Kreativzirkel Kreativzirkel: Kleine Blütenblätter auf Pergament
Mößlitz/MZ. - Gewitterwolken beginnen den Himmel zu verdunkeln. Die elfjährige Sandra aus Zörbig schaut immer wieder verstohlen zum Fenster. Sie gehört zu jenen Kindern, die sich regelmäßig aller 14 Tage im Gut Mößlitz treffen, um gemeinsam zu basteln oder zu töpfern. Aber sie sorgt sich nicht darum, dass der Blitz in das ehemalige Verwaltergebäude einschlagen könnte, sondern darum, dass sie auf dem Heimweg nass wird. Denn sie ist diesmal mit dem Fahrrad gekommen. "Ich kann ja immer noch meinen Vati anrufen, damit er mich abholt", sagt die Elfjährige.
Marie-Theres aus Ostrau ist an diesem Tag durch Zufall im Kreativzirkel gelandet. Sie habe nämlich gemeinsam mit ihrer Freundin Melanie einen Teil ihrer Sommerferien auf dem Gut verbracht. Die Mädchen hatten gemalt, gebastelt und getöpfert. Und genau dieser getöpferten Sachen wegen war die Mutter der Elfjährigen nach Mößlitz gefahren, um sie abzuholen. Marie-Theres wollte bleiben.
Schon längst hatte das Mädchen für die vielen Freizeitangebote, die das multikulturelle Zentrum Mößlitz für alle Altersklassen bereit hält, und die tollen Übernachtungsmöglichkeiten bei ihrer Lehrerin die Werbetrommel gerührt. "Weil wir im vergangenen Schuljahr keine Klassenfahrt gemacht haben, wollen wir vielleicht dieses Jahr nach Mößlitz fahren", erzählt das aufgeweckte Mädchen. Vor allem, weil es nicht so weit sei, habe die Lehrerin gesagt. Marie-Theres freue sich schon jetzt darauf. Außerdem will sie wie Sandra, Anja, Anna und Julia den Zirkel auch weiterhin besuchen. Darüber freut sich nicht zuletzt Betreuerin Carmen Eisner, die nun bereits im dritten Jahr auf ABM-Basis für die Kinder- und Jugendarbeit auf dem Gut mit zuständig sei.
Nachdem die gelernte Maschinen- und Anlagenmonteurin auch nach ihrer Umschulung zum Heilerziehungspfleger keine Arbeit im Fach bekommen habe, sei ihr diese Tätigkeit angeboten worden. "Was ich vom Töpfern und Basteln nicht wusste, habe ich mir angelesen", gesteht die Betreuerin. "Schließlich gibt es jede Menge Literatur. Ausprobiert, ob es so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, wird es jeweils im Kollegenkreis", erzählt Carmen Eisner lächelnd. Und deshalb hat sie auch immer eine helfende Hand, wenn es bei "ihren" Kindern mal nicht so klappt.
Anja aus Radegast und Julia aus der Nähe von Ostrau haben ihre Arbeit schon fast beendet. Auf Pergamentpapier haben sie gepresste Blütenblätter, Gräser und Kleeblätter aufgeklebt. Der Deckel und der Rand aus Grillfolie für das Teelicht sind ebenfalls schon fertig. Nun muss alles nur noch etwas trocknen. Dann kann das Ganze zu einem Lampion zusammengefügt und verleimt werden. "In zwei Wochen werden wir dann töpfern", erklärt Carmen Eisner zum Abschied. "Überlegt mal schon, was ihr machen wollt", ruft sie den Mädchen noch nach, bevor es ans Aufräumen geht. Nun ist auch für Carmen Eisner Feierabend. Denn die Betreuung von Schulkindern, die auf dem Gut ihre Projekttage verbringen oder ganz einfach Ferien machen, gehört zu ihrem eigentlichen Betätigungsfeld. Den Zirkel habe sie zusätzlich übernommen.
Doch nicht nur Carmen Eisner hat seit Gründung des Fördervereins auf dem Gut in den zurückliegenden fünf Jahren eine Anstellung über ABM gefunden, sondern mehr als 150 weitere Arbeitnehmer auch. Ein Hauptziel des Vereins ist, durch Naturerlebnis-Pädagogik Kindern und jungen Leuten den Umgang und den Schutz der Natur praxisnah verständlich zu machen. Außerdem sollen die Angebote im Freizeitbereich erweitert werden.