Ärger beim Parken Wilhelmstraße in Bernburg: Autofahrerin ärgert sich über Parkscheinautomat, der kein Wechselgeld ausspuckt

Bernburg - Ein Parkscheinautomat, der kein Wechselgeld ausspuckt, ist frustrierend. Noch mehr wächst der Ärger, wenn man eigentlich die Münzen passgenau in der Tasche hat, das Gerät sie aber beharrlich nicht annimmt. Genau das ist jetzt einer Bernburgerin an der Wilhelmstraße passiert.
Alle Ein-Euro-Münzen rutschen durch
Als Susan Naschke dort am Dienstag voriger Woche eine Ein-Euro-Münze in den Schlitz des Parkscheinautomaten wirft, rutscht diese durch. Das Gleiche widerfährt der Frau mit anderen Münzen dieses Wertes. „Auch Rubbeln und Wärmen half nicht“, schildert sie der MZ den Fall.
Also greift sie zu einem Zwei-Euro-Stück. Diesmal akzeptiert der Automat, versagt aber das fällige Wechselgeld von 80 Cent. Denn für die Höchstparkdauer von zwei Stunden hätte Susan Naschke eigentlich nur 1,20 Euro löhnen müssen.
Das Ärgernis wiederholt sich, als die junge Frau zwei Stunden später erneut ein Ticket ziehen muss, weil ihr Termin länger dauert. „Die Ein-Euro-Münzen nahm der Automat wieder nicht, so setzte ich weitere 80 Cent zu.“
Eine Summe, die die Bernburgerin verschmerzen könnte. Aber ihr geht es ums Prinzip. „Mich würde mal interessieren, ob das Kalkül ist? Das läppert sich zusammen, auf Dauer ist das eine Frechheit“, sagt sie. Zumal ihr es nicht zum ersten Mal passiert sei, dass eines der in der Innenstadt stehenden Geräte kein Wechselgeld vorrätig hat.
Dezernent Holger Dittrich verweist auf Köthen und Aschersleben
Der zuständige Dezernent Holger Dittrich kann den Unmut verstehen. „Mir tut das auch leid.“ Gleichwohl verweist er darauf, dass es angeblich in jeder Stadt Probleme mit Parkscheinautomaten gebe. Die Modelle in Bernburg seien aus seiner Sicht noch relativ kundenfreundlich, weil sie grundsätzlich die Wechselgeldfunktion anbieten. Dies sei in Nachbarstädten nicht der Fall. „In Aschersleben werden nur passende Münzen akzeptiert, in Köthen gibt es kein Wechselgeld zurück“, berichtet Holger Dittrich.
Er spricht von „Einzelfällen“, seit fünf Monaten sei keine Beschwerde diesbezüglich an ihn herangetragen worden. „Wir nehmen das billigend in Kauf, weil sich die prozentual geringfügigen Probleme nicht mit einem erträglichen Aufwand ändern lassen.“ Konkret heißt das, neue Automaten müssten her. Die Anschaffungskosten dafür belaufen sich laut Dezernenten auf 6.000 bis 8.000 Euro.
Stadt müsste fünf neue Modelle anschaffen
Die neue Generation an Parkscheinautomaten lässt sich viel besser überwachen. Fünf solcher Modelle hat die Stadt geleast und in den vergangenen Monaten im Zentrum aufstellen lassen, unter anderem auf dem Rheineplatz.
„Wenn das Wechselgeld knapp wird, versenden sie automatisch eine E-Mail an die Computer im Ordnungsamt. Dann können die Mitarbeiter sofort darauf regieren“, erklärt Wilfried Tasler von der thüringischen Herstellerfirma WSA Electronic. Er habe die Beschäftigten in Bernburg dahingehend selbst geschult, sagte er gegenüber der MZ.
Neue Modelle melden Wechselgeld-Engpass
Jeder Befugte könne über ein Netzwerk zu jeder Minute genau prüfen, mit wie vielen Münzen jeder Automat noch befüllt ist. Ob dies die Rathaus-Mitarbeiter dann tatsächlich tun, ist eine andere Sache. Holger Dittrich spricht von einem derzeit extrem hohen Krankenstand im Bernburger Ordnungsamt, der die Kontrollen erheblich einschränke.
Dies könnte auch eine Ursache sein, warum der alte Automat an der Wilhelmstraße, der nur manuell vor Ort überprüft werden kann, kein Wechselgeld mehr hatte. Dass er die Ein-Euro-Münzen ablehnte, kann laut Wilfried Tasler nur einen Grund haben - einen verschmutzten Münzprüfer.
Ist nur der Münzprüfer verschmutzt?
„Wenn man den reinigt, müsste es wieder funktionieren“, sagt der Experte, dessen Firma bundesweit Automaten an knapp 7.000 Kommunen ausgeliefert hat. Eine volle Münzröhre kann er als Ursache ausschließen. Wenn diese Tube mit 50 Münzen voll sei, falle das Geld automatisch in eine Kassette.
Holger Dittrich versprach, den betroffenen Automaten checken zu lassen. Am Freitag nahm er indes Ein-Euro-Münzen wieder an, wie ein MZ-Test ergab. Technisch ließe er sich insofern nachrüsten, dass er ebenfalls bequem Wechselgeld-Mangel ins Rathaus melde, versichert Wilfried Tasler.
Schon Thema im Stadtrat
Diese Problematik hatte Uwe Schmidt (SPD) bereits im Herbst 2017 in den Stadtrat getragen. Er sprach von Abzocke, weil am Automaten zwar zu lesen ist, dass
er wechselt. Einen Münzmangel zeigt er allerdings vor dem Lösen des Parktickets nicht immer an. Ihm sei das mehrfach widerfahren. In der damaligen Ratssitzung sagte Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos), dass die Politessen beauftragt sind, die Automaten regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit zu prüfen. Inwieweit dies aufgrund der Personalsorgen aktuell gewährleistet wird, ist fraglich. (mz)