Neubeginn mit Mann aus Radegast Neubeginn mit Mann aus Radegast: Landgestüt Prussendorf hat seit Montag neuen Besitzer
Prussendorf - Ende und Neubeginn in Prussendorf. Das Landgestüt hat einen neuen Besitzer. Carsten Vogel übernimmt zum 1. Oktober die Vorzeigeeinrichtung des Landes und zahlt dafür einen unteren siebenstelligen Eurobetrag. Der Radegaster kann dann über ein umfangreiches Paket verfügen. Am Freitag fand die Übergabe statt.
Das Land trennt sich von der reinen Hofstelle samt Park, allen Gebäuden und 20 Hektar Grund und Boden. Hinzu kommen 30 Hektar Grünland, das für die Pferdehaltung unerlässlich ist. Im Paket finden sich 30 Pferde. Vogel übernimmt außerdem die Verantwortung für 25 Pensionspferde.
„Es ist eine echte Herausforderung“, weiß der Mann, der mit seinem in der Zwischenzeit verstorbenen Bruder 1999 das Gestüt in Radegast übernommen hatte und es seitdem betreibt. Vogel kennt den Umgang mit Pferden. Das allein hat die Entscheidung pro Prussendorf allerdings nicht befördert. Es ist vielmehr ein fast deckungsgleiches Modell, das in Radegast und Prussendorf greift.
Das Land Sachsen-Anhalt erwartet, dass der Pferdestandort Prussendorf erhalten bleibt
An beiden Standorten werden Pferde gehalten und ausgebildet. Radegast ist ebenfalls eine Adresse für die Ausbildung des reiterlichen Nachwuchses. Und: Die Gestüte verbindet eine Geschichte. Beide Standorte waren zu DDR-Zeiten landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsgüter der Uni Halle.
1993 wurde das sachsen-anhaltische Landgestüt in Radegast eingerichtet. 1997 zog es nach Prussendorf um. Beide Namen sind in der Szene ein Begriff. „Es geht deshalb auch ums Bewahren und Erhalten. Die Übernahme von Prussendorf ist eine Verpflichtung“, betont Carsten Vogel.
Verpflichtung ist nicht nur an Tradition festzumachen. „Es ist kein bedingungsloser Verkauf“, erklärt Willy Boß. Er ist Chef der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt und Geschäftsführer der Landgestüt Prussendorf GmbH. Ohne Vertragsinhalte im Detail preiszugeben, lässt er keine Zweifel zu: Das Land erwartet, dass der Pferdestandort Prussendorf erhalten bleibt. Es setzt zudem auf den Fortbestand der Reit- und Fahrschule sowie die Weiterführung der über die Region hinaus bekannten Veranstaltungen.
Ein Gestüt ohne Pferde, Ausbildung und publikumswirksame Veranstaltungen ist schwer zu halten
Daran dürfte auch Carsten Vogel viel liegen. Zwar bringt er die wirtschaftliche Komponente ins Spiel und spricht offen von Synergien. Von überschneidenden Bereichen in Prussendorf und Radegast, die einfach optimiert werden können.
Aber er weiß auch, dass Prussendorf öffentliches Interesse braucht. Ein Gestüt ohne Pferde, Ausbildung und publikumswirksame Veranstaltungen ist schwer zu halten. Vogel setzt auf Kooperation und hofft, dass der Landesreit- und Fahrverband seine Geschäfte auch in Zukunft von Prussendorf aus regelt.
Carsten Vogel und das Landgestüt in Prussendorf stehen vor einem Neuanfang. Landesangestellte werden Mitarbeiter im Privatunternehmen. Neun Frauen und Männer übernimmt der Neue. Eine Auszubildende kommt hinzu. Allesamt kennen Prussendorf und den Pferdebestand. Erfahrung ist ihre Trumpfkarte. Enrico Kurze ist einer von ihnen. Der Pferdewirtschaftsmeister hat im Landgestüt den Pferdebereich verantwortet. Das tut er jetzt auch im Vogelschen Unternehmen. (mz)