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Zartes Unkraut: Scharbockskräuter zieren den Garten

Von Helga Panten 19.02.2009, 08:05

Bonn/dpa. - Einmal gepflanzt, macht es sich ungebremst im Garten breit und verschwindet nie wieder: Den meisten Hobbygärtnern gilt Scharbockskraut schlicht als grauenvolles Unkraut. Doch Liebhaber des Ausgefallenen lachen über solche Ängste.

Schließlich ist Scharbockskraut nicht gleich Scharbockskraut. Es kann auch zahm und liebenswert sein. Und es gibt erstaunlich reizvolle Sorten. Scharbockskraut, botanisch Ranunculus ficaria, hat es eilig, zu wachsen, zu blühen, zu fruchten und wieder einzuziehen. Es zählt zu den Bodenbewohnern des Waldes, die die kurze Spanne nutzen müssen, in der die Bäume noch nicht voll belaubt sind.

Daher erscheinen, kaum dass der Frost aus dem Boden heraus ist, die herzförmigen Blättchen. Erst sind sie dicht an den Boden gepresst, später werden sie 15 bis 20 Zentimeter hoch. Wie gelackt glänzen sie an bodenfeuchten, schattigen Stellen in Parks, auf Wiesen, Lichtungen oder an Waldrändern und bilden grüne Teppiche.

Frühere Generationen warteten sehnsüchtig auf ihr Erscheinen. Denn Scharbockskraut, aus dessen Namen sich mit etwas Fantasie das Wort Skorbut herauslesen lässt, war einer der ersten Vitamin-C-Lieferanten im Jahr. Gegessen wurden die Scharbockskraut-Blättchen aber nur vor Beginn der Blüte. Steckte es die Fülle seiner kleinen, goldgelben Blütchen auf, ließ man es stehen, denn dann verursachte es Magendrücken. Heute ist bekannt, dass sich vom Beginn der Blüte an giftiges Protoanemonin in den Blättern bildet.

Aber dank des ganzjährigen Angebots an frischem Obst und Gemüses interessiert sich ohnehin kaum noch jemand für das vitaminreiche Gewächs. Stattdessen wurde es zum lästigen Unkraut. Die heimische Unterart, Ranunculus ficaria ssp. bulbifera, entwickelt nämlich kleine Knöllchen in ihren Blattachseln. Mit denen vermehrt sie sich kräftig, vor allem wenn sie auf gut gelockerte und gedüngte Gartenbeete stößt. Dann wird aus dem zierlichen Kraut ein fetter grüner Teppich, unter dem zartere Nachbarn ersticken.

Aber es gibt auch Unterarten, die keine Knöllchen entwickeln, sauber buschig wachsen und sich «anständig» benehmen. Ranunculus ficaria ssp. chrysocephalus ist die eine, Ranunculus ficaria ssp. ficaria die andere. In die Gärten der Briten zogen sie schon vor längerer Zeit ein, und dort entstanden auch mehr und mehr Sorten. Die Royal Horticultural Society führt heute 70 von ihnen auf. Zunehmend tauchen die Sorten aber auch im Sortiment hiesiger Staudengärtner auf. Denn die vielfältigen Pflänzchen passen wunderbar in kleine Gärten.

So kann das Gelb der Blüten pastellzart sein wie etwa bei 'Coffee Cream'. Außerdem gibt es schneeweiße Sorten wie 'Single Cream', gelblich-grüne wie 'Limelight' und orange- oder kupferfarbene wie 'Orange Sorbet' und 'Cuprea'. Aber was ist das schon gemessen an den zweifarbigen Scharbockskräutern: Dazu gehören 'Bantam Egg' mit goldgelbem Zentrum und weißen Blütenzipfeln, 'Coppernob', die Orange mit Weiß kombiniert oder 'Aurantiacum', die das orangefarbene Zentrum mit Gelb verbindet.

Übertrumpft werden sie alle von den dicht gefüllten Sorten. 'Flore Pleno' beispielsweise öffnet sich wie eine winzige Seerose mit innen zitronengelben, außen grün überlaufenen Blütenblättchen. 'Double Cream' zeigt das gleiche Schauspiel in Cremegelb mit Graugrün. 'Damerham' überrascht mit ganz regelmäßig aufgebauter goldgelber Füllung.

'Collarette' wirkt mit ihrem Kranz aus acht schmalen Blütenblättchen rund um den dicht gefüllten Knopf in der Mitte wie eine kleine Kostbarkeit. Fast lässt sie darüber vergessen, wie schön sie sich bereits vor der Blüte präsentiert mit dem frischgrünen Laub, das silberne Flecken und eine dunkle Mittelzeichnung trägt. Noch auffälliger kann es 'Brambling', die Purpur, Silber und Grün auf ihren Blättern mischt. Voller Klarheit zeigt sich dagegen 'Brazen Hussy' mit purpurschwarzem Laub, das in herrlichem Kontrast zu den goldgelben Blüten steht.

- An schattigen, ausreichend feuchten Plätzen gedeihen Scharbockskräuter gut.

- Bald nach der Blüte ziehen sie ein. Sommergrüne Arten wie Sterndolde (Astrantia), Herzblume (Dicentra) oder Farne verdecken die dann kahlen Plätze.

- Die Sämlinge der Scharbockskraut-Sorten zeigen meist andere Eigenschaften als die Eltern. So können reizvolle Varianten entstehen. Wer die Sorten aber rein erhalten will, zupft Sämlinge besser aus.

- Gefüllte Sorten säen sich nicht aus. Sie sind unfruchtbar, denn ihre Staubgefäße haben sich in Blütenblätter verwandelt.