Trauer Trauer: Wenn der Partner stirbt
BERLIN/HAMBURG/DPA. - Der Tod des Lebenspartners stellt die Hinterbliebenen vor große Herausforderungen. Schmerz und Trauer, vielleicht auch Erleichterung nach einem langen Leiden, überwältigen die Witwen und Witwer. Neben diesen Gefühlen gilt es nun, den Alltag als Alleinstehender zu bewältigen. "Heutzutage sind Goldene Hochzeiten keine Seltenheit, das heißt, die Paare haben oft sehr lange zusammen gelebt", sagt Insa Fooken, Professorin für Psychologie an der Universität Siegen. "Dann kommt die Frage auf: Wie geht es nun für mich weiter?"
Für Frauen ist die Wahrscheinlichkeit größer, einmal ein Leben als Witwe zu führen, da ihre Lebenserwartung höher ist als bei Männern. "Tritt der Tod des Partners plötzlich ein, steht der Schock im Vordergrund, es folgt eine längere orientierungslose Phase als vielleicht bei Verwitweten, die ihren kranken Partner lange gepflegt haben", sagt Silke Haase, niedergelassene Psychotherapeutin in Berlin. Für die Angehörigen und Freunde bedeutet das, genau zuzuhören, was dem Verbliebenen nun wichtig ist und welche Hilfe er braucht.
Entscheidend ist nach Auskunft der Experten, sich Zeit zu geben, mit dem einschneidenden Ereignis fertig zu werden. "Das erste Jahr nach dem Tod ist auf jeden Fall schwierig", sagt Silke Haase. "Alles wird zum ersten Mal ohne den Partner erlebt, Weihnachten, Feste, Jahreszeiten." In vielen Regionen sei zu Recht die Rede von einem traditionellen Trauerjahr.
Doch wer sind eigentlich die besten Ansprechpartner für Witwer und Witwen? "Eine Faustregel sagt, dass im ersten halben Jahr die Kinder und enge Angehörige wichtiger sind als Freunde", sagt Insa Fooken. Danach sei es ratsam, sich nach außen zu öffnen und die Kinder zu entlasten. Für viele sei es tröstlich, Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Ärzten, Psychologen oder Pfarrern zu haben. "Das ist aber sehr unterschiedlich. Manche suchen Kontakt zu anderen Verwitweten, andere möchten eher jemanden um sich, der neutral ist."
Enttäuschend ist für viele Verbliebene auch der Verlust von Freundschaften nach dem Tod des Partners. Vor allem gesellige Kontakte, bei denen es um Unbeschwertheit geht, sind laut der Hamburger Professorin für Soziologie Bettina Hollstein gefährdet. Stabiler seien enge Freundschaften oder Kontakte bei gemeinsamen Interessen wie Musik oder Sport. "Schwierig sind manchmal auch Freundschaften zu Ehepaaren, mit denen man früher immer paarweise unterwegs war", sagt Insa Fooken. "Andererseits sagen viele Verwitwete: Da stehen auf einmal Leute, von denen ich das nicht gedacht habe. Und andere, von denen ich dachte, dass ich auf sie zählen kann, kommen nicht." Die Psychologin empfiehlt genau hinzuschauen, wer sich als Hilfe anbietet. "Vielleicht ist da jemand in der zweiten Reihe, den ich vorher gar nicht gesehen habe."
So schwierig das neue Leben auch sein mag - laut Silke Haase offenbart sich für viele auch eine Chance: "Man kann sich noch einmal neu orientieren, vielleicht alte oder neue Interessen aufleben lassen", sagt die Psychologin.
Mit einem gewissen Abstand zum Todestag würden viele Verwitwete sich neue Hobbys suchen, durch die dann neue Bekanntschaften entständen. Je nach Persönlichkeit hielten manche Menschen aber auch an ihrem alten Leben fest und hätten kein Interesse an Veränderung, fügt Insa Fooken hinzu.
Auf Witwer wird viel mehr zugegangen und Hilfe angeboten, weil doch die Sorge herrscht: Schafft der das alleine?" Männer in älteren Generationen sind hingegen oft für die finanziellen Dinge des Haushalts zuständig gewesen. Witwen müssen sich da nun einarbeiten, zusätzlich stehen Aufgaben wie der Erbschein und das Beantragen von Witwenrente auf dem Plan. "Man ist in den ersten Monaten meist gar nicht in der Lage und willens, sich mit den notwendigen bürokratischen Aspekten zu beschäftigen", sagt Betina Hollstein.
Wenn hier niemand zur Seite stehe, könne es sein, dass Wichtiges manchmal erst zu spät in Angriff genommen wird und man finanzielle Ansprüche verliert. "Insbesondere Verwandte sind gefragt, den Verwitweten zu helfen", sagt Hollstein.