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Verhütung mit Thermometer und Tabelle

Von Juliane Mroz 04.07.2007, 07:06

Offenbach/dpa. - Es gibt eine Verhütungsmethode, die ähnlich sicher ist wie die Pille, nicht in den Hormonhaushalt eingreift und obendrein kaum etwas kostet: Die Natürliche Familienplanung (NFP).

Dabei beobachten Frauen die Signale ihres Körpers, um so ihre fruchtbaren Tage zu ermitteln. Einer der positiven Nebeneffekte ist ein besseres Gefühl für den eigenen Körper.

«Die Frauen, die bei mir NFP, genauer gesagt die symptothermale Methode mit Temperatur messen und Schleimbeobachtung, lernen, sind meistens hoch überrascht, wie einfach das ist», sagt die Ärztin und Pro-Familia-Beraterin Bettina Witte de Galbassini aus Offenbach. Bei der symptothermalen Methode misst die Frau morgens vor dem Aufstehen ihre Körpertemperatur und trägt den Wert in eine Kurve ein. Steigt die Temperatur deutlich an und bleibt erhöht, ist das ein Zeichen dafür, dass der Eisprung vorüber ist.

Um die Sicherheit der Methode zu erhöhen, werden weitere Körperzeichen beobachtet. Naht die fruchtbare Phase, wird der Schleim am Scheideneingang bei vielen Frauen reichlicher, flüssiger und oft auch «spinnbar», das heißt, er lässt sich zwischen zwei Fingern zu einem Faden ziehen. Viele Frauen prüfen zusätzlich Form und Lage des Muttermunds oder tragen den so genannten Mittelschmerz - einen Schmerz, den Frauen in der Zeit des Eisprungs manchmal im Unterleib spüren - in ihre Tabelle ein.

Verhütet eine Frau mit Hilfe von NFP, liegt der so genannte Pearl-Index unter eins. Das heißt, von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit dieser Methode verhüten, wird statistisch gesehen weniger als eine schwanger. «Theoretisch müsste eine Frau bei der sympthothermalen Methode an sechs Tagen pro Zyklus auf Verkehr verzichten. Praktisch sind es eher zehn bis elf Tage», sagt Ursula Sottong, Leiterin der Arbeitsgruppe Natürliche Familienplanung der Malteser-Werke in Köln.

Etwa acht Tage vor und drei Tage nach dem angenommenen Eisprung sollten Paare, die mit NFP verhüten, entweder auf Geschlechtsverkehr verzichten oder ein Kondom oder ein Diaphragma verwenden. In der restlichen Zeit können Anwenderinnen ohne Verhütungsmittel mit ihrem Partner schlafen, sagt Witte de Galbassini. Das Vorurteil, dass eine Frau ganz regelmäßig leben müsse um NFP anzuwenden, stimme nicht. Nach ein paar Zyklen haben die meisten Anwenderinnen genug Erfahrung, um Ausreißer in der Kurve, die beispielsweise durch Schlafmangel, Alkohol oder Erkältungen entstehen können, rechnerisch auszugleichen.

Ebenso wie Pro Familia hat auch die AG NFP ein deutschlandweites Netz von Beraterinnen und Beratern, bei denen Frauen sich über die Natürliche Familienplanung informieren und während der ersten Zyklen begleiten lassen können.

Wenn die Partnerin mit NFP anfängt, kann das auch für einen Mann ein Anlass sein, sich näher mit dem Thema Verhütung zu beschäftigen, sagt Sylvia Heil-Schlehuber von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) in München. «Manche Männer interessieren sich sehr dafür und verfolgen den Zyklus mit - andere machen nur mit, weil ihre Frau das so will.»

Literatur: Petra Frank, Elisabeth Raith-Paula, Jutta Sadlik, Ursula Sottong: Natürlich und sicher. Trias, ISBN 978-3-830-43241-8, 12,95 Euro

Pro-Familia: www.profamilia.de

Natürliche Familienplanung: www.nfp-online.de

Forum für natürlich Familienplanung: www.nfp-forum.de