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Diebstahl in Aschersleber Ballhaus  Diebstahl in Aschersleber Ballhaus : Nur noch die Badehose auf dem Leib

Von Marion pocklitz 09.02.2016, 16:44
Ascherslebener Ballhaus
Ascherslebener Ballhaus archiv Lizenz

Aschersleben - Der Schreck sitzt bei Familie Regner tief und wird wohl auch noch eine Weile anhalten. Die Gaterslebener Familie ist am vergangenen Donnerstagnachmittag im Ascherslebener Ballhaus bestohlen worden. Aus dem fest verschlossenen Spind wurden ihre Bekleidung und sämtliche Papiere, EC-Karten und Fahrzeug- sowie Haustürschlüssel geklaut.

Nur doch die Badehose

„Mein Mann Dirk stand nur noch mit nasser Badehose da. Unserer Tochter hat man wenigstens die Schuhe und die Jacke gelassen. Sonst nichts“, sagt Stefanie Regner. Die junge Frau ist fassungslos. Denn an dem Spind sind nicht einmal Einbruchspuren zu sehen. Er habe dann offengestanden, als Mann und Kind sich nach zwei Stunden ankleiden und das Bad verlassen wollten „Vielleicht hat jemand den Schlüssel gehackt? Oder jemand hat einen Generalschlüssel“, vermutet sie.

Die Polizei war natürlich vor Ort. Doch von dieser als auch von den Ballhausmitarbeitern ist die Familie schwer enttäuscht. „Die Polizei hat keine Spurensicherung vorgenommen, weil man an dem Schrank zu viele Fingerabdrücke gefunden hätte“, erzählt sie. Außerdem habe ihr Mann darauf hingewiesen, dass es im Ballhaus doch eine Videoüberwachung gibt. Aber an die Videos sei man an diesem Nachmittag nicht herangekommen, weil weder der Techniker noch ein Verantwortlicher dafür im Haus war. „Man hat uns sogar darauf hingewiesen, dass diese Bänder zügig wieder überspielt werden“, schüttelt sie den Kopf. Dabei könnte man darauf doch vermutlich den Dieb sehen, wie er sich mit ihren Sachen davon macht.

Wenig Hilfe

Das habe aber weder Polizei noch die Ballhaus-Mitarbeiter interessiert. Lediglich einen Bademantel hätten ihre Tochter und ihr Mann bekommen - mit dem Hinweis, dass dieser erst in ein paar Tagen zurück gebracht werden sollte. Und von der Polizei habe es den Tipp gegeben, die Autos und die Wohnung zu sichern. „Wir sollten uns aus Sicherheitsgründen eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen, weil wir zu Hause vor einem Einbruch nicht sicher seien. Schließlich wissen die Diebe durch unsere Papiere, wo wir wohnen“, sagt sie.

Stefanie Regner ist entsetzt über diese Vorgehensweise der Beamten. Sie hat dann ihren Vater auf dessen Arbeitsstelle angerufen und diesen gebeten, den Zweitschlüssel für das Auto sowie Sachen für Mann und Kind zu holen. Vom Ballhaus habe es kein Angebot für ein Taxi oder sonstige Hilfe gegeben. „Auch einen Tag später war das Ballhaus nicht kooperativ. Ich habe angerufen und nach den Videobändern gefragt. Da hat man gesagt, ich solle nicht anrufen. Gegebenenfalls werde man sich bei uns melden und dann hat die Mitarbeiterin den Hörer aufgeknallt“, sagt sie. Gemeldet habe sich bis heute niemand bei der Familie. Nur das schnelle Wiederauflegen, wenn die Gaterslebener im Ballhaus anrufen, sei geblieben.

Hohe Kosten

Familie Regner sitzt nun auf hohen Kosten. An beiden Fahrzeugen und an der Wohnung müssen Schlösser getauscht werden, neue Fahrzeug- und Ausweispapiere sowie Scheckkarten beantragt werden. „Wir haben an dem Abend von den Ballhausmitarbeitern gleich den Hinweis bekommen, dass das Haus nicht haften werde. Denn in den Umkleiden hängen Schilder mit dem Hinweis, dass jeder auf seine Wertsachen allein aufpassen muss. Doch dafür haben wir doch den Spind genommen. Im Ballhaus gibt es keinen Safe, wo Schlüssel und Papiere hinterlegt werden können“, sagt sie. Der Spind wurde vor dem Baden übrigens von einer Reinigungskraft fest verschlossen, weil dieser beim Schließen hakte. „Das ist unser Glück. Denn zuvor hatte man uns noch unterstellt, dass wir den Schrank nicht verschlossen hätten“, sagt Stefanie Regner.

Beweis-Video

Dass es keine sichtbaren Einbruchspuren an dem Schrank gibt, kann Dirk Kost, Polizeirat vom Revier des Salzlandkreises, bestätigen. „Zwei Beamte waren vor Ort und haben versucht Beweismaterial zu sichern und den Sachverhalt aufgenommen“, bestätigt er. Auch den Hinweis auf die Videoüberwachung haben die Polizisten ernst genommen. Man habe an diesem Tag im Ballhaus darum gebeten, das Überwachungsband so schnell wie möglich der Polizei zur Verfügung zu stellen, da an diesem Nachmittag kein Mitarbeiter an die Bänder herangekommen ist. „Allerdings konnten die Ballhaus-Mitarbeiter auch nicht sagen, ob es an diesem Tag überhaupt eine Videoüberwachung gab. Bisher haben wir noch keine Videos bekommen, bleiben aber dran“, verspricht er.

Ballhaus-Chefin Carmen Giebelhausen habe erst gestern morgen vom Diebstahl in der vergangenen Woche erfahren. „Mich hat weder die Polizei, noch die Familie kontaktiert. Von meinen Mitarbeitern habe ich heute davon gehört“, erklärt sie auf Nachfrage. Nach drei Tagen werden die Videoaufnahmen überspielt. Dafür sorge allein die Technik, und das Ballhaus handle hier nach rechtlichen Bestimmungen. „Unser Haus hat normal reagiert. Der Vorfall wurde gemeldet und wir haben die Polizei gerufen. Das wir das Videomaterial der Polizei aushändigen sollen, war mir nicht bekannt“, sagt sie. Die Spinte seien kein Aufbewahrungsort für Wertsachen. Kommen sie dort abhanden, müsse die Versicherung des Bestohlenen einspringen, glaubt Carmen Giebelhausen. „Ich habe jetzt beschlossen, das wir noch in diesem Jahr einen Schrank für Wertsachen beschaffen“, verspricht sie. (mz)