Teufelsnadel und Augenstecher Teufelsnadel und Augenstecher: Gruselige Namen für faszinierende Insekten

Aschersleben/Seeland - Teufelsnadel. Augenstecher. Welch gruselige Namen. „Dabei gehören die Libellen zu den faszinierendsten Vertretern der heimischen Insekten“, findet Uwe Nielitz und weiß, dass die hübschen Tiere nicht einmal stechen und völlig ungefährlich sind. Und stechen können, das müssten sie auch gar nicht. Denn Libellen seien extrem schnelle Jäger, die andere Insekten, wie Fliegen oder Mücken, in der Luft erbeuten.
Bunte Farbenpracht
Zudem kommen sie mit einer unwahrscheinlichen Vielfalt und Farbenpracht daher. Leuchtend rot, saphirblau, grünschimmernd. Allein in Deutschland existieren 85 unterschiedliche Arten. „Dabei gibt es häufige, die etwa auch am Gartenteich vorkommen, aber auch hochspezialisierte“, weiß der Ascherslebener, der ehrenamtlich für den Naturschutzbund arbeitet.
Liebling Prachtlibelle
Als eine der farblich schönsten bezeichnet Nielitz die Gebänderte Prachtlibelle. „Die Männchen dieser an spezielle Lebensräume gebundenen Art haben eine tiefblaue schillernde Körperfärbung“, schwärmt der Experte. Und selbst die Flügel sind grünlich getönt. „Sie kommen an langsam fließenden und vor allem sauberen Bächen und Flüssen vor.“ Ein Vorkommen mit tausenden Exemplaren habe es noch vor kurzem hier ganz in der Nähe - am Hauptseegraben zwischen Aschersleben und Neu-Königsaue - gegeben.
Vorkommen verschwunden
„Seit einigen Jahren wird dieser Graben jedoch zur Ableitung extrem nährstoffreichen Drainagewassers genutzt. Dadurch wurde dieser wertvolle Lebensraum in kürzester Zeit zerstört.“ Nur vereinzelt kann Nielitz die Prachtlibelle dort noch entdecken. Dafür kenne er noch größere Vorkommen in der Bodeniederung zwischen Egeln und Staßfurt. Denn Libellen seien sogenannte Anzeigerarten für intakten Lebensraum.
Zumal alle Libellenarten für ihre Vermehrung auf Gewässer angewiesen sind. „Dort werden die Eier abgelegt, aus denen die Larven schlüpfen.“
Die Entwicklung zum fertigen Insekt könne mehrere Jahre dauern, berichtet Uwe Nielitz weiter. Und sagt: „Hat die Larve sich erst einmal vollständig entwickelt, verlässt sie das Wasser.“ Dann erfolgt eine beeindruckende Verwandlung. Innerhalb weniger Stunden schlüpft das fertige Insekt, weiß der Nabu-Mitarbeiter, dem es gelang, dieses Wunderwerk der Natur bei einer Herbst-Mosaikjungfer fotografisch festzuhalten (Siehe Fotos).
Verwandlung im Bild
Sichtbar ist auf dem Foto noch die Larvenhülle, die das Insekt gerade erst verlassen hat. „Noch sind die Flügel nicht ganz entfaltet, doch nach einer weiteren Stunde ist die farbenprächtige Libelle fertig und bereit zum Flug“, beschreibt Uwe Nielitz die Verwandlung von der unscheinbaren Larve zum schillernden Insekt. Und erklärt: „Dieses Schauspiel kann man an jedem Teich im Spätsommer mit etwas Geduld selbst erleben.“
Der Name der Herbst-Mosaikjungfer hat übrigens mit ihrer späten Flugzeit zu tun. In Mitteleuropa ist sie immerhin die am spätesten auftretende Edellibelle. Mit einer Flügelspannweite von rund acht Zentimetern und einer Körperlänge von 6,4 Zentimetern ist sie ein beachtliches Exemplar. Und mit ihren blauen Flecken hübsch anzusehen.
Wichtiges Refugium
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt die Herbst-Mosaikjungfer als selten. Doch inzwischen hat sie ihren Lebensraum ausgedehnt und ist in der Region häufiger anzutreffen.
Doch es gibt viele andere Arten, die in ihrem Bestand bedroht sind. Das Froser Biotop am Zuckerbusch ist da ein Refugium - nicht nur für viele, auch seltene Vögel, sondern eben auch für Libellen und andere Insekten.
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Der Ascherslebener Uwe Nielitz ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Naturschutzbundes und leidenschaftlicher Fotograf. In einer losen Serie zeigen wir seine schönsten Natur-Schnappschüsse aus dem Salzlandkreis. (mz)

