihre Verwendung und werden mehr und mehr eingesetzt. Doch im Hochbau tut man sich mit recyceltem Beton noch schwer“, konstatiert der Bau- und Recyclingunternehmer.
Aus wissenschaftlicher Sicht spricht nichts gegen den Einsatz in Gebäuden. Funktion und Zweck werden wie beim natürlichen Beton erfüllt. Auch der Preis ist nur marginal höher. „In vielen Dessauer Wegen und Straßen sind unsere Baustoffe schon drin“, so Schäfer.
Er ist gespannt, bei welchem Neubau in der Stadt das erste Mal recycelter Beton zum Einsatz kommt. Das wäre dann ein bisschen Avantgarde, wie einst das Bauhaus. In Stuttgart und Berlin sind immerhin schon Laborgebäude mit recyceltem Beton erbaut worden. Ob und wie viel aufbereiteter Beton aus Dessau da drin steckt, ist allerdings schwer zu sagen. (mz)
