Wie eine perfekte Tischordnung gelingt
Dresden/Berlin/dpa. - Denn werden die Gäste nicht so platziert, dass sie sich wohl fühlen und ihren Tischnachbarn sympathisch finden, ist die Stimmung schnell im Keller. Bei beruflichen Anlässen gilt außerdem, dass sich die Gäste beim Sitzplatz in ihrem beruflichen Rang bestätigt fühlen sollen.
Um Fauxpas zu umgehen, sollte der Gastgeber zunächst den Charakter der Veranstaltung festlegen: «Soll die Stimmung bei Tisch ausgelassen sein, sollen sich die Tischnachbarn also angeregt unterhalten können, oder ist eher eine gedämpfte Unterhaltung erwünscht?» - das ist die erste wichtige Frage, sagt Günter Wolf, der in Dresden einen Butler- Service gegründet hat und Knigge-Seminare gibt. Schon das kann Hinweise auf die Wahl des Raums geben.
Die Zahl der Gäste bestimmt seine Größe allerdings weitaus mehr: «Jeder Gast will Bewegungsfreiheit haben. Oft steht jemand auf, geht kurz raus und will sich nicht an den Anderen vorbeiquetschen müssen», erklärt Wolf. Denn ob es sich um eine private oder geschäftliche Feier handelt: Die wichtigste Aufgabe eines Gastgebers sei, dafür zu sorgen, dass die Gäste einen schönen Abend haben, sagt der Stiltrainer Jan Schaumann aus Berlin. Und das hänge zum großen Teil auch von der Tischordnung ab.
Dabei können verschiedene Charaktere bewusst zusammengesetzt oder mit Absicht bei Tisch getrennt werden: «Leute, bei denen bekannt ist, dass sie sich nicht leiden können, sollten nicht gerade zusammen sitzen», sagt Wolf. «Und wenn die Tischnachbarn völlig unterschiedliche Interessen haben, wird sich wohl auch kein interessantes Gespräch zwischen beiden ergeben», ergänzt Schaumann.
Benimm-Trainerin Monika Brett aus Baden-Baden rät dazu, Paare an einer großen Tafel durchaus mal zu trennen. So hätten beide die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen. Das gelte aber nicht für neues Glück: «Paare, die schon lange zusammen sind, können getrennt voneinander platziert werden», sagt Wolf. «Frisch Verliebte dagegen wollen sicher gern zusammensitzen, und dieser Wunsch sollte respektiert werden.» Eine Grundregel gibt es aber: Pärchen, die getrennt platziert werden, sollten auf jeden Fall Blickkontakt haben können.
Bei offiziellen und geschäftlichen Feiern ist die Platzverteilung in erster Linie Ausdruck der Rangordnung: «Je höher der geschäftliche Rang, desto näher sitzt der Gast beim Gastgeber», erklärt Wolf. Der Ranghöchste ist dabei Tischgast der Gastgeberin und wird links von ihr platziert. Die ranghöchste Dame sitzt rechts neben dem Hausherrn. Ansonsten gilt: Der Geschäftsführer hat einen höheren Rang als ein Angestellter - und je größer die Firma, desto wichtiger der Chef.
«Hauptsache ist, dass sich der Gastgeber entscheiden kann. Gerade, wenn zwei Gäste gleichrangig sind, kann das schwierig werden», sagt Schaumann. Denn es gibt noch ein paar andere Kriterien, die bei der Abwägung zu berücksichtigen sind: So bekommt zum Beispiel der Gast mit der längeren Anreise den Vorrang, und Alter geht vor Jugend.
Ebenso sollte bei geschäftlichen Banketts die Möglichkeit des sogenannten Networkings nicht verbaut werden: «Gerade Feiern, die einen geschäftlichen Hintergrund haben, dienen oft auch dem Knüpfen von Kontakten. Die Leute wollen ein Netzwerk aufbauen und eventuell neue Geschäftspartner kennenlernen», sagt Schaumann. Auch das müsse beim Festlegen der Tischordnung bedacht werden.
Bei privaten Partys dagegen darf die Rangordnung beim Platzieren außen vor bleiben. «Viel wichtiger ist: Wer passt zu wem? Und haben sich die Leute auch etwas zu erzählen?», sagt Schaumann. Die Gäste wiederum sollten die vom Gastgeber festgelegte Tischordnung respektieren - alles andere wäre unhöflich. Hat doch einmal jemand den Wunsch, woanders zu sitzen, können die Sitzplätze zwar noch kurzfristig getauscht werden. Das müsse dann aber so diskret wie möglich geschehen, rät Wolf: «Sonst kommen andere auch noch an und wollen umgesetzt werden. Dann wäre das Chaos perfekt.»
Bei größeren Feierlichkeiten gibt es im Grundsatz zwei Möglichkeiten, die Tische zu stellen: Bei der sogenannten französischen Tafel sitzen alle an einem langem Tisch. Die Gastgeber - sofern es mehrere sind - sitzen sich gegenüber in der Mitte, links und rechts neben ihnen werden die wichtigsten Gäste platziert. Bei Variante zwei werden mehrere Bankett-Tische im Raum verteilt, an denen eine bestimmt Anzahl von Gästen sitzt. Auch hier nehmen die Wichtigsten neben dem Gastgeber Platz.