Weihnachtskunst aus dem Erzgebirge sucht neue Wege
Chemnitz/dpa. - Der wohl teuerste Nussknacker des Erzgebirges steht noch immer in einer Glasvitrine der Kunstgewerbe-Werkstätten in Olbernhau (Erzgebirgskreis). Ein Diamant mit 24 Karat schmückt die Gürtelschnalle, Ornamente aus Blattgold zieren die rote Jacke.
Mehr als 20 000 Euro kostet der nur 35 Zentimeter große Mann aus Holz. «Wir wollten sehen, ob es für so etwas Exquisites Kunden gibt», sagt Verkaufsleiter Peter Gräfe. Bis jetzt habe sich aber noch kein Liebhaber gefunden, weder in den USA noch in Russland. Mit neuen Ideen mühen sich die Hersteller von Weihnachts- und Räuchermännern, Lichterengeln und Christbaumschmuck im Erzgebirge um Käufer.
«Das Hauptgeschäft wird weiter von den traditionellen Weihnachtsfiguren bestimmt», sagt Gräfe. «Der Weihnachtsmann trägt zwar weiter Rot, aber die Hersteller suchen auch neue Wege, um sich neue Zielgruppen zu erschließen.» So versuchen die Kunstgewerbe-Werkstätten bei ihren Figuren verschiedene Materialien zu kombinieren und tüfteln an neuen Formen. Die Figur des Petrus mit Kristall-Steinen, Himmelstor und zwei Engeln etwa ist gut 200 Euro zu haben. «Durch das Glas bekommen die Figuren einen Glitzer-Effekt. Das haben die Leute angenommen», sagt Gräfe.
«Die Branche hat Angst, mit den traditionellen Sachen zu verstauben», sagt der Chef der Erzgebirgischen Holzkunst Gahlenz (Mittelsachsen), Gundolf Berger. Viele Figuren würden jetzt «witziger» gemacht, um auch jüngere Leute anzusprechen. Zudem: «Wenn ich auf Messen keine Neuheiten anbiete, kommen die Händler erst gar nicht.» Sein Unternehmen hat etwa die Engel-Kollektion «Sternkopf» aufgelegt: Stilisierte Leuchter-Engel in länglich-fließenden Formen und in kräftige Farben getaucht. «Sexy Lady», «Black Beauty» oder «Sweet Romance» nennen sich diese Kreationen. «Die einen lieben sie, die anderen hassen sie», sagt Berger. Die Serie gehe dennoch erstaunlich gut über den Ladentisch.
Mittlerweile ließen sich bei Weihnachtsartikeln sogar Modetrends ausmachen, sagt Berger. So sei etwa bei Adventsleuchtern Mitte der 90er Jahre Naturholz gefragt gewesen. Heute werde ein Anstrich mit glänzenden Farben geschätzt. Rund 45 Mitarbeiter hat das Unternehmen in Gahlenz bei Oederan (Mittelsachsen). Es produziert die kleinen Figuren auch im Großformat wie etwa den mehr als drei Meter großen Weihnachtsmann auf dem Weihnachtsmarkt in Annaberg oder die mit 14,62 Metern größte Weihnachtspyramide der Welt, die auf dem Dresdner Striezelmarkt steht. Im Depot lagert ein mehr als sieben Meter großer Lichter-Bergmann, ein Lichter-Engel soll folgen.
«Als wir vor 20 Jahren mit modernem Design anfingen, haben uns die anderen Hersteller ausgelacht», sagt Peggy Köhler von der Werkstatt Björn Köhler Kunsthandwerk aus Eppendorf (Mittelsachsen). «Inzwischen sind viele auf diesen Zug aufgesprungen.» Für die Köhler-Figuren sind stilisierte Formen und transparente, dunkle Farben charakteristisch, durch die die Holzmaserung hindurchschimmert. Mittlerweile liefert die Firma in die USA, nach Japan und neuerdings auch nach Finnland. Die Lichter-Engel und Räucherfiguren von Holzgestalter Matthias Hillig aus Gröbersdorf (Mittelsachsen) im Erzgebirge sind eher schmal, schlank, humorvoll. So etwa feine Damen im Zwirn der 20er Jahren als Räuchermännel. «Am Anfang war das für die Leute gewöhnungsbedürftig», sagt Betty Hillig. Inzwischen gebe es Sammler seiner Figuren.
Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau: www.kwo-olbernhau.de
Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker: www.erzgebirge.org
Erzgebirgische Holzkunst Gahlenz: www.gahlenz.de
Kunsthandwerk Köhler: www.bjoern-koehler.de
Erzgebirgische Figuren: www.hillig-art.de