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Projekt "Anker" in Bernburg Projekt "Anker" in Bernburg: Wieder die Kreativität wecken

Von Andreas Braun 09.11.2019, 08:56
Lydia Hübner zeigt einige Stücke, die für die Ausstellung „Bernburg von zwei Seiten“ angefertigt worden sind.
Lydia Hübner zeigt einige Stücke, die für die Ausstellung „Bernburg von zwei Seiten“ angefertigt worden sind. Andreas Braun

Bernburg - Für Lydia Hübner ist es wie eine Berufung. Sie kümmert sich in Bernburg um Menschen, die Probleme haben, sich im Leben zurecht zu finden, es aber  gern möchten. Die 41-jährige verheiratete Frau und Mutter von zwei Kindern ist bei der Fortbildungsakademie der Wirtschaft beschäftigt und hier maßgeblich für das Projekt „Anker“ verantwortlich. Sitz der FAW ist an der Kalistraße. Doch auch an der Halleschen Straße 25, das ist an der Ecke zur Roschwitzer Straße,  ist die Einrichtung vertreten.

„Wir wollen die Menschen wieder in ein geordnetes Leben führen.“

Seit 2005 bieten die FAW  in der Kreisstadt des Salzlandkreises unterschiedliche Angebote zur beruflichen Orientierung, Eingliederung und Weiterbildung an. Unter anderem ist das Projekt „Anker“ für Menschen offen, die  psychisch nicht in der Lage sind, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Dadurch haben sie auch keinen Zugang mehr zum Arbeitsmarkt, werden oft als nicht willig hingestellt und brauchen Hilfe. Um diese zu bekommen, setzt sich Lydia Hübner ein.

„Wir wollen die Menschen wieder in ein geordnetes Leben führen. Das ist ein langer Weg. Darum bieten wir ein Paket an Möglichkeiten an. Eines soll die Kreativität wecken. Und was da rausgekommen ist, soll in einer Ausstellung gezeigt werden“, sagt die Frau, die ausgebildete Altenpflegerin ist und sich nochmals weiter qualifizierte, um mit den Menschen,  die psychisch erkrankt sind, zu arbeiten.

Projekt „Anker“ in Bernburg: Einen langen Weg hinter sich - Sperren vom Amt und oftmals auch Demütigungen

Die Ausstellung soll ab dem 3. Dezember, dem Tag für behinderte Menschen,  beim FAW an der Kalistraße zu sehen sein. Die Menschen, die hier ankommen, haben eine langen Weg hinter sich, Sperren vom Amt und oftmals auch Demütigungen, bevor das eigentliche Problem erkannt wurde. Nämlich, dass nicht Faulheit der Grund ist, warum sie nicht arbeiten, sondern eine Erkrankung - psychisch  oder Drogenabhängigkeit.

Dass man, wenn man im Jobcenter erstmals vorstellig wird, nicht sofort richtig eingestuft wird, liege auch daran, dass nicht jeder einem Fremden eröffnet, dass er eine Erkrankung hat. Hier sei noch sicher zu reden, wie man dort Verbesserungen erreichen könne, sagt Daniela Hähnel, Koordinatorin bei der FAW.  

Projekt „Anker“ in Bernburg: 29-Jährigem wurde schon gut geholfen

Ein 29-Jähriger, der hier im „Anker“ aufgenommen worden ist, kann das bestätigen. Er habe  einige Sperren vom Amt gehabt, ehe klar war, dass er ein Problem habe.

„Ich muss mich bei Stresssituation immer waschen.  Es juckt und ich kratze mich. Dann muss ich mich waschen. 50 Mal die Hände, ist normal. Erhöht sich das Level, dann muss ich Duschen. Schon, auf die Straße zu gehen oder mit mehr als vier Leuten im Raum sein, erzeugt das Gefühl, mich zu waschen.“ Mittlerweile kommt er dreimal die Woche zum „Anker“.

„Ich bin stolz auf ihn, denn er macht große Fortschritte, erzählt Lydia Hübner. Und auch bei den Arbeiten, die Bernburg von zwei Seiten zeigen sollen  - einmal als schöne Stadt, aber auch als Stadt, in der Drogen zum Alltag gehören, habe er sich gut eingebracht. (mz)