Brauchtum in Wilsleben Brauchtum in Wilsleben: Wo der Adler zur Trophäe wird

Wilsleben - Mit lautem Getöff kommen einige Trecker gemächlich angetuckert und reihen sich am Feldrand neben einem grünen Farmer 2 auf. Denn hier soll am Wochenende zum Wilslebener Schützen- und Heimatfest alte Landtechnik ausgestellt werden. Gleich dahinter flattert schon rot-weiß-gestreiftes Absperrband im Wind.
Das grenzt das Areal ab, auf dem mit Armbrust auf einen hölzernen Adler geschossen wird. Das ist in Wilsleben Tradition und einer der Höhepunkte des Festes.
Unter den schattigen Kastanien davor haben Händler auf Tischen und Decken Bierkrüge und Bekleidung, Schallplatten und Bücher, Plüschtiere und Gläser aufgebaut. „Da ist ja sogar eins von Wilsleben dabei“, freut sich Dorette Brakhan. Die Idee für den Flohmarkt stammt von ihr. „Ich habe das in Frose gesehen und dachte, das können wir auch“, erzählt die Wilslebenerin, die zum örtlichen Landfrauenverein gehört.
Der ist - wie bei allen Feiern im Ort - für die Kaffeestube zuständig. „Dafür haben wir jede Menge tollen Kuchen gebacken“, verrät Brakhan und erzählt von den rund 20 Frauen, die sich regelmäßig treffen und jeden zweiten Donnerstag im Monat die Wilslebener zum Kaffeetrinken einladen. Doch jetzt schaut sich Dorette Brakhan erst einmal in Ruhe den Flohmarkt an. „Wenn der gut ankommt, gibt es den das nächste Jahr wieder.“
Drinnen im Saal wuseln die Frauen von der Gartensparte herum. Sie wollen Fischbrötchen verkaufen. „Schließlich soll es auch etwas Herzhaftes zu beißen geben“, lacht Bernd Saalmann. Der Vorsitzende des Schützenvereins baut gerade die Preise für die Tombola auf. Insektenhotels und Kaffeemaschinen, Futterhäuser und einen Grill. „Da kümmere ich mich jedes Jahr drum“, verrät der Schützenchef und präsentiert in diesem Jahr auch ganz besondere Preise.
„Wir haben jemanden in Wilsleben, der malerisch sehr talentiert ist“, spricht er von Dieter Husemann. „Die Ziegel, die Äste, wie detailliert das alles ist - er ist ein begnadetes Talent“, zeigt er auf die von Husemann gemalten Bilder, die dieses Jahr mit verlost werden.
Bereit gelegt hat Bernd Saalmann auch schon einen riesigen hölzernen Adler. Der geht am Wochenende an Maria Brechel, die Adlerschützenkönigin geworden ist. „Der Adler kann als Trophäe am Haus angebracht werden“, meint der Schützenchef, der selbst zwei Exemplare davon an seiner Fassade prangen hat.
Ausgeschossen wurde am Wochenende auch der Bürgerschützenkönig. „Mit Hilfe der Schausteller, weil wir keinen eigenen Schießstand haben...“, erzählt Saalmann und kündigt als neuen Bürgerschützenkönig Matthias Kleinfeld an.
„Ich bin einfach froh, dass alle Vereine so eng zusammenarbeiten, sich jeder nach seinen Möglichkeiten einbringt“, gesteht Ortsbürgermeister Steffen Amme und freut sich auch auf die Höhepunkte des Schützen- und Heimatfestes. Das sind der Festumzug, mit dem der neue Schützenkönig Christoph Hosang geehrt wird, und die Festveranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum der Eingemeindung. „Vom Datum her war das eigentlich schon, wir haben aber beschlossen, das mit dem Schützenfest zu verbinden, um dem ganzen einen würdigen Rahmen zu geben“, erzählt Amme, der die vergangenen Jahre Revue passieren lässt. Und von Erfolgen spricht, wie dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses, der Aufwertung des Friedhofes, dem Anbringen einer neuen Sirene und dem Ausbau des Feldweges nach Winningen. Aber auch von Problemen, zu denen die Schließung der Kindertagesstätte gehört.
(mz)
