Spurensuche DDR-Kinderfernsehen: Als der Sandmann RS09 aus Schönebeck fuhr und Drillmaschine aus Bernburg bediente

Bernburg - Er saß schon als Fahrer in der Straßenbahn, beförderte einen Betonmischer und führte eine Pferdekutsche. Doch was vielen bisher wahrscheinlich völlig unbekannt war: Der Sandmann war einst auch mit einem Fahrzeug unterwegs, das Werbung für die Saalestadt Bernburg machte.
Entdeckt haben diese Rarität Anja Herrmann und Normen Strohmeyer aus Bernburg. „Wir interessieren uns sehr für alte Bilder und die Geschichte der Stadt, darum betreiben wir auch bei Facebook die Seite: Bernburg meine Heimat, Bernburg meine Stadt“, sagt Strohmeyer.
Die Sandmann-Folge mit dem RS09 und Drillmaschine wurde erstmals im Jahr 1962 ausgestrahlt
Irgendwann kam ihnen das Sandmann-Bild in die Finger und das große Rätselraten begann. Wie kam die Stadt zu dieser Ehre zur besten Sendezeit abends kurz vor 19 Uhr mit einem Gruß im DDR-Fernsehen zu flimmern? Wann entstanden die Aufnahmen?
Und was ist aus dem Fahrzeug geworden? Einige Fragen konnten sie inzwischen schon selbst beantworten. Denn Anja Herrmann entdeckte bei einer Haushaltsauflösung per Zufall die originale Postkarte mit diesem Sandmann-Teil, der im Jahr 1962 erstmals ausgestrahlt wurde.
Für Thoralf Blättermann, Einkaufsleiter beim Landmaschinenhersteller Pöttinger in Bernburg, ist der Fund schon lange kein Geheimnis mehr. „Wir haben mehrere alte Unterlagen und Bilder aus dieser Zeit“, sagt Blättermann. Immerhin reicht die Geschichte des Bernburger Landmaschinenherstellers weit mehr als 100 Jahre zurück.
Und weil vor allem die älteren Mitarbeiter sehr stolz auf diese Tradition sind, kann Blättermann auch was den Sandmann und sein Fahrzeug aus Bernburg betrifft, Licht ins Dunkel bringen.
Die Zwischenachs-Anbau-Drillmaschine A188 wurde viele Jahre in Bernburg produziert
„Dabei handelt es sich um den Traktor RS09, der in Schönebeck gebaut wurde und darauf aufgebaut eine A188 Zwischenachs-Anbau-Drillmaschine aus Bernburg“, so der Einkaufsleiter. Diese sei tatsächlich viele Jahre in Bernburg produziert worden.
Und nicht nur das. Denn von dem landwirtschaftlichen Gefährt wurden auch Spielzeugmodelle für die Kinder in der DDR gefertigt. Auf einem dieser Miniaturfahrzeuge dürfte dann auch der Sandmann gesessen haben.
Ob man heute noch an solch ein Modell kommt? „Nur sehr schwer. Inzwischen haben sie Seltenheitswert“, weiß Blättermann. Er selbst hatte ein Exemplar beim Erntefest in Strenzfeld gesehen. Allerdings würden inzwischen für einen Preis von 300 bis 400 Euro gehandelt.
Was wurde aus dem Sandmann-Modell aus den 1960er Jahren?
Und was ist aus dem Sandmann-Modell geworden, das in den 1960er Jahren so groß im ganzen Osten Deutschlands rauskam? Darüber kann man beim zuständigen Fernsehsender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) auf Nachfrage bisher keine konkrete Aussagen machen.
Fest steht nur, dass es die erste Folge war, in der der Sandmann seinen Traumsand streute. Die Geschichte ist 3 Minuten und 47 Sekunden lang und wurde auf einem 35 Millimeter-Film gedreht. „Sie ist Schwarz, in einem Mono-Ton und thematisch dem Frühling zugeordnet“, sagt Marie-Colette Loborec vom RBB.
Die Folge könne man im Deutschen Rundfunk Archiv (DRA) bestellen und anschauen. Und wer das Modell sucht, könnte bald beim Filmmuseum Potsdam fündig werden. Denn anlässlich des 60-jährigen Geburtstags der Kultfigur wird eine neue Schau vorbereitet. (mz.)