Volljährig ohne Freund Volljährig ohne Freund: 18 Jahre alt und ungeküsst
Fürth/Greifswald/dpa. - Es sei deprimierend zu sehen, was einige 14- und 15-Jährige schon alles erleben. "Es geht mir aber gar nicht darum, nur einen Freund zu haben, um dazuzugehören", sagt sie. "Ich sehne mich vielmehr nach einem Partner, der mich liebt und immer für mich da ist - also nach Geborgenheit."
Die 18-Jährige ist mit diesem Wunsch und ihren Sorgen nicht allein. Denn während die Medien regelmäßig darüber berichten, dass Jungen und Mädchen beim ersten Sex immer jünger sind, haben andere auch als Volljährige noch nicht einmal geküsst.
Selbstbewusst auftreten
"Einigen 18-Jährigen ist das egal, doch viele machen sich Gedanken über ihre Situation und fragen sich 'Liegt es an mir, ist etwas nicht in Ordnung mit mir?'", sagt Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) in Fürth. "Sie setzen sich unter Druck und ärgern sich über dumme Sprüche von anderen." Auf diese Hänseleien sollten sie sich gar nicht erst einlassen, sagt Gerth. "Man muss sich vor niemandem rechtfertigen, nur weil man noch keinen Partner hat." Auch wenn es schwer ist, rät er, selbstbewusst aufzutreten und den anderen klarzumachen: "Das ist meine Sache, mischt Euch da nicht ein." Hilfreich könne es sein, sich Sätze zurechtzulegen wie "Lieber einmal der Richtige, als dreimal der Falsche".
Das sieht Markus Hammer aus Greifswald ähnlich. "Es lohnt sich nicht, auf Fragen einzugehen, warum man noch keinen Freund oder keine Freundin hat", findet der psychologische Berater. Auch guten Freunden könne man sagen "Gut, ich bin nicht liiert, aber es stört mich, wenn ihr mich immer wieder darauf ansprecht".
Betroffene sollten sich klar werden, ob sie tatsächlich unglücklich über das Single-Sein sind oder keine Lust auf eine feste Beziehung haben. "Manche Mädchen und Jungen genießen die Freiheit und Ungebundenheit", sagt Gerth. Wer jedoch auf der Suche nach einem Partner ist, kann dieses Ziel auch bewusst und konsequent verfolgen. "Man sollte dabei nicht verkrampfen, sondern sich auf die eigenen Stärken besinnen und Freunde und Hobbys suchen, bei denen man sich wohl fühlt", rät Hammer. "Nur dann hat man eine positive Ausstrahlung, und das ist bei der Partnersuche wichtig." Angst, sich dabei zu blamieren, haben viele. "Man muss nicht immer cool sein", findet Hammer. Eine gewisse Unsicherheit sei gerade beim ersten Gespräch normal.
Kontakt auf Partys
"Wer schüchtern ist, sollte das akzeptieren, denn wenn man etwas bekämpft, wird es nur noch stärker." Besser sei, diese Angst humorvoll und selbstbewusst zu thematisieren: "Guck Dir das mal an, jetzt zittere ich sogar ein bisschen!" Das löst die Verkrampfung. Dennoch wird es nur in den seltensten Fällen gleich beim ersten Date mit einer festen Beziehung klappen. "Dann sollte man sich aber nicht auf die eine Sache versteifen und sich beim nächsten Kandidaten sagen 'Der muss es jetzt werden'", warnt Gerth. Stattdessen kann man sich kleinere Ziele setzen und beispielsweise vornehmen, bei der Party am Abend mit einer unbekannten Person zu reden - und bei der nächsten Fete ein bisschen zu flirten. "Man muss sich klar sein, dass man eigentlich nichts zu verlieren hat", sagt Gerth. "Auch ein gutes Gespräch kann ein Erfolg sein, es muss ja nicht immer sofort die feste Beziehung sein."