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Bernburg Bernburg: Zentraler Aufnahmebereich neben einer Akut-Station

Von PAUL SPENGLER 29.11.2011, 18:44

BERNBURG/MZ. - Das denkmalgeschützte Gebäude wurde in den vergangenen beiden Jahren mit einer Investition von 3,8 Millionen Euro umgebaut und saniert. Am Dienstag wurde das Haus offiziell eröffnet. Zu der Eröffnung waren auch Vertreter des Landes, des Landkreises und der Stadt Bernburg gekommen.

Nach Mitteilung der Betreibergesellschaft des Fachklinikums, der landeseigenen Salus gGmbH, sind allein 2,7 Millionen Euro aus dem Krankenhaus-Investitionsprogramm des Landes in die Modernisierung geflossen. Neben dem Aufnahmebereich ist in dem Haus "Jauregg" auch eine psychiatrische Akut-Station untergebracht. Räumlich werden beide Bereiche mit 14 Krankenzimmern und 29 Betten jedoch getrennt geführt.

Ulf Künstler, Ärztlicher Direktor des Fachkrankenhauses, bezeichnete den Aufnahmebereich als eine "Schnittstelle zwischen somatischer und psychiatrischer Medizin". "Psychiatrische Aufnahmestationen sind immer auch Schutzräume", erklärte Künstler bei der feierlichen Eröffnung im Blick auf die Ausnahmesituation für den Patienten.

Einerseits - so Künstler - brauche eine Aufnahmestation einen Bereich für Deeskalation in Krisensituationen, in der Patienten auch überwacht werden können. Zugleich müssten Patienten aber auch wieder zur Ruhe und zur Struktur finden. Diese widersprüchlichen Anforderungen einer psychiatrischen Akut-Station seien für das Pflegepersonal durchaus belastend. Es müsse aushalten, teilweise beschimpft zu werden. "Ich denke, dass es das Pflegepersonal jetzt leichter haben wird, seiner Arbeit nachzukommen", erklärte Künstler.

Architekt Burkhard Przyborowski und Jens Reimann vom Immobilienmanagement der Salus erläuterten den Gästen eine Fülle von Zahlen. Es sei darum gegangen, Licht und Luft in das lang gestreckte Gebäude zu bringen, erklärte der Architekt. Der Stützpunkt für die Schwestern ist jetzt in der Gebäudemitte angesiedelt. Es sei wichtig gewesen, pflegeleichte und fugenlose Oberflächen aus PVC zu wählen, sagte der Architekt.

Isolde Hoffmann, Abteilungsleiterin im Sozialministerium des Landes und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Salus gGmbH, gab der Klinikleitung zu bedenken, ob der Name des Psychiaters Julius Wagner von Jauregg (1857 bis 1940) für die Bezeichnung des Hauses angemessen sei. Nach ihrer Information seien Zweifel an Jauregg im Zusammenhang mit den "Rassenhygiene-Gesetzen" der Nazis nie ausgeräumt worden.

Später griff auch der Ärztliche Direktor dieses Thema auf. "Wir haben uns damit auseinander gesetzt", sagte Künstler. Dabei sei die Klinik aber zu dem Ergebnis gekommen, den Namen zu belassen.

Man werde beim Aufstellen einer Informationstafel diese um einen kritischen Hinweis ergänzen. Die Klinik pflege das Selbstverständnis, das Gedenken an die Opfer der Nationalsozialisten aufrecht zu erhalten. "Eine kritische Würdigung brauchen wir auch jetzt im Umgang mit den Patienten", erklärte Künstler.