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Künstler und Heiler Künstler und Heiler: Ernst Karl vom Böckel ist der Motor

Von Detlef Anders 21.01.2020, 14:57
Ernst Karl vom Böckel vor dem sanierten Haus Kurze Straße 1.
Ernst Karl vom Böckel vor dem sanierten Haus Kurze Straße 1. Frank gehrmann

Aschersleben - Ernst Karl vom Böckel hat in der Ascherslebener Lindenstraße eine Praxis für Naturheilkunde. Aber vor der Arbeit schaut er jeden Tag in den Grauen Hof. Und nach der Arbeit ist er dort auch wieder anzutreffen. An den Wochenende natürlich auch.

Ernst Karl vom Böckel ist Vorsitzender des Ascherslebener Kunst- und Kulturvereins, ein engagierter Motor. Beim Neujahrsempfang der Stadt durfte er für den 1990 gegründeten Verein den Baupreis in Empfang nehmen.

Allerdings nicht für die Sanierung des ältesten Profangebäudes Ascherslebens, sondern für die qualitativ hochwertige, stil- und denkmalgerechte sowie aufwendige Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses Kurze Straße 1 unweit des Rathauses.

Alles begann mit großen fantasievollen Plänen

„In der Kurzen Straße 1 begann damals die Arbeit des Vereins mit unzähligen Arbeitseinsätzen, zahlreichen Sitzungen, interessanten Klausurtagungen und großen fantasievollen Plänen“, erinnerte vom Böckel nach der Ehrung an den Start in den damals angemieteten Räumen.

Von diesem Haus ausgehend seien spektakuläre Kunstausstellungen, wilde Kunstfeste, laute und leise Kammerkonzerte und außergewöhnliche nichtkommerzielle Filmveranstaltungen organisiert worden.

„Eine Galerie und ein Verlag wurden gegründet“, berichtete der Vereinschef und erinnert an eine monatliche Kunstzeitung sowie Gedichtbände, die von dort aus herausgegeben wurden. Seit 1993 wurde dann der Gaue Hof als Kunstquartier entwickelt, aufwendig saniert und mit Leben erfüllt.

Das barocke Bürgerhaus wurde saniert

In den letzten zwei Jahren nahmen sich die Vereinsmitglieder das barocke Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert vor, das 1890 aufgestockt und mit einer neogotischen Fassade versehen worden war. Mit regionalen Handwerksbetrieben erfolgte eine Sanierung, auf die die 100 Vereinsmitglieder stolz sein können.

Der zu DDR-Zeit abgebrochene Ziergiebel aus Sandstein wurde als Kopie nach der alten Bauzeichnung wieder hergestellt, ein neuer Brandgiebel errichtet und mit Biberschwanzziegeln verkleidet.

Die Tür beizten die Vereinsmitglieder selbst ab und auch die Fassadenfarbe trugen zehn Mann zeitgleich auf dem Gerüst arbeitend auf, erzählt vom Böckel. Neben Eigenleistungen ermöglichte Unterstützung des Landes, der Stadt, der AGW und der Stadtwerke die Sanierung. Der Vereinschef kümmerte sich um die Projektsteuerung und Bauplanung.

Nach der Wende eine andere Richtung eingeschlagen

Ernst Karl vom Böckel ist Keramiker-Handwerker und Künstler. Er hatte sogar einen Lehrauftrag an der Burg Giebichenstein. Sein Atelier hatte er in der Lindenstraße, zwei oder dreimal die Woche fuhr er zum Unterrichten nach Halle. Doch nach der Wende schlug er eine andere Richtung ein. Vom Böckel studierte Naturheilkunde. „Ich wollte die Tradition der Väter und Großväter fortsetzen.“

Schon diese hatten in Aschersleben eine homöopathische Praxis. „Naturmedizin ist eine unglaublich schöne und wichtige Sache“, sagt er über seinen Beruf. „Aber ich möchte die Kultur nicht missen.“

Die entstehende Herberge im Grauen Hof genauso wie das gerade in der Kurzen Straße sanierte Galeriehaus mit dem Kulturbüro und Atelierwohnungen. „Ich möchte, dass dieser Ort lebt, die Stadt, die Gegend“, sagt er.

Nächstes Projekt ist ein Amphitheater

Nächstes Projekt werde der Übergang zwischen Grauem Hof und der Luisenschule. „Das soll wie ein Amphitheater werden. Es geht los, sobald wir Geld haben“, so der Akku-Chef. Und dann soll das ehemalige Feuerwehrdepot gegenüber des Hofes ausgebaut werden. Werkstätten für Künstler, Ateliers und Ausstellungsräume sind geplant, wenn es ausreichend finanzielle Unterstützung dafür gibt.

An Ruhestand denkt vom Böckel also nicht. Weder beruflich noch im Hobby. Die Arbeit macht Spaß und er kann jeden Tag dazulernen. Und im Verein habe er so viele tolle Mitstreiter und Mitarbeiter, die das mittragen, sagt er. Das sei keine Belastung, sondern eine Bereicherung seines Lebens. Warum sollte er da aufhören? (mz)