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Wenn Herrchen arbeitet: Tagesmutti passt auf Hunde auf

Von Ursula Winkler 22.10.2007, 14:24

Ingelheim/dpa. - Donnerstag, 8.00 Uhr morgens in Ingelheim - Tanja Haller verabschiedet sich von ihrem Anton, er wird die kommenden Stunden bei seiner Tagesmutter verbringen. Schwanzwedelnd wird er von seinen Spielkameraden Max und Saida begrüßt.

Denn Anton ist ein Dalmatinerrüde und seine Tagesmutter Tanja Brahm betreibt mit ihrem «Tiertaxi» eines von mehreren Ganztages-Betreuungsangeboten für Hunde in Rheinland-Pfalz. «Anfangs, als Anton noch ganz jung war, hatte ich ihn manchmal mit im Büro dabei, wenn sich gar keine andere Möglichkeit fand», erzählt Haller.

Dass dies keine Dauerlösung für die Vollzeit-Berufstätige sein konnte, zeigte sich schnell: «Man kann den Ansprüchen des Hundes im Büroalltag einfach nicht gerecht werden.» Zum Beispiel habe er damals nur in ihrer Mittagspause ein wenig Auslauf gehabt, im Tiertaxi dagegen gehen die Betreuer mit Anton und seinen «Kollegen» bis zu drei Mal am Tag Gassi, den Rest der Zeit verbringen die Hunde auf dem Hof oder dem eigenen, rund 2000 Quadratmeter großen Rheingrundstück.

In der Regel werden im Tiertaxi zwei bis drei «Gäste» zusätzlich zu den beiden eigenen Hunden betreut. Heute sind der Malteser Max, der Dalmatiner Anton und der Schäferhund-Labrador-Mischling Saida da - die Kapazitäten sind ausgeschöpft. «Ich konnte durch einen Verkehrsunfall meinen früheren Job nicht mehr ausüben. Da kam uns die Idee mit dem Tiertaxi», sagt Tanja Brahm. Inzwischen ist aus dem geplanten Halbtagsjob ein bis zu 16-Stunden-Tag geworden und sowohl ihr Mann Arne, als auch ihre Schwiegereltern helfen regelmäßig mit.

Ob ein Hund ins «Team» passt, muss aber immer getestet werden: erst geht man gemeinsam Gassi, dann folgt ein Testlauf mit den anderen Hunden. «Wenn ein Hund nicht passt, muss man sich trennen», sagt Arne Brahm. Anton passt auf jeden Fall in die Gruppe: Er ist seit Februar drei bis vier Mal wöchentlich im Hort, obwohl seine Halterin Tanja Haller anfangs skeptisch war. «Ich hätte ihn eigentlich niemandem gerne anvertraut. Anfangs habe ich noch drei Mal am Tag angerufen, inzwischen nur noch einmal», sagt sie.

«Neben dem Hundehort bieten wir auch Gassigehen an, besuchen Haustiere, deren Besitzer im Urlaub sind und nehmen in der Ferienzeit Käfigtiere an. Und es gibt noch das Tiertaxi, das Fahrten bis zu 60 Kilometer rund um Ingelheim annimmt», erklärt Arne Brahm. Prompt klingelt das Taxi-Telefon - der Hund einer Kundin muss zur Tier-Reha nach Rheinböllen.

Doch nicht nur Käfigtiere sind in Rheinland-Pfalz in der Urlaubszeit gut versorgt - auch für Hunde gibt es Angebote, wie beispielsweise die Hundepension von Mirjam Cordt in Erbes-Büdesheim (Kreis Alzey-Worms). Die Bezeichnung «Pension» darf in ihrem Falle wörtlich genommen werden: die Hunde sind nicht etwa Gitter an Gitter in Zwingern untergebracht, sondern in 15 gefliesten Zimmern. Je nach Verträglichkeit werden die tierischen Familienmitglieder einem Einzelzimmer zugeordnet oder teilen sich eine Unterkunft. «DOG-InForm» heißt das Konzept, dass Cordt seit 2002 betreibt.

Ebenfalls angeschlossen ist eine Hundeschule, in der Hund und Herrchen zum Beispiel im Einzelunterricht von Grundgehorsam bis zur besonderen Schulung bei verhaltensauffälligen Hunden ausgebildet werden. Daneben gibt es Seminare und Workshops. Cordt weiß aus Erfahrung, dass viele Hundebesitzer die Tierhaltung vor der Anschaffung unterschätzen. Die Welpen seien einfach so niedlich, dass oft eine unpassende Rasse gewählt oder die familiäre Situation nicht bedacht werde, sagt sie. Daher schätzt sie augenzwinkernd, dass sie zu 90 Prozent die Halter und nur zu zehn Prozent deren Hunde erzieht.

Tiertaxi: www.tiertaxi-ingelheim.de

Hundeerziehung in der Hundeschule: www.dog-inform.de