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B100-Sperrung B100-Sperrung: Goitzsche-Gastronomen klagen über schlechten Sommer

Von Detmar Oppenkowski 01.12.2016, 13:30
Blick auf dike Goitzsche und Pegelturm.
Blick auf dike Goitzsche und Pegelturm. André Kehrer

Bitterfeld/Friedersdorf - Die im Vorfeld der B-100-Sanierung geäußerten Befürchtungen sind eingetreten: Die Straßenarbeiten haben nach übereinstimmenden Aussagen der Goitzsche-Gastronomen die Tourismus-Bilanz am See im Spätsommer und Herbst verhagelt.

Während der mehrmonatigen Asphalterneuerung war die Bundes- in eine Einbahnstraße umgewandelt worden und nur noch in Richtung Mühlbeck befahrbar. Pendler, die aus entgegengesetzter Richtung kamen, mussten weiträumige Umleitungen in Kauf nehmen.

Neueröffnetes Restaurant am Pegelturm trifft B100-Sanierung besonders hart

Das hat vor allem das im Frühjahr neu eröffnete Restaurant „Corali“ zu spüren bekommen, das direkt am touristischen Wahrzeichen der Region - also dem Pegelturm - liegt. „Die Saison lief zunächst ganz gut an, aber dann kam der Einbruch“, sagt Inhaber Rocco Röder.

„Die B-100-Arbeiten direkt vor unserer Haustür und das schlechte Wetter im Oktober haben uns brutal erwischt. Im Vergleich zu den Vormonaten sind gerade noch ein Drittel der Gäste gekommen.“

Aus diesem Grund habe Röder sich von Mitarbeitern trennen müssen. „Das soll aber nicht als falsches Signal verstanden werden. Wir wollen weitermachen, aber dafür brauchen wir Kunden.“ Daher wolle man das Marketing und den Kontakt zu Reiseunternehmen im kommenden Jahr intensivieren.

Schreckten Falschinformationen über die Sperrung der B100 Goitzsche-Gäste ab?

Dass sich die Straßensanierung unmittelbar auf die Umsätze ausgewirkt hat, bestätigt auch Klaus Hamerla, Geschäftsführer des Goitzsche-Zweckverbandes. „Schaut man auf den gesamten Saison-Verlauf, so hatten wir auf dem Parkplatz am Pegelturm etwa 130.000 Besucher. Die Zahlen sind damit gegenüber 2015 zwar leicht steigend, aber der September war wegen der Baumaßnahme eine Katastrophe.“

Trotz des guten Wetters habe sich der Umsatz schlagartig halbiert. Dafür führt Hamerla mehrere Gründe an. So sei etwa die halbseitige Sperrung falsch kommuniziert worden.

„Sogar mein Navigationssystem hat mir eine Vollsperrung der B 100 angezeigt. Das erklärt vielleicht, warum ein Teil der auswärtigen Besucher von einem Ausflug an die Goitzsche gleich ganz abgesehen hat.“

Zusätzlich seien Gäste, die aus Richtung Mühlbeck gekommen wären, von der „riesen Umleitung“ abgeschreckt worden. „Wenn man mit der Kirche erstmal ums Dorf fahren muss, um ans Ziel zu gelangen, überlegt man es sich zweimal.“

Schlechter Sommer am Pegelturm - gute Saison an der Marina

Von einem „schlechten Sommer“ spricht auch ein Vertreter der für den See verantwortlichen Goitzsche Tourismusgesellschaft (GTG). „Zuerst war das Wetter durchwachsen. Als es dann gut wurde, kamen die Bauarbeiten.“ Unabhängig von der notwendigen Straßensanierung gebe es aber weitere Gründe, warum „gefühlt weniger Menschen an den See kamen“. „Nach wie vor fehlen Übernachtungsangebote und Schlechtwettervarianten für die Besucher.“

Damit waren die unmittelbaren Goitzsche-Anrainer am Pegelturm von der Straßenerneuerung besonders betroffen. Doch wie schaut es andernorts aus?

Marinapark-Chef Sven Buhrandt spricht gegenüber der MZ von einer „sehr guten Saison“. „Ich will aber nicht verheimlichen, dass der Oktober an uns nicht spurlos vorbeigegangen ist.“

Durch die Bauarbeiten und das schlechte Wetter habe man einen Umsatzrückgang von geschätzten 20 Prozent zu verzeichnen. „Das bleibt aber ohne Konsequenzen und gleicht sich durch die anderen Monate wieder aus.“ Vorteil für ihn sei die Lage seines Restaurants gewesen. „Für Gäste, die aus Bitterfeld kamen, gab es kaum Einschränkungen bei der An- und Abfahrt.“

Shuttle-Bus-Service hat sich für Restaurant „Seensucht“ bewährt

Ähnlich sieht es Andreas Beuster. „Wir waren ja zum Glück von der einen Seite jederzeit erreichbar“, sagt der Inhaber der „Seensucht“. Für Besucher, die aus der anderen Richtung kamen, habe man zusätzlich einen Shuttle-Bus angeboten. „Das hat sich bewährt.“

Dennoch sei auch bei ihm im Oktober eine Veränderung zu spüren gewesen. „Zwei Wochen Schulferien, das Wetter und dann noch die Straßensanierung - das war schon eine Herausforderung“, sagt Beuster und bemisst die Einbußen in dem einen Herbstmonat auf „zehn bis 15 Prozent“.

Doch was entgegnet die für die Sanierung zuständige Landesstraßenbaubehörde auf die Kritik der Goitzsche-Gastronomen? „Ich kann nur sagen, dass die Arbeiten wegen der Schäden in der Asphaltdecke unausweichlich waren, um größere Eingriffe und längere Verkehrsbeeinträchtigungen zu verhindern“, sagt Leiter Oliver Grafe. (mz)