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60 Jahre Stromag Dessau  60 Jahre Stromag Dessau : Geliefert wird in alle Welt

Von danny gitter 10.09.2013, 08:05
Stromag-Mitarbeiter Peter Staat war am Sonnabend mit Besuchern des Tages der offenen Tür in der Werkstatt unterwegs und gibt dort einen kleinen Einblick in die Arbeit des Unternehmens.
Stromag-Mitarbeiter Peter Staat war am Sonnabend mit Besuchern des Tages der offenen Tür in der Werkstatt unterwegs und gibt dort einen kleinen Einblick in die Arbeit des Unternehmens. Sebastian Lizenz

Waldersee/MZ - Manches kennt er auch nur aus Erzählungen und schriftlichen Überlieferungen. Vieles aber hat Siegfried Knappe in der 60-jährigen Geschichte des Unternehmens, dass sich seit 20 Jahren Stromag Dessau GmbH nennt, hautnah mitbekommen. „1970 habe ich hier als Lehrling zum Maschinen- und Anlagenmonteur angefangen“, blickt er zurück. Es folgte ein Ingenieurs- Studium, das Durchlaufen vieler Abteilungen und schließlich 2003 die Ernennung zum Geschäftsführer.

Er war deshalb ein viel gefragter Mann am Sonnabend , weil das Unternehmen zum Tag der offenen Tür einlud und viele Dessauer kamen. Es gab darüber hinaus mehrfach Grund zum Feiern. Zum einen gibt es seit 60 Jahre Kupplungen und Bremsen aus Waldersee. Zum anderen gehört das Unternehmen seit 20 Jahren zur Stromag-Gruppe mit dem Stammhaus in Unna.

Für einen Laien lässt sich die Stromag Dessau GmbH auf einen einfachen Nenner bringen. „Wir entwickeln, fertigen und vertreiben elektromagnetisch schaltbare Kupplungen und Bremsen“, erzählt Knappe. Die befinden sich u.a. in Krananlagen, in Anlagen zur Erzeugung von Windenergie, in Land- und Druckmaschinen. Weltkonzerne wie Siemens gehören zum Kundenkreis. Geliefert wird von Dessau aus in die ganze Welt. Wenn Knappe zurückblickt, dann sagt er, dass sie eigentlich unter dem Motto „100, 60, 20 und zwei“ feiern. Jede dieser Zahlen steht für ein Meilenstein der Firmenhistorie.

Es war vor bereits 100 Jahren die Bamag, die Vorgänger des heutigen Produktsortiments der Stromag GmbH in Dessau fertigte. Am 1. Mai 1953, mit der Gründung eines Zweigwerks in Waldersee, legte das Elektromotorenwerk Dessau (Elmo) den Grundstein des Unternehmens. Zunächst als Reparaturbetrieb von Elektromotoren und Generatoren, wurden in Waldersee seit 1955 Kupplungen und Bremsen hergestellt. Bis Ende der 70er Jahre verdoppelte sich die Produktion. 1983 wurde das Werk um eine neue Fertigungshalle erweitert. Die Produktion verdoppelte sich nochmals bis 1986. 460 Mitarbeiter hatte das Werk kurz vor dem Ende der DDR.

Was dann folgte, beschreibt Knappe rückblickend als die vielleicht schwierigste Zeit des Unternehmens. Plötzlich ist der komplette Ostmarkt zusammengebrochen. Viele DDR-Betriebe, die die Walderseer belieferten, wurden ihre Produkte auf in ihrem bisher größten Markt Sowjetunion nicht mehr los. Das blieb nicht ohne Folgen. „Bis zu unserer Privatisierung 1993 durch die Treuhand hatten wir noch rund 90 Mitarbeiter“, sagt Knappe.

Schon vor der politischen Wende belieferte das Werk auch Geschäftspartner im Westen Deutschlands. Daran versuchten sie anzuknüpfen. „Wir hatten gute Produkte, die man auch dort brauchte“, sagt Knappe. Nur fehlte zum Überleben der strategische Partner, der Vertriebsnetze in andere wichtige Märkte hat.

Es gab damals 17 Interessenten. Manch einer war auch nur an einer Halle interessiert, um daraus einen Baumarkt zu machen. Mit der Stromag-Gruppe aus Unna fanden die Walderseer eine Firma mit seriösen Absichten. Der Standort expandierte. Mit einem Jahresumsatz von fast 15 Millionen Euro und 132 Mitarbeitern erlebten die Walderseer 2008 ihr bisher bestes Jahr. Doch dann kam die Wirtschaftskrise, die dem Maschinenbau zusetzte - mit Folgen. Aktuell besteht die Belegschaft aus 96 Mitarbeitern, fünf Auszubildenden und einem Praktikanten. Der Jahresumsatz liegt bei 11 Millionen Euro.

Langfristig sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt. Auch vor allem, weil es mit eigener Forschung und Entwicklung nicht nur eine verlängerte Werkbank ist. Die Produkte „Made in Dessau“ sind weltweit gefragt, in den Wachstumsmärkten Logistik und Transport und den Wachstumsregionen im Nahen Osten und China. „In Nordamerika könnten wir unseren Umsatz noch steigern“, setzt sich Knappe ein Ziel für die Zukunft.

Vor zwei Jahren verkauften die Eigentümer der Stromag-Gruppe ihr Konsortium an das britische Traditionsunternehmen GKN Land Systems. Die Märkte sind damit noch globaler geworden.

Ein Teil der Produkte der Stromag in Waldersee.
Ein Teil der Produkte der Stromag in Waldersee.
Sebastian Lizenz