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Kultur in der Corona-Pandemie Kultur in der Corona-Pandemie in Aschersleben: Die Zittermomente im Studio A

Von Kerstin Beier 18.06.2020, 09:56
Ein wenig Technik und spielfreudige Künstler: Das ist das Geheimnis von Studio A, hier vor einem Konzert aus dem Lederer.
Ein wenig Technik und spielfreudige Künstler: Das ist das Geheimnis von Studio A, hier vor einem Konzert aus dem Lederer. Frank gehrmann

Aschersleben - Nach zwölf Wochen ist Studio A längst mehr als eine Idee. Für viele Kulturinteressierte sind die einstündigen Übertragungen über die Facebookseite der MZ und über Radio hbw liebgewordenes „Pflichtprogramm“. Dabei war Studio A eigentlich aus der Not geboren. Das Corona-Virus hatte fast das komplette kulturelle Leben von heute auf morgen lahmgelegt. Doch damit wollte sich die lokale Kulturszene nicht so ohne weiteres abfinden und im Gespräch bleiben. Nun, nach einem Vierteljahr, sagt Sängerin Christine Helms: „Wir haben gesehen, was wir so schaffen können.“ Zuversicht spenden, verbunden bleiben - dies sei das Ziel der Reihe gewesen.

Dynamisch, unkompliziert und flexibel

Christine Helms hat zusammen mit weiteren Unterstützern, die Kontakte zu lokalen Künstlern hergestellt und ist nun überrascht „von der vielfältigen Kleinkunstszene, die wir hier in unserer Region haben.“ Mit großer Begeisterung habe sie nicht nur Musik gehört, sondern eine erstaunliche Vielfalt an Genres und Akteuren genossen. Auch wenn es viel zu telefonieren und zu organisieren gab: Schnell habe sich ein dynamisches, unkompliziertes und flexibles Zusammenarbeiten aller Beteiligten ergeben.

Es sei „menschlich und solidarisch“ gewesen, dass sich die Akteure nicht lange bitten ließen und sich auch Leute von sich aus gemeldet haben, die etwas beitragen wollten.

Doch was wäre die beste Aktion ohne Werbung dafür?

An dieser Stelle kommen Martin Lampadius, der die Ankündigungstexte für die Printmedien verfasst hat, und der Hörfunkreporter Tom Gräbe ins Spiel. Er drehte vor jedem neuen Studio A-Event ein kleines Ankündigungsvideo. Die kurzen Einspieler sollten Neugier wecken und die Akteure kurz vorstellen. Hände, die das Studio A-Plakat irgendwohin stellten, waren als verbindendes Element immer dabei.

„Ich habe solche Videos vorher noch nie gemacht. Schon deshalb war Studio A eine Erfahrung für mich“, sagt Gräbe, der es „spannend“ nennt, „was es alles so gibt in Aschersleben“. Bewusst habe er auf große Technik verzichtet und die Filmchen mit Mitteln produziert, die eigentlich jeder in der Tasche hat.

Zwei MZ-Redakteure mit vor Ort

Dass die einstündigen Beiträge 29 Mal über den Sender gehen und digital ausgespielt werden konnten, ist auch Frank Gehrmann und Katrin Wurm zu verdanken. Die beiden MZ-Redakteure waren bei allen Sendungen live vor Ort, um mit Hilfe von Handy und Stativ zu streamen. Sie hatten die technische Seite in ihrer Hand, und ein ums andere Mal kamen sie dabei auch ins Schwitzen.

„Mal kippt was im Hintergrund polternd um, mal fällt plötzlich das Internet aus, mal gibt das Stativ seinen Geist auf. Und wir hetzen Minuten, bevor es losgeht, nach Hause, um ein neues zu holen“, beschreibt Katrin Wurm so manchen Schreckmoment.

Beiden habe die Sache trotzdem großen Spaß bereitet, und Frank Gehrmann bekennt: „Bei den Programmen gab es wirklich viele Überraschungsmomente.“

Immer in Verbindung standen die beiden mit Kay Mähnert, der im Studio der Harz-Börde-Welle dafür sorgte, dass die Beiträge auch die Radiohörer erreichten.

Er denkt, dass sich mit Hilfe von Studio A „viele Menschen vernetzen und sich besser kennenlernen konnten.“ Er hofft, dass der Effekt von Studio A über die eigentliche Aktion hinaus wirkt.

Eine Hoffnung, die Matthias Poeschel teilt. Der Vorstand der Aschersleber Kulturanstalt (Aka) kann als Impulsgeber bezeichnet werden. Gleich zu Beginn des Lockdowns im März hatte er mehrere Kulturleute zusammengerufen und mit diesen gemeinsam die Studio-A-Idee entwickelt. Auch er ist vom Erfolg der Veranstaltungsreihe überwältigt. Ermutigt von der großen Resonanz, die zum Beispiel die Schalmeienkapelle aus Hoym erfahren hat, denkt er über eine Sommertour nach, die das kulturelle Leben in den kleineren Orten abbilden könnte. „Mein Wunsch wäre es, Studio A aus dem digitalen Format zu lösen und die Vielfalt auch live erlebbar zu machen.“

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Am Freitag, wie immer ab 18.03 Uhr, läuft die einstündige Übertragung in dieser Form zum vorerst letzten Mal - diesmal als Talkrunde aus dem Lederer, ehe die Fete de la musique am Sonntag den eigentlichen Abschluss bildet. (mz)