Helmtauchertreffen Helmtauchertreffen: Taucher sorgen in Goitzsche für Aufsehen

Mühlbeck - Eine Handvoll Taucher hat am Wochenende an der Goitzsche für Aufsehen gesorgt. Zwar waren sie nicht die ersten, die dem gefluteten Tagebau auf den Grund gegangen sind. Wohl aber die ungewöhnlichsten. Denn sie sahen aus wie aus der Zeit gesprungen. „Mit Kupferhelm auf dem Kopf und Schuhen aus Blei an den Füßen haben in der Goitzsche bisher die wenigsten Taucher ihr Glück gefunden“, meint Frank Kleeblatt, der in Mühlbeck seit Jahren eine Tauchschule betreibt.
Helmtaucher sind speziell und schon wegen ihrer ungewohnten Ausstattung ein Blickfang. Neoprenanzug? Fehlanzeige. Flossen? Gibt es nicht. Dafür haben die Taucher jede Menge Helfer dabei. Es braucht Leute, die beim Anlegen der Ausrüstung helfen. Zudem sind jene gefragt, die die Luftzufuhr über bis zu 60 Meter lange Schläuche sicherstellen.
Zum Helmtauchertreffen in Mühlbeck hatten Tauchlehrer Frank Kleeblatt und die Historische Tauchergesellschaft eingeladen.
Die Gesellschaft ist ein loser Bund, der 2011 aus dem Freundeskreis Klassik-Tauchen hervorgegangen ist. Ihre Mitstreiter haben sich der Erforschung und Dokumentation von Tauchgeschichte verschrieben, bewahren historische Tauchtechnik auf, veröffentlichen in Fachmedien und führen Tauchveranstaltungen mit historischer Technik durch. Heute soll es in der Bundesrepublik noch gut ein Dutzend aktiver Helmtaucher.
Pulsnitz ist eine Hochburg der historischen Taucherei. Die Pulsnitzer Helmtaucher um Uwe Busch und Lutz Sachse sehen sich selbst gern als „tollkühne Männer mit schweren Gewichten“. (Ur)
„Ich war als Sicherungstaucher dabei“, erzählt Kleeblatt. Er hat die Mitglieder der Historischen Tauchergesellschaft an die Goitzsche geholt, um Besuchern einen Einblick in die Geschichte der Taucherei zu geben. „Ich werde das auch mal selber ausprobieren“, sagt der Profi. Helmtauchen sei anders und zweifellos ein Erlebnis.
Ausrüstung wiegt um die 90 Kilogramm
Was Kleeblatt erst noch probieren möchte, beherrscht Lutz Sachse aus dem Effeff. Der Pulsnitzer ist Taucher aus Leidenschaft. „Man schwebt in absoluter Ruhe, spürt die Entspannung.“ Was Sachse sagt, ist schwer vorstellbar. Immerhin bringt seine Ausrüstung aus russischer Produktion mehr als 90 Kilogramm auf die Waage und mutet an wie ein Relikt aus Kapitän Nemos Zeiten. Über Wasser wird schwer geschleppt. Unter Wasser wird alles leicht. Vorausgesetzt, man beherrscht das Einmaleins des Helmtauchens.
Volker Lekies aus Hamburg sitzt am Funkgerät und überwacht die Luftversorgung. „Nicht gerade gesprächig unser Mann da unten.“ Auf kurze Frage kommen noch kürzere Antworten. „Alles okay bei dir?“ Pause. „Ja.“ Der Taucher soll sich ausprobieren. Er kann auf dem Grund laufen, kann aber ebenso gut auch schweben. „Das geht einfach. Man muss nur etwas mehr Luft in den Anzug lassen, dann steigt er wie ein Ballon auf.“ Helmtaucher wie Volker Lekies bauen auf langjährige Erfahrung, sind technikbegeistert oder durch Filme auf diese spezielle Art des Tauchens aufmerksam geworden.
"Men of Honor" weckte die Neugier
Bei Lutz Sachse war es der Streifen „Men of Honor“, der seine Neugier weckte. Hollywood rückte die Ausbildung des ersten schwarzen Tauchers der Navy in den Mittelpunkt, sparte nicht mit der Beschreibung von Schikanen und Heldentum. „Als ich den Film gesehen hatte, wusste ich, dass ich das auch mal machen möchte.“
Der Sachse ist hängengeblieben an der Helmtaucherei, auch wenn diese ein kräfteraubendes Hobby ist. Mit einem Maulschlüssel wird der Helm vom Kragen des Anzugs gelöst. Aus dem Anzug selbst kommt Sachse nur mit fremder Hilfe. Vier Männer ziehen und sorgen für die richtige Armhaltung, Seife erhöht die Gleitfähigkeit. Helmtaucher sind hart im Nehmen. „Ich bin dünn. Wie das bei dickeren Typen ist, will ich gar nicht wissen“, denkt Sachse laut nach.
André Starke und Lutz Drößler von den Leipziger Delphinen haben sich ebenfalls historischem Equipment verschrieben. Allerdings ist das RGUFM weniger schwer. Das „Rettungsgerät für Unterwasserfahrten modifiziert“ kam als Tauchretter für Panzerfahrer zum Einsatz und funktioniert genauso wie die tschechische Tauchhaube mit innenliegendem Scheibenwischer. „Mit kleineren Macken.“ Taucher im historischen Gewand müssen improvisieren können. Aber auch das sei der Reiz des Hobbys, so die Messestädter. (mz)